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Offene Rechnungen

Offene Rechnungen

Titel: Offene Rechnungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacobsen Harald
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sich für das Haus in Form eines Schiffsbugs entschieden haben. Weitere Gedanken ersparte er sich während der Überfahrt über den Kanal, stattdessen besah er sich die wenigen Radfahrer und Fußgänger, die neben den sechs Fahrzeugen auf die Fähre gekommen waren. Rentner und Schüler, soweit Frank es einschätzen konnte.
»Aha, doch nicht das nachgemachte Schiff«, brummte Frank, als das Navigationsgerät ihm die restliche Strecke bis zum Geschäftshaus anzeigte.
Drei Minuten später stieg Frank an einem quadratischen, dreistöckigen Haus aus dem Passat. Alle Fronten waren aus Glas und verliehen dem Gebäude einen transparenten Eindruck. Sein Blick streifte über eine Übersichtstafel am Eingang zum Parkplatz, die alle im Gebäude angesiedelten Unternehmen anzeigte. Eine der typischen Mischungen aus Dienstleistungsunternehmen und Neugründungen technischer Firmen. Da der Aprilwind seine offene Lederjacke aufblähte und sich unangenehm am Körper bemerkbar machte, stopfte Frank die Fäuste in die Jackentaschen und marschierte auf den Haupteingang zu.
     
    *
     
    Simon Vester hielt sich ein wenig abseits, während
Esther im Foyer des Zentrums stand und zur Brüstung im dritten Stock hinaufstarrte. Dort oben hatte offenbar ein Kampf stattgefunden, in dessen Verlauf Ralph Wiese über die Umrandung in die Tiefe gestürzt war. Als die Oberkommissarin den Blick senkte und nach den Spuren der Blutlache auf dem Fußboden Ausschau hielt, sprach Norbert Martens sie an.
»Hallo, Frau Kommissarin. Gibt es Neuigkeiten?«
Der Angestellte sah Esther fragend an. Vor zwei Tagen hatte er zu Dienstbeginn den grausigen Fund gemacht und war seitdem krankgeschrieben. Es hatte ihn große Überwindung gekostet, der Bitte um Anwesenheit Folge zu leisten.
»Nein, wir ermitteln noch. Staatsanwalt Wolter hat um einen Ortstermin gebeten. Mehr weiß ich leider auch nicht.«
Esther Helmholtz räumte ihr Unwissen freimütig ein, so wie Simon es von ihr gewohnt war. Der Arzt spürte ihre Verunsicherung und ahnte, wie hart die Ermittlungen für seine Freundin sein mussten. Ralph Wiese und seine Frau zählten zu den wenigen Freunden der Oberkommissarin und nun lag es an ihr, die grausame Tat aufzuklären.
»Frau Helmholtz?«, fragte eine raue Männerstimme in ihrem Rücken.
Esther und Simon wandten sich um und schauten einem hochgewachsenen Mann mit halblangen Haaren in dessen forschende grüne Augen.
»Ja, das bin ich. Kann ich Ihnen helfen?«
»Umgekehrt wird wohl eher ein Schuh draus. Hauptkommissar Frank Reuter vom LKA. Sie sind dann vermutlich Dr. Vester. Richtig?«
Nachlässig hielt der Mann seinen Dienstausweis hoch, ließ seinen Blick ungeniert über Esthers Erscheinung wandern. Frank registrierte die fast männliche Art seiner Rendsburger Kollegin in Bezug auf ihre Kleidung. Sicherlich praktisch bei der täglichen Arbeit und zugleich wenig feminin. In ihren braunen Augen las er Verwunderung und verfluchte innerlich den Staatsanwalt, der ihn offensichtlich bewusst in diese Situation um Kompetenzfragen gebracht hatte.
Verblüfft starrte Simon den Mann in den schwarzen Jeans, offenem Hemd und Lederjacke, an. In seiner lässigen Art wirkte der Hauptkommissar bedrohlich auf Simon, so wie es alle zu selbstbewussten Männer schon immer getan hatten.
»LKA? Wieso sind Sie hier?«
Als die Eingangstür des Zentrums aufflog und Staatsanwalt Wolter mit langen Schritten auf sie zukam, beschlich Simon eine böse Vorahnung. Der Hauptkommissar beantwortete Esthers Frage nicht, sondern schaute zum heraneilenden Staatsanwalt.
»Wolter. Sie sind Hauptkommissar Reuter aus Kiel?«
Der Mann vom LKA nickte und sah Wolter nur fragend an. Er machte sich nicht einmal die Mühe, die Hände aus den Taschen der Lederjacke zu nehmen. Wenn der Staatsanwalt schon gleich am Anfang dumme Spielchen suchte, würde er ihn entsprechend behandeln.
»Oberkommissarin Helmholtz und Dr. Vester haben Sie ja bereits kennengelernt. Sehr schön. Das ist übrigens Herr Martens, der den toten Kollegen gefunden hat.«
Simon bemerkte die Nervosität bei Clemens, der den fragenden Blicken Esthers auswich und sich stattdessen an Norbert Martens wandte.
»Erzählen Sie bitte noch einmal, wie Sie den Toten entdeckt haben.«
Mit leiser Stimme berichtete der Angestellte, aber er wurde mehrfach von Hauptkommissar Reuter unterbrochen. Allein die förmliche Belehrung erfolgte in einem Ton, die jeden normalen Bürger verunsichern musste. Simon spürte die Verärgerung von Esther, weil ihr Kollege aus

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