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Offene Rechnungen

Offene Rechnungen

Titel: Offene Rechnungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacobsen Harald
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Kartons gewesen. Lange hatte die Ware nie dort versteckt werden müssen und nachdem Robert erst einmal die Zeiten der Wachleute ausbaldowert hatte, lief es bestens.
»Was machen Sie denn hier?«
Die Frage in seinem Rücken vor rund drei Monaten hatte Robert nahezu einen Herzinfarkt beschert. Er hatte gerade den letzten Karton in den kleinen Nebenraum gebracht, als Reinhard Sonntag urplötzlich in der Küche erschienen war. Das war der zweite Zeitpunkt, an dem sein Lügengebilde zum Zusammenbruch verdonnert schien. Robert war viel zu geschockt, um eine sinnvolle Ausrede erfinden zu können. Er schilderte die wirklichen Gründe und baute darauf, dass der Vater nicht seine eigene Tochter anzeigen würde. Sicher konnte Robert sich zu der Zeit zwar nicht sein, aber ihm blieb schlicht keine andere Wahl. Reinhard Sonntag reagierte mit zunächst unverständlicher Nervosität, die allerdings mit dem überraschenden Auftritt von Monika Landau eine erstaunliche Erklärung fand. Während die halbnackte Frau des Unternehmensberaters sich umgehend aus dem Staub machte, standen die beiden auf frischer Tat ertappten Männer in der Küche. Beim Verzehr zweier Flaschen Rotwein entstand eine neue Allianz, sodass Reinhard Sonntag unversehens ein Geschäftspartner von Robert wurde. Miriam erfuhr natürlich kein Wort darüber, denn sonst hätte sie die Affäre ihres Vaters mitbekommen.
»Und ich dachte immer noch, dass das Schicksal es gut mit mir meinen würde. Oh, Mann«, stöhnte Robert ungläubig.
Eine Weile sah es auch danach aus, bis es zum Zwischenfall mit Ariane auf dem Schulausflug kam. Wieso musste sie ausgerechnet zu dieser Stunde in der Kantine auftauchen? Miriam und er hatten sich die Einnahmen der letzten Verkäufe geteilt. Die Freude über das viele Geld führte zu einer spontanen Umarmung, die ansonsten keinerlei Bedeutung hatte. Doch Ariane interpretierte sie natürlich völlig falsch, hinzu kam der anhaltende Stress zwischen ihnen. Robert wollte das Verhältnis neu beleben, aber Ariane wies ihn vehement zurück.
»Du geilst dich beim Anblick der Mädchen auf und willst dann mit mir ins Bett steigen? Du bist ein Schwein, Robert!«
Voller Abscheu hatten ihn die rehbraunen Augen gemustert. Die gleichen Augen, die ihn vorher voller Sehnsucht oder Erregung angesehen hatten. Ariane tobte wie eine Furie, während Miriam sich längst davon gemacht hatte. Sie überhäufte Robert mit wüsten Vorwürfen und verstieg sich in Drohungen, die ihn in die Ecke drängten.
»Wenn du das Maul aufmachst, spreche ich mit Bolzin und deinem Mann über unsere kleine Affäre. Dann stehst du mit deinen Vorwürfen nur noch als das dar, was du bist: Eine eifersüchtige, abgewiesene alte Frau, die sich an ihrem Liebhaber rächen will!«
Jedes seiner Worte hatte Robert in diesem Augenblick todernst gemeint und in Arianes Augen wuchs die Angst, wie er damals zufrieden erkannt hatte. Zurück in Rendsburg lief sein Leben zunächst wie gewohnt weiter, doch dann stand unvermittelt Ralph Wiese auf dem Schulhof. Robert fuhr beim Anblick des Kripobeamten und Ehemanns von Ariane ein höllischer Schreck in die Glieder. Der Hauptkommissar fragte wegen dem Zwischenfall während des Schulausfluges herum, verfolgte vielleicht auch Robert. Der steckte dem Rektor und einer besonders schwatzsüchtigen Kollegen die Geschichte von einem sexuellen Übergriff durch Schüler. Wie gewünscht sprang der Polizist auf die Lüge an und verfolgte diese falsche Spur. Dann die nächste Begegnung mitten in der Nacht im Zentrum, wo Robert die Fassung verloren hatte. Er hatte außer der Reihe einen Karton mit Designerkleidung in den Lagerraum schaffen wollen, als ihn ein Geräusch erstarren ließ. Roberts Blick flog automatisch die Galerien entlang nach oben und so entdeckte er für einen winzigen Moment das bleiche Gesicht des Hauptkommissars im dritten Stockwerk. Er stellte umgehend den Karton ab und hetzte über die Treppen nach oben, bevor ihn jemand bemerken konnte. In Robert tobte die nackte Panik und beim Anblick des Polizisten setzten alle vernünftigen Überlegungen aus. Er näherte sich dem ins Foyer hinunterspähenden Ehemann von Ariane und versetzte dem überraschten Beobachter einen starken Stoß vor die Brust. Die Wucht des Stoßes reichte aus, um Ralph Wiese ohne Chance auf Gegenwehr über das hüfthohe Geländer zu katapultieren.
»Was wolltest du bloß da?«, stöhnte Robert auf, als er den entsetzlichen Anblick des zerschmetterten Kopfes vor sich sah.
Trotz seiner

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