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Oft

Oft

Titel: Oft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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und obwohl er keineswegs vorgehabt hatte, ihr zu nahe zu kommen, fanden sich ihre Lippen nach einer Weile wie von alleine zu einem zärtlichen Kuss.
    Er selbst war darüber mehr erschrocken als Lauren. Bis zu diesem Moment hatte er nie irgendwelche Absichten in dieser Richtung gehabt, weder war er in sie verliebt, noch hatte er ein körperliches Verlangen nach ihr verspürt. Sie war einfach nur die kleine Schwester seines besten Freundes gewesen.
    Doch als er sie jetzt so im Arm hielt, und spürte, wie weich und warm sie sich anfühlte, war es, als hätte jemand plötzlich einen Schalter in seinem Kopf umgelegt. Auf einmal wollte er sie nur noch festhalten, sie beschützen, ihr die Liebe geben, die sie zu Hause vergeblich suchte. Ihr schien es nicht anders zu ergehen, sie erwiderte seinen Kuss mit einer Hingabe, die ihm beinahe Angst machte, und sie hielten sich in den Armen, bis Callan schließlich nach ein paar Stunden auftauchte.
    »Er hat sich wieder beruhigt, es ist alles okay«, verkündete er, ohne die leicht verlegenen Gesichter der beiden zu bemerken. »Ich nehme Lauren jetzt mit nach Hause.«
    Sie folgte ihrem Bruder nach draußen, und an der Tür wandte sie sich noch einmal zu Ryan um.
    »Bis bald«, sagte sie leise, und in ihren Augen lag ein stummes Versprechen.
    Von diesem Tag an hatten sie sich öfter getroffen, natürlich immer nur heimlich. Weder der alte McDermott noch Laurens Brüder durften etwas von der aufkeimenden Liebe zwischen ihnen wissen, immerhin war Lauren minderjährig. Es war nicht auszudenken, was passieren würde, wenn herauskäme, dass sie sich bereits nach kurzer Zeit nicht nur auf den Austausch von Küssen beschränkten.
    Anfangs hatte Ryan selbst ein äußerst schlechtes Gewissen deswegen, und er machte sich bittere Vorwürfe, dass er sich nicht besser unter Kontrolle hatte. Doch wenn Lauren dann in seinen Armen lag, ihm ihre Liebe ins Ohr flüsterte, und sie zusammen Pläne für die Zukunft schmiedeten, waren alle Bedenken vergessen.
    Er liebte es, mit ihr zu schlafen, trotz ihrer Jugend und Unerfahrenheit war sie eine zärtliche und gleichzeitig temperamentvolle Geliebte. Lediglich die Tatsache, dass es ihm nicht gelang, ihr die gleiche Erfüllung zu geben wie sie ihm, bedrückte ihn über alle Maßen. Was er auch tat, er brachte sie nicht dazu, sich vollständig fallen zu lassen. Obwohl er den Eindruck hatte, dass sie ihr Beisammensein jedes Mal genoss, war er ziemlich unglücklich darüber und fühlte sich als Versager.
    »Mach dir keine Gedanken deswegen, Liebling«, hatte sie ihm immer wieder ins Ohr geflüstert, wenn er sie schwer atmend und gleichzeitig enttäuscht in seinen Armen gehalten hatte. »Ich bin noch sehr jung und du bist der erste Mann für mich – ich muss mich erst daran gewöhnen. Lass mir einfach ein bisschen Zeit, es wird irgendwann von ganz alleine passieren. Trotzdem ist es schön, so wie es ist.«
    Nur zu gerne war er bereit, ihr zu glauben, er liebte sie und wollte sie genauso glücklich machen wie sie ihn. Doch sie waren gerade mal zwei Monate zusammen gewesen, als der Tag kam, an dem sie ihm von einer Minute auf die andere erklärte, dass es vorbei sei. Er hatte das Gefühl, als hätte man einen Eiskübel über ihm ausgeleert.
    »Was?«, sagte er ungläubig. »Das meinst du nicht ernst.«
    »Es ist besser so«, betonte sie ruhig.
    »Aber was ist mit unseren Zukunftsplänen?«, fragte er erschüttert. »Wir lieben uns doch und wir wollten heiraten – hast du das alles vergessen?«
    »Wir sind zu jung, um uns jetzt schon fest zu binden«, war ihre lapidare Erklärung gewesen.
    Er hatte gefleht, gebettelt, getobt, geschimpft, er hatte alles getan, um sie dazu zu bewegen, ihre Meinung zu ändern. Aber es war vergeblich, sie hielt unumstößlich an ihrer Entscheidung fest. Irgendwann wurde ihm schließlich klar, dass er sie verloren hatte, und es erschien ihm ebenso klar, dass nur sein Versagen der Grund dafür sein konnte.
    In dem Moment, als er das erkannte, war er rasend vor Wut. Wut auf sich selbst, dass er nicht in der Lage gewesen war, sie zu befriedigen, und Wut auf Lauren, dass sie ihm keine Chance mehr ließ, etwas daran zu ändern.
    Von einer Minute auf die andere schnitt er sich seine Liebe zu ihr aus seinem Herzen. Er begrub seine Gefühle unter einer meterhohen Schicht aus Eis und schwor sich, dass er sich nie mehr so verletzen lassen würde. Weder wollte er Lauren wiedersehen, noch würde er jemals einer anderen Frau gestatten, ihm so nahe

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