Oft
ahnte, wie die Antwort lauten würde.
»Was glaubst du?«, erwiderte er kalt. »Ich werde das Sorgerecht für ihn beantragen.«
13
Sekundenlang starrte Lauren Ryan entsetzt an, dann schüttelte sie vehement den Kopf.
»Nein, das werde ich nicht zulassen«, platzte sie heraus, »auf gar keinen Fall.«
»Ich glaube kaum, dass du eine Wahl haben wirst«, erklärte er kühl. »Jeder Richter wird sich auf meine Seite stellen, wenn ich erzähle, dass du mir zehn Jahre lang mein Kind vorenthalten hast.«
»Das kannst du nicht machen«, flüsterte sie tonlos.
»Ach, kann ich das nicht?«, gab er schneidend zurück. »Du durftest mir verwehren, mich um meinen Sohn zu kümmern und ihn aufwachsen zu sehen, aber ich darf keinen Anspruch auf ihn erheben, oder wie?«
Verzweifelt hob sie die Hände. »Ich bitte dich, denk doch an Timmy. Er ist völlig ahnungslos und wird den Schock seines Lebens bekommen. Willst du ihm das wirklich antun?«
»Du bist diejenige, die ihm das antut, nicht ich. Hast du denn auch nur eine Minute an ihn gedacht, als du dich dafür entschieden hast, mir zu verheimlichen, dass du ein Kind erwartest?«
Ryans Stimme klang bitter, und sie zuckte unter seinen anklagenden Worten zusammen.
»Ja, das habe ich, sogar sehr oft«, sagte sie leise. »Ich hielt es für besser so, aber inzwischen ist mir bewusst geworden, dass ich wohl einen Fehler gemacht habe.«
»Allerdings«, gab er grimmig zurück. »Warum Lauren? Warum zum Teufel hast du mir keinen Ton davon erzählt? Wir haben uns geliebt, wir wollten zusammenbleiben, haben sogar von Heirat gesprochen – was zur Hölle hast du dir dabei gedacht?«
Tränen stiegen ihr in die Augen. »Ich war gerade mal sechzehn, und du neunzehn – wie kannst du da von Liebe sprechen? Wir waren doch noch halbe Kinder, was zwischen uns war, war reine Neugier und kindliches Herumexperimentieren, mehr nicht.«
»Ach, so ist das«, fuhr er sie wütend an. »Deine ganzen Liebesschwüre damals waren also nie ernst gemeint, oder? Ich war für dich wohl nur der Idiot, mit dem du den Sex ausprobieren wolltest, ja?«
»Nein, so war das nicht«, hilflos hob sie die Hände, »aber wir waren viel zu jung für eine feste Bindung, es wäre niemals gut gegangen.«
Er stieß ein zynisches Lachen aus. »Und das wusstest du mit deiner endlosen Weisheit damals natürlich schon. Hast du es deswegen vorgezogen, dein Kind lieber alleine großzuziehen, als es mit mir zu versuchen? Oder wolltest du noch ein paar andere Kerle ausprobieren? Hast du gehofft, ein anderer könnte dir das geben, was ich ja offenbar nicht konnte?«
Lauren wurde kreidebleich. »Wie kannst du so etwas sagen?«
»Weil ich es nicht begreife. Wir waren glücklich, wir hatten Pläne für unsere Zukunft, und du schmeißt von einem Tag auf den anderen alles hin. Und nun erfahre ich zusätzlich, dass du zu diesem Zeitpunkt bereits wusstest, dass du ein Kind von mir bekommst. Lauren, ich verstehe das einfach nicht – erklär es mir.«
Er klang so unsagbar verletzt, und sie zögerte kurz.
Dann schüttelte sie den Kopf. »Es ist, wie es ist, und es lässt sich jetzt nicht mehr ändern«, sagte sie leise. »Es tut mir sehr leid, aber ich kann es nicht rückgängig machen. Ich erwarte nicht, dass du mir verzeihst, doch ich bitte dich inständig, Timmy nicht für meinen Fehler büßen zu lassen. Er weiß nichts von dir, ich habe ihm nie etwas über dich erzählt, und es würde ihn völlig aus der Bahn werfen, wenn er plötzlich die Wahrheit erfährt – willst du das?«
»Und was schlägst du vor?«, wollte er wissen.
»Es wäre das Beste, wenn du wieder gehen würdest. Lass alles, wie es ist, und erspare Timmy unnötigen Kummer.«
Ungläubig starrte er sie an. »Das ist nicht dein Ernst, oder? Du wirst doch nicht wirklich annehmen, dass ich verschwinde, und so tue, als wäre nichts gewesen? Ich möchte meinen Sohn sehen und kennenlernen und an seinem Leben teilhaben, und versuchen, wenigstens ein bisschen der verlorenen Zeit aufzuholen. Das ist wohl das Mindeste, was ich verlangen kann, und das lasse ich mir von dir nicht verwehren.«
»Und wie willst du das anstellen, ohne ihm die Wahrheit zu sagen?«, fragte sie ahnungsvoll.
Er überlegte einen Moment. »Wir hatten doch sowieso ausgemacht, dass ich dir beim Renovieren helfe. Außerdem wohne ich hier und du hattest ja offenbar die Absicht, mit Timmy in Joes Wohnung zu ziehen. Es sollte also nicht so schwer sein, den Kontakt zwischen uns zu vertiefen, ohne dass er
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