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Öland

Öland

Titel: Öland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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Marnäs folgt. Das zweistöckige Bahnhofsgebäude aus Holz
     steht allein hinter der Ortsausfahrt, es ist ein kombinierter
     Post- und Eisenbahnverkehrsbahnhof.
    Das Gleis ist leer. Sein Zug ist noch nicht eingetroffen.
    Nils ist in seinem Leben schon dreimal nach Borgholm und
     zurück gefahren und weiß deshalb, wie sich ein Reisender
     verhält. Er betritt das Bahnhofsgebäude, in dem es ganz still
     ist, geht zum Schalter und löst eine einfache Fahrkarte in
     die Stadt.
    Die mürrische Frau hinter dem Eisengitter sieht ihn durch
     ihre Brillengläser an und wendet den Blick schnell wieder ab,
     um ihm die Fahrkarte auszustellen. Ihre Stahlfeder kratzt
     laut über das Papier.
    Nils wartet nervös, er fühlt sich beobachtet. Etwa ein halbes Dutzend Menschen, die meisten Männer in ordentlich
     geknöpften Anzügen, sitzt in der Wartehalle auf Holzbänken. Sie warten allein oder in Gruppen, viele von ihnen tragen schwarze Ledertaschen. Nils ist der Einzige mit Rucksack
     und Koffer.
    »Bitte schön. Letzter Wagen, Nummer drei.«
    Nils bekommt die Fahrkarte ausgehändigt, bezahlt und
     geht auf den Bahnsteig. Nach wenigen Minuten rollt die Lokomotive langsam in den Bahnhof, zieht drei rot lackierte Waggons hinter sich her.
    Eine enorme Kraft steckt in der schwarzen, qualmenden
     Dampflokomotive, als sie mit quietschenden Bremsen langsamer wird und vor dem Bahnhofsgebäude zum Stehen
     kommt.
    Nils steigt in den letzten Wagen. Der Stationsvorsteher ruft
     hinterihm etwas, und die Türen zum Bahnhof öffnen sich,
     und die anderen Reisenden kommen heraus.
    Nils dreht sich auf dem Treppenabsatz um und starrt sie
     stumm an, woraufhin sie sich entscheiden, in den anderen
     Waggons einen Platz zu suchen.
    Der Wagen ist dunkel und menschenleer. Nils legt seinen
     Koffer auf die Gepäckablage und setzt sich ans Fenster, mit
     Aussicht über die Alvar und dem Rucksack an seiner Seite.
     Der Zug setzt sich mit einem Ruck schwerfällig in Bewegung.
     Nils schließt die Augen und atmet erleichtert auf.
    Dann hält der Zug mit einem Zischen wieder an.
    Nils öffnet die Augen, wartet. Er ist noch immer allein in
     seinem Wagen.
    Eine Minute vergeht, eine zweite. Stimmt etwas nicht?
    Schließlich nimmt der Zug seine Fahrt wieder auf. Er wird
     immer schneller, und Nils sieht das Bahnhofsgebäude vorbeigleiten und aus seinem Blickfeld verschwinden. Kühle Luft
     zieht durch die Ritzen im Fensterrahmen wie eine Brise am
     Strand von Stenvik.
    Nils legt die Hand auf den Rucksack, öffnet ihn und lehnt
     sich entspannt zurück. Der Zug wird immer schneller. Die
     Lokomotive pfeift.
    Plötzlich wird die Tür zu seinem Waggon geöffnet.
    Nils dreht sich um.
    Eingroß gewachsenerManninschwarzerUniformmitglänzenden Knöpfen und Mütze kommt herein. Er sieht Nils an.
    »Nils Kant aus Stenvik«, sagt der Mann mit ernstem Gesichtsausdruck.
    Das ist keine Frage, aber Nils nickt automatisch.
    Er sitzt wie angenagelt auf seinem Platz und spürt, wie der
     Zug über die Alvar rast. Die grünbraune Landschaft vor dem
     Fenster, blauer Himmel. Nils will den Zug anhalten und abspringen, er will zurück in die Alvar. Aber der Zug rattert,
     und der Wind heult.
    »Gut.«
    Der Mann lässt sich schwer auf den Platz gegenüber von
     Nils fallen und sitzt so nahe bei ihm, dass sich ihre Knie fast
     berühren. Er zieht seine Jacke zurecht, die trotz der Hitze
     akkurat zugeknöpft ist. Seine Stirn unter dem Schirm der
     Uniformmütze glänzt schweißnass. Nils kennt ihn. Es ist
     Kommissar Henriksson aus Marnäs.
    »Nils«, sagt Henriksson, als würden sich die beiden schon
     lange kennen, »hast du vor, nach Borgholm zu fahren?«
    Nils nickt langsam.
    »Willst du dort jemanden besuchen?«, fragt Henriksson
     weiter.
    Nils schüttelt den Kopf.
    »Was hast du dann für Pläne?«
    Nils gibt keine Antwort.
    Der Kommissar sieht aus dem Fenster.
    »Wie dem auch sei, wir können ja ein Stück des Wegs zusammen reisen«, sagt er, »und uns ein wenig unterhalten.«
    Nils bleibt weiter stumm.
    Der Kommissar fährt fort:
    »Als man mich angerufen und mir erzählt hat, dass du diesen Zug nimmst, habe ich darum gebeten, noch einen Moment mit der Abfahrt zu warten, damit ich mitfahren kann.«
     Er sieht Nils in die Augen. »Ich möchte gerne mit dir reden, verstehst du, über deine langen Spaziergänge durch die
     Alvar …«
    Der Zug verliert an Fahrt, steuert eine Haltestelle zwischen
     Marnäs und Borgholm an. Eine kleine, von Apfelbäumen umgebene Holzhütte

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