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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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nichts mehr an.
    Ein Manipulator mit scharfer Klinge schlug nach Vasko. Er zog den
Bauch ein und schuf so einen Zwischenraum zwischen seinem Körper
und der Maschine. Aber er war zu langsam. Die Klinge durchschnitt
seine Kleidung. Die eisige Berührung verriet ihm, dass er
verletzt war. Er fiel nach hinten, prallte gegen die Wand und trat
mit den Füßen nach dem breiten Fußteil des
Servomaten. Die Maschine fiel klirrend gegen ihren Gefährten.
Die zuckenden Arme verfingen sich ineinander, die Messerklingen
sprühten Funken.
    Vasko fasste sich an die Brust und tastete mit den Fingern durch
den Riss im Stoff. Blut floss ihm über die Hand. »Holen Sie
Scorpio«, rief er Valensin zu.
    Doch der war bereits unterwegs. In seiner rechten Hand blinkte
etwas: ein surrender Metallschatten, ein messerförmiger
Silberfleck. Ein Blick auf die Maschinen und auf Vasko mit seinen
blutigen Fingern genügte. Die Servomaten hätten sich
inzwischen befreit, der eine, der noch aufrecht stand, zerrte am
Fuß des Inkubators und versuchte ihn aufzureißen. Scorpio
fauchte und stieß sein Messer in den Panzer der Maschine. Die
Klinge glitt durch das graugrüne Material, als wäre es gar
nicht da. Sicherungen brannten zischend durch, die beschädigte
Mechanik schwirrte und klapperte. Das Messer heulte auf, entwand sich
Scorpios Fingern und fiel zu Boden, wo es surrend und flimmernd
liegen blieb.
    Der Servomat war zusammengebrochen und regte sich nicht mehr. Die
Arme waren noch ausgestreckt, aber nicht mehr in Aktion.
    Scorpio kniete nieder, hob das Piezomesser auf, schaltete die
Klinge ab und steckte es in die Scheide zurück.
    Draußen war die Wand aus Unterdrückermaschinen
inzwischen in greifbare Nähe gerückt. Zwischen einigen
Teilen zuckten und tanzten bläulich rote Blitze.
    »Könnte mir jemand erklären, was eben vorgefallen
ist?«, verlangte Scorpio barsch.
    »Aura«, sagte Vasko und wischte sich die blutige Hand an
seiner Hose ab. »Aura wollte die Servomaten gegen sich selbst
richten.« Er war immer noch atemlos und konnte kaum sprechen.
»Sie wollte sich umbringen. Die Würfel sollen sie nicht
lebend erwischen.«
    Khouri hustete. Ihre Augen erinnerten an ein Tier in der Falle.
»Töte mich, Scorp. Noch ist es nicht zu spät. Du musst
es tun!«
    »Nach allem, was wir durchgestanden haben?«, fragte
er.
    »Ihr müsst nach Hela«, sagte sie. »Quaiche
finden. Mit den Schatten verhandeln. Sie wissen
Bescheid.«
    »Verdammt«, sagte Scorpio.
    Vasko sah, wie das Schwein abermals das Messer aus der Scheide
zog. Scorpio starrte auf die inaktive Klinge nieder. Seine Lippen
kräuselten sich angewidert. Wollte er sie wirklich benutzen,
oder würde er sie von sich werfen, bevor ihn die Umstände
abermals zwängen, sie gegen jemanden einzusetzen, der ihm teuer
war?
    Ohne es zu wollen, obwohl er spürte, wie seine eigenen
Kräfte schwanden, streckte Vasko den Arm aus und fasste das
Schwein am Ärmel. »Nein«, sagte er. »Tun
Sie’s nicht. Sie dürfen sie nicht töten.«
    Aus den Zügen des Schweins sprach eine unbändige
Wut.
    Aber Vasko hielt den Ärmel fest, und Scorpios Anatomie
verhinderte, dass er das Messer mit einer Hand aktivierte.
    »Malinin. Lassen Sie los!«
    »Scorp, hören Sie mir zu! Es muss einen anderen Weg
geben. Wir haben einen hohen Preis für sie bezahlt… wir
können sie jetzt nicht einfach wegwerfen, auch wenn sie es
selbst verlangt.«
    »Glauben Sie, ich kenne ihren Wert nicht?«
    Vasko schüttelte den Kopf. Was sollte er noch sagen? Er war
fast am Ende seiner Kräfte. Wahrscheinlich war seine Verletzung
nicht allzu schwer, aber die Wunde ging tief, und er war
todmüde.
    Scorpio wollte ihn abschütteln. Sie sahen sich unverwandt an.
Das Schwein war stärker, dachte Vasko, aber er hatte den
besseren Hebel und war wendiger.
    »Lassen Sie das Messer fallen, Scorp!«
    »Ich bringe Sie um, Malinin.«
    »Moment mal«, sagte Valensin sanft, nahm seine Brille ab
und putzte sie mit dem Saum seines Uniformrocks. »Moment mal,
alle beide. Vielleicht sollten Sie einmal nach draußen
schauen.«
    Ohne den Kampf um das Messer aufzugeben, befolgten sie seinen
Rat.
    Im Eifer des Gefechts war ihnen völlig entgangen, was sich
außerhalb des Shuttles abspielte. Die Sehnsucht nach
Unendlichkeit begann sich zu wehren. Geschützrohre hatten
sich durch die durch die vielfältigen, detailreichen
Rumpfschichten geschoben, die bei den Transformationen des Captains
entstanden waren. Es waren nicht die Weltraumgeschütze, erkannte
Vasko, nicht

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