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Oft

Oft

Titel: Oft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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bei der Prügelei offenbar etwas abbekommen, sie war stark gerötet und nässte ein wenig.
    »Das sieht nicht gut aus«, stellte sie besorgt fest.
    »Was du nicht sagst«, erwiderte er zynisch, »tut mir leid, dass ich so abstoßend bin.«
    Sein Ton war so beißend, dass sie zusammenzuckte. »Das meine ich nicht«, sagte sie leise. »Setz dich hin, ich verbinde dir das.«
    Ohne seine Reaktion abzuwarten, drehte sie sich um, öffnete den kleinen Medizinschrank, nahm eine Jodsalbe, eine sterile Kompresse und einen Verband heraus, schaute ihn dann auffordernd an.
    Mit zusammengepressten Lippen hockte er sich auf den Rand der Badewanne und sie kniete sich vor ihn. Behutsam strich sie mit den Fingerspitzen über die Narbe an seinem Oberschenkel, bemerkte nicht, wie er scharf die Luft einsog. Der Anblick seiner Blessuren jagte eine Welle des Schmerzes durch sie hindurch und sie schloss kurz die Augen, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken.
    Im gleichen Augenblick sprang er auf und riss ihr das Verbandszeug aus der Hand. »Bemüh dich nicht, ich mache das selbst«, fuhr er sie an und strebte zur Tür.
    »Ryan …«, wollte sie ihn zurückhalten, aber er schüttelte nur den Kopf.
    »Lass es gut sein, ich sehe doch, wie sehr du dich ekelst.«
    Bevor sie noch etwas erwidern konnte, war er verschwunden und sie blieb wie vom Blitz getroffen zurück, schaute ihm unglücklich nach. Für einen kleinen Moment war sie versucht, ihm nach oben zu folgen, um ihm zu sagen, dass er sich irrte, dass sie ihn keineswegs abstoßend fand, ganz im Gegenteil.
    Sofort schüttelte sie diesen Gedanken von sich ab. Wenn sie jetzt zu ihm ging, würde er nur wieder denken, dass sie Mitleid mit ihm hätte, und das würde alles noch schlimmer machen. Mit müden Schritten lief sie zurück in die Wohnung und legte sich in ihr Bett, doch schlafen konnte sie noch lange nicht.
     
    Weitere Tage vergingen und zunächst sah es so aus, als würde sich die Situation allmählich normalisieren. Die Renovierung der Bar ging langsam voran, und obwohl Ryan seit der Begegnung im Bad noch distanzierter und kühler war als zuvor, arbeiteten sie gut zusammen. Er aß oft mit ihnen, kümmerte sich in jeder freien Minute liebevoll um Timmy, und der Kleine blühte regelrecht auf.
    Lauren traf sich ab und zu mit Matt, und zu ihrer Erleichterung verhielt er sich äußerst zurückhaltend und bedrängte sie nicht weiter. Er versuchte, sich mit Timmy zu beschäftigen, und angesichts ihrer Ermahnungen benahm dieser sich mustergültig, sodass die Treffen stets sehr friedlich und harmonisch verliefen. Die lauernden und wütenden Blicke, mit denen Matt Ryan bedachte, wenn er ihn in Timmys oder Laurens Nähe sah, fielen ihr nicht auf, und so schien zunächst alles in Ordnung zu sein.
    Dann kam Timmys Geburtstag. Bereits am frühen Morgen hopste er auf Laurens Bett herum und gab nicht eher Ruhe, bis sie aufgestanden war.
    »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, du kleine Nervensäge«, wünschte sie ihm ein paar Minuten später, als sie mit seiner Geburtstagstorte aus der Küche kam.
    Timmy wollte gerade die Kerzen auspusten, als es klopfte.
    »Das ist bestimmt Ryan«, rief er fröhlich und brauste zur Tür.
    Tatsächlich war es sein Vater, der ihn liebevoll umarmte, ihm gratulierte und ein großes Paket in die Hand drückte.
    »Aber das machst du erst heute Nachmittag auf«, mahnte er, »sonst kriegt deine Mom dich vermutlich nicht mehr in die Schule.«
    »Och.« Timmy zog eine Schnute, doch Lauren pflichtete Ryan bei.
    »Ryan hat recht, die Geschenke gibt es erst später.«
    In diesem Moment fiel ihr auf, dass Ryan sie irgendwie seltsam anschaute, und ihr wurde plötzlich bewusst, dass sie nicht angezogen war. Sie trug nur ein winziges Höschen und ein knappes Top. Als Timmy so gedrängelt hatte, hatte sie nicht damit gerechnet, dass Ryan schon um diese Uhrzeit hier auftauchen würde.
    »Ich gehe mich schnell anziehen, ihr könnt ja inzwischen die Kerzen auspusten und euch ein Stück Kuchen nehmen.«
    Eilig verschwand sie im Schlafzimmer, und mit zitternden Händen, die alleine von Ryans Blick herrührten, streifte sie sich rasch eine Jeans und ein Sweatshirt über.
    Einmal mehr musste sie sich eingestehen, dass ihre Gefühle für Ryan nach all den Jahren längst nicht erkaltet waren. Im Gegenteil, in den letzten Tagen war ihr deutlich bewusst geworden, dass sie sich noch stärker zu ihm hingezogen fühlte als je zuvor.
    »Hör auf damit, er hat dich erpresst und würde

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