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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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wirklich von Remontoire stammte. Machen Sie sich
Sorgen?«
    »Nein«, sagte Scorpio. »Und wissen Sie auch, warum?
Weil weder sie noch ich noch sonst jemand etwas tun kann. Das Schiff
ist nicht mehr aufzuhalten, und gegen das, was immer da oben darauf
wartet, sind wir ebenfalls machtlos.«
    »Wir können entscheiden, ob wir ihm folgen wollen oder
nicht«, sagte Vasko.
    Das Schwein warf ihm aus schmalen Augen einen müden oder
verächtlichen Blick zu. »Sie irren sich«, sagte er. »Wir können das entscheiden – und damit meine
ich Khouri und mich. Sie sind nur Fahrgast.«
    Vasko überlegte, ob er wortlos auf seinen Platz
zurückkehren sollte, doch dann beschloss er, sich nicht so
abfertigen zu lassen. Obwohl es Nacht war, konnte er die Wölbung
von Ararats Horizont jetzt deutlich erkennen. Er war auf dem Weg ins
All. Das hatte er sich gewünscht, seit er denken konnte. Aber er
hatte sich alles ganz anders vorgestellt, keine Reise in eine
ungewisse Zukunft voller Gefahren. Nun lag ihm die Angst wie ein
Stein im Magen und verdarb ihm die Freude an dem großen
Abenteuer.
    »Ich habe mir das Recht verdient, hier zu sein«, sagte
er ruhig, aber so laut, dass das Schwein es hören musste.
»Auras Zukunft geht auch mich an.«
    »Sie sind nicht dumm, Malinin, aber davon verstehen Sie gar
nichts.«
    »Ich bin mit betroffen.«
    »Sie wurden mit hineingezogen. Das ist nicht das
Gleiche.«
    Vasko wollte etwas sagen, doch in diesem Moment begannen alle
Displays im Umkreis des Piloten zu flackern, und das Shuttle machte
einen Satz.
    »Störungen auf allen Kommunikationsfrequenzen«,
meldete der Pilot. »Wir haben die Verbindung zu den Transpondern
auf dem Planeten und zu Lager eins verloren. Hier draußen gibt
es jede Menge elektromagnetisches Rauschen – stärker als
gewöhnlich. Manches davon können die Sensoren nicht einmal
deuten. Die Avionik reagiert träge. Mir scheint, wir fliegen in
eine Blockadezone.«
    »Können Sie dicht an der Unendlichkeit bleiben?«, fragte Scorpio.
    »Ich fliege die Kiste hier mehr oder weniger manuell. Wenn
ich das Schiff als Bezugspunkt habe, werden wir uns nicht so leicht
verirren. Aber ich kann nichts versprechen.«
    »Höhe?«
    »Einhundertzwanzig Kilometer. Wir treten wohl in den
äußeren Bereich der Kampfsphäre ein.«
    Der Himmel hatte sich seit dem Start des Schiffes nicht dramatisch
verändert. Die Lichtzeichen waren verblasst, vielleicht hatte
Remontoire mitbekommen, dass seine Nachricht empfangen und befolgt
worden war. Vasko sah immer noch Lichtblitze, expandierende
Sphären und Bögen und gelegentlich einen Feuerschweif, wenn
ein Objekt die Atmosphäre streifte, aber außer dass die
Finsternis noch schwärzer geworden war, war alles mehr oder
weniger so, als stünde man noch auf der
Planetenoberfläche.
    Khouri kam nach hinten. »Ich höre Aura«, sagte sie.
»Sie ist jetzt wach.«
    »Gut«, erwiderte Scorpio.
    »Noch etwas. Ich habe Visionen. Aura sieht sie ebenfalls. Ich
denke, es sind die gleichen, wie Clavain und ich sie hatten, bevor
die Lage wirklich ernst wurde – die Strahlung von den
Kämpfen sickert wieder durch.«
    »Dann sind wir ganz dicht dran«, sagte Vasko. »Ich
nehme an, die Wölfe blockierten die Signale, solange sie
konnten, um zu verhindern, dass Remontoire so ohne weiteres eine
Nachricht absetzte. Aber jetzt sind wir so nahe, dass sie nicht mehr
alles abfangen können.«
    Von irgendwo hörte Vasko ein Geräusch, das er nicht
gleich einordnen konnte. Schrille, abgerissene Schreie, von Plastik
gedämpft. Er begriff, dass Aura weinte.
    »Sie protestiert«, sagte Khouri. »Es tut ihr
weh.«
    »Kontakt«, verkündete der Pilot.
»Radarsignale, fünfzig Kilometer, näher kommend. Eben
waren sie noch nicht da.«
    Das Shuttle macht einen heftigen Satz, Vasko und Khouri wurden zur
Seite geschleudert. Die Wände verformten sich, um den Aufprall
zu dämpfen, dennoch blieb Vasko kurz die Luft weg. »Was
soll das?«, keuchte er.
    »Die Unendlichkeit fliegt Ausweichmanöver. Sie
hat die Radarechos auch gesehen. Ich versuche nur mitzuhalten.«
Der Pilot warf einen Blick auf die Anzeige. »Dreißig
Kilometer.
    Zwanzig, und langsamer werdend. Die Blockade wird stärker.
Sieht nicht gut aus, Leute.«
    »Tun Sie Ihr Bestes«, sagte Scorpio. »Alle anderen
– anschnallen. Es wird ungemütlich.«
    Vasko und Khouri gingen nach hinten, wo Valensin und seine
Maschinen weiter über Aura wachten. Sie zappelte noch, hatte
aber wenigstens zu weinen aufgehört. Vasko wünschte,

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