Offene Rechnungen
Entwicklung in Kenntnis gesetzt und Wolter kümmerte sich bereits um die Entlassung von Ariane Wiese aus der JVA Neumünster.
»Was geschieht denn jetzt mit Harmsen?«
Juliane sah zu Gerd Pietschmann, der ebenfalls zu der Versammlung in Esthers Büro in der Inspektion gestoßen war.
»Seine geistige Verfassung lässt eine Unterbringung in der Justizvollzugsanstalt vorerst nicht zu. Er wird in die geschlossen Abteilung der Fachklinik in Schleswig eingewiesen. Ich habe die entsprechenden Papiere unterschrieben und bereits mit meinem Vater gesprochen«, übernahm die Psychologin die Beantwortung.
»War er denn noch bei vollem Verstand, als ihr mit ihm in der Schule gesprochen habt? Keine Anzeichen von geistiger Verwirrung oder psychischer Labilität?«, fragte Simon die beiden Kriminalbeamten.
Frank und Esther schüttelten den Kopf.
»Nein, er wirkte absolut souverän. Nur die übliche Nervosität, wenn man von der Polizei befragt wird«
Auch im Nachhinein konnte Esther die Haltung von Robert Harmsen nicht anders interpretieren. Sie hatte mit Frank ebenfalls darüber diskutiert, ob ihnen mögliche Anzeichen einer psychischen Verwirrung entgangen waren. Doch beide Beamten konnten keine solchen Hinweise in der Rückschau erkennen.
»Und Landau hatte an der Tür gelauscht und musste daher sterben?«, versuchte Kommissar Pietschmann auch die letzten Puzzelteilchen an ihren Platz zu bekommen.
»Ja, soweit das wirre Geständnis es hergibt. Es muss ein Streitgespräch zwischen Reinhard Sonntag und Robert Harmsen im Zentrum gegeben haben. Angeblich wurde es von Landau belauscht und er hätte die beiden anzeigen können. Deswegen kam Harmsen auf den perfiden Einfall mit dem Wagen von Ariane Wiese. Er wusste um den Verdacht gegen sie und kannte ihre Angewohnheit, meistens die Garage nicht abzuschließen.«
Esther erinnerte sich mit Schaudern an die wirren Aussagen des Sportlehrers, der nach seiner Festnahme einfach nicht zu reden aufhören wollte. Tatsächlich schien er den Golf aus der Garage geholt zu haben, wobei er zusätzliches Glück mit einem steckenden Zündschlüssel hatte. Dann stellte er die Falle für Landau auf und brachte den beschädigten Golf zurück in die Garage. Da Ariane wie immer in dieser Zeit mehrere Schlaftabletten genommen hatte, um wenigstens einige Stunden unbeschwert schlafen zu können, bekam sie nichts von der ganzen Aktion mit.
»Eigentlich kann Harmsen einem leid tun. Er wollte nur seine Familie glücklich machen und ist immer tiefer in die Klemme geraten«, sinnierte Simon laut vor sich hin.
Lauter Protest schlug ihm von den Beamten entgegen, doch Juliane verteidigte den Arzt.
»Na, kommt! So ganz unrecht hat Simon nun aber wirklich nicht. Wie viele Dinge mussten zusammenkommen, damit Harmsen überhaupt in diese Hehlerei verwickelt wurde. Das entschuldigt niemals seine Handlungsweisen, aber der Zusammenbruch am Ende beweist doch, dass er selbst mit der Entwicklung völlig überfordert war.«
Simon warf Juliane einen dankbaren Blick zu, den sie mit einem Lächeln erwiderte.
»Schön und gut. Dennoch ist er zweifacher Mörder und wäre fast sogar zum dreifachen Mörder geworden. Entweder wird er sehr lange Zeit in der geschlossenen Abteilung in Schleswig verbringen oder, wenn sich sein Zustand verbessert, viele Jahre hinter Gittern verleben«, zog Frank das schlichte Resümee. Er war nur froh, dass der Mord an Ralph Wiese aufgeklärt werden konnte und es zum Schluss kein weiteres Unglück gegeben hatte. Sobald er seinen Bericht für den Staatsanwalt fertig hatte, wollte er aus dem Hotel auschecken und nach Kiel zurückfahren. Ihm lag auf einmal sehr viel daran, seine störrische Tochter in die Arme schließen zu können!
ENDE
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