Oft
Ryan«, erklärte er ernsthaft und verschwand in seinem Zimmer, um seinen Rucksack zu holen.
Anschließend gab er Lauren noch einen feuchten Kuss auf die Wange und stürmte aus der Wohnung.
»Pass bitte gut auf ihn auf«, bat sie Ryan leise, bevor dieser ihm folgte. Sie reichte ihm eine kleine Schachtel. »Das ist ein Notfallmedikament. Timmy ist allergisch gegen einige Pflanzen, er bekommt dann manchmal Atemnot. Bitte achte darauf, dass du es immer bei dir hast.«
Er nickte. »Natürlich. Und mach dir keine Sorgen, ich werde nichts tun, was gefährlich werden kann«, versprach er. »Wir sind morgen auch nicht allzu spät zurück.«
Auf der Treppe drehte er sich noch einmal zu ihr um. »Danke, dass du deine Erlaubnis gegeben hast. Falls irgendetwas sein sollte, ich habe mein Handy dabei – die Nummer steht auf einem Zettel oben in meinem Zimmer.«
Bevor sie noch etwas sagen konnte, war er die Stufen hinabgehinkt und um die Hausecke verschwunden. Einen Moment schaute sie ihm nach, dachte daran, dass er die Nacht mit Timmy in einem Zelt unter dem Sternenhimmel verbringen würde, und wünschte sich plötzlich, sie hätte die beiden begleiten können.
21
Matt hatte irgendein Treffen mit Geschäftsfreunden und so verbrachte Lauren das Wochenende damit, in der Bar unten weiterzustreichen. Währenddessen erlebte Timmy einen spannenden und unterhaltsamen Ausflug mit seinem Vater. Als die beiden am Sonntagabend zurückkamen, war der Kleine kaum zu bremsen. Ununterbrochen erzählte er, was sie alles gemacht hatten, bis es Lauren schließlich irgendwann gelang, ihn ins Bett zu bugsieren.
Ryan war bereits vor einer Weile nach oben gegangen und so konnte Lauren sich wie üblich noch einen Moment zu Timmy ans Bett setzen.
»Es hat dir also gefallen«, sagte sie lächelnd und strich ihm liebevoll übers Haar.
»Es war toll«, bestätigte er strahlend, und wieder einmal stellte Lauren fest, wie sehr seine Augen denen seines Vaters ähnelten. »Bitte Mom, darf ich bald wieder so einen Ausflug mit Ryan unternehmen?«
»Wir werden sehen«, wich sie einer direkten Antwort aus. »Morgen ist erst einmal Halloween, dann kommt dein Geburtstag, und Matt wird sich bestimmt auch wünschen, dass wir ein wenig Zeit mit ihm verbringen.«
Bei der Erwähnung von Matts Namen verzog Timmy das Gesicht. »Muss das sein, Mom? Ich möchte viel lieber mit Ryan zusammen sein, der ist viel netter und mit ihm macht es viel mehr Spaß.«
»Timmy …«, wollte sie ihn unterbrechen, da fuhr er bereits fort: »Weißt du Mom, ich habe mir etwas überlegt. Eigentlich wollte ich zum Geburtstag ja ein Pferd und eine Spielkonsole haben, doch ich wünsche mir stattdessen etwas anderes.«
Ahnungsvoll hob sie die Augenbrauen. »Und das wäre?«
»Ich weiß, dass du Matt heiraten willst, weil du denkst, dass ich einen Vater brauche. Aber wenn ich schon einen Dad bekommen soll, dann möchte ich mir den gerne selbst aussuchen, und ich wünsche mir Ryan.«
Timmys offenes Geständnis hatte eine Flut widersprüchlichster Empfindungen in Lauren ausgelöst. Sie hatte sich zunächst nicht weiter dazu geäußert, sondern ihm lediglich gesagt, dass sie sich an einem der nächsten Tage noch einmal über dieses Thema unterhalten würden. Er schien damit zufrieden zu sein, und nachdem sie ihm wie gewohnt noch etwas vorgelesen hatte, schlief er ohne weitere Diskussionen ein.
Nun lag sie auf ihrem Bett und schwankte zwischen Zorn, Freude und Trauer.
Einerseits war sie fürchterlich wütend auf Ryan, dass er es innerhalb so kurzer Zeit geschafft hatte, ihr komplettes Leben auf den Kopf zu stellen und ihre Pläne zu untergraben.
Andererseits freute sie sich, dass Timmy ihn so sehr mochte. Sollte er wirklich irgendwann die Wahrheit erfahren, würde es eventuell nicht so schlimm werden, wie sie zunächst befürchtet hatte. Außerdem gönnte sie Ryan die Liebe seines Sohnes von ganzem Herzen. Sie hatte nach wie vor ein schlechtes Gewissen, dass sie ihm verwehrt hatte, Timmy aufwachsen zu sehen und sich an jedem kleinen Fortschritt zu erfreuen.
Hinzu kam die Trauer darüber, dass Timmys Wunsch sich nie erfüllen würde, zumindest nicht so, wie er es sich im Stillen vielleicht erhoffte. Ihr war klar, dass es Timmy nicht nur darum ging, einen Mann zu haben, zu dem er aufsehen und den er Dad nennen konnte. Genau wie sie sehnte er sich nach der Geborgenheit einer intakten Familie, aber das würde mit Ryan niemals infrage kommen.
Das Einzige, was ihr zu hoffen blieb,
Weitere Kostenlose Bücher