Oft
ausgemacht, dass ich Timmy sehen darf und mich um ihn kümmern kann. Aber wir haben uns darauf geeinigt, ihm zunächst nicht zu sagen, wer ich bin, um ihm einen Schock zu ersparen. Vielleicht findet sich irgendwann eine passende Gelegenheit, bis dahin werde ich einfach nur dein alter Freund Ryan sein.«
Dass er Lauren mehr oder weniger die Pistole auf die Brust gesetzt hatte, verschwieg er geflissentlich, und auch Joyce hielt es für besser, keinen Ton darüber zu verlieren. Das Ganze war eine Sache zwischen Lauren und Ryan, und weder Callan noch sie hatten das Recht, sich da einzumischen.
»Und Lauren und du?«, fragte Callan nach einem kurzen Moment des Schweigens. »Wenn ihr euch wirklich so sehr geliebt habt, wie du sagst – besteht denn eine Möglichkeit, dass …?«
»Nein«, unterbrach Ryan ihn schroff. »Das ist lange her und vorbei. Es geht jetzt lediglich um Timmy.« Nach einer kleinen Pause fügte er missmutig hinzu: »Außerdem ist sie ja wohl mit diesem Matthew verlobt und da werde ich mich bestimmt nicht dazwischendrängen.« Abrupt wechselte er das Thema. »Ich hoffe, dein Angebot mit dem Job gilt trotzdem noch, oder muss ich mich nach etwas anderem umsehen?«
»Das werde ich mir noch mal gründlich überlegen«, brummte Callan. Als er Ryans enttäuschtes Gesicht sah, schlug er ihm versöhnlich auf die Schulter. »Quatsch, du bist mein Freund, und das wird sich nicht ändern, natürlich bekommst du den Job.« Er grinste und ergänzte dann: »Ich bin da ganz eigennützig, ich kenne keinen anderen, der so mit den Pferden umgehen kann wie du. Außerdem brauche ich jemanden, der mir bald ein wenig den Rücken freihält, damit ich mich um meine Familie kümmern kann.«
Zärtlich streichelte er Joyce über den Bauch, und Ryan gab es einen kleinen Stich ins Herz. Er gönnte Callan sein Glück, doch gleichzeitig stieg erneut die Wut auf Lauren in ihm hoch, dass sie ihn so hintergangen hatte.
»Okay, ich denke, ich lasse euch dann jetzt wieder alleine«, nickte er und stand auf. »Danke, dass du mir zugehört hast.«
Er verabschiedete sich und Joyce begleitete ihn nach draußen.
»Ryan«, sagte sie leise, als er auf seinen Pick-up zugehen wollte, »ich weiß, dass es mich nichts angeht, ich möchte dich jedoch bitten, nichts Unüberlegtes zu tun. Was auch immer zwischen Lauren und dir passiert ist, lass Timmy nicht darunter leiden.«
»Das habe ich nicht vor«, brummte er, »doch nachdem ich nun weiß, dass ich einen Sohn habe, lasse ich mich nicht so ohne Weiteres wieder wegschicken.«
»Sicher, das erwartet auch niemand. Aber sei behutsam und tu ihm nicht weh – und Lauren ebenfalls nicht.«
Er runzelte die Stirn. »Ihr seid wohl sehr gut befreundet?«
»Ja, Lauren liegt mir wirklich am Herzen. Sie hat genug durchgemacht in ihrem Leben, das Letzte, was sie gebrauchen kann, ist noch mehr Ärger.«
Nach kurzem Nachdenken fragte er: »Dieser Kerl da, dieser Matt – liebt sie ihn?«
Joyce schaute ihn prüfend an. Trotz des trüben Lichts der kleinen Lampe über der Veranda konnte sie in seinen Augen deutlich erkennen, dass die Sache von damals keineswegs so endgültig vorbei war, wie er vorhin betont hatte.
Einen Moment lang war sie versucht, ihm zu erzählen, dass sich Laurens Begeisterung hinsichtlich ihrer Verlobung sehr in Grenzen hielt. Sie verspürte ein großes Mitgefühl für Ryan und hätte ihm gerne geholfen, zumal sie ahnte, dass auch Lauren immer noch Gefühle für ihn hatte. Doch dann sagte sie sich, dass es besser war, sich nicht einzumischen.
»Ich weiß es nicht«, wich sie daher einer direkten Antwort aus, »das musst du selbst herausfinden.«
17
Nachdem Lauren Timmy ins Bett gebracht hatte, kehrte sie mit gemischten Gefühlen wieder ins Wohnzimmer zurück, wo Matt auf sie wartete.
»Lauren, es wird Zeit, dass Timmy lernt, etwas mehr Respekt zu haben«, bekundete Matt sein Missfallen über Timmys Verhalten. »Es geht nicht, dass er ständig widerspricht, und versucht, seinen Willen durchzusetzen.«
»Das tut er überhaupt nicht«, nahm Lauren ihren Sohn in Schutz. »Meiner Meinung nach hat er sich keineswegs respektlos benommen.«
»Du bist viel zu nachsichtig mit ihm«, knurrte Matt, und als er Laurens betroffenes Gesicht bemerkte, beschloss er, rasch das Thema zu wechseln. »Wer ist eigentlich dieser Kerl da, dieser Ryan?«
»Das habe ich dir doch gesagt. Er ist ein alter Freund von Callan, und die beiden haben vereinbart, dass er mir beim Renovieren hilft, bis er
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