Oft
oder? Wir haben uns auf Timmys Geburtstagsfeier gesehen.«
Sie lächelte. »Ja, natürlich. – Ryan, richtig?«
Neugierig warf er einen Blick auf die Staffelei. »Sieht gut aus«, sagte er anerkennend. »Sie haben wirklich Talent.«
»Danke, aber wollen wir nicht Du sagen? Ich komme mir sonst so schrecklich alt vor.«
Ryan lachte. »Von mir aus.«
»Gut. Ich wollte gerade eine kleine Pause machen, das lange Stehen strengt mich im Moment ein wenig an. Hast du Lust auf ein Stück Bananenkuchen?«
Kurz darauf saßen sie auf der Decke, Ryan ließ sich den Kuchen schmecken und sie unterhielten sich über alles Mögliche. Irgendwann kamen sie schließlich auf Timmy und Lauren zu sprechen.
»Er ist wirklich ein süßer Kerl, und wenn ich daran denke, wie schwer es ist, ein Kind alleine großzuziehen, muss ich sagen, Lauren hat das perfekt hinbekommen«, plauderte Melody wie immer unbefangen drauf los.
»Nun, jetzt, wo sie die Absicht hat, zu heiraten, dürfte es ja bald leichter werden.«
Melody verzog das Gesicht. »Das glaube ich kaum. Hast du dir diesen Matt mal genauer betrachtet? Er wirkt irgendwie so … ich weiß nicht, so berechnend und herrschsüchtig. Allein diese bösartigen Blicke an der Geburtstagsfeier, als du dich neben Timmy gesetzt hast – ich hatte den Eindruck, er wäre dir am liebsten an die Gurgel gegangen. Lauren ist so lieb und einfühlsam, sie hat etwas Besseres verdient als diesen eiskalten Kerl.« Sie schwieg einen Moment und fuhr dann nachdenklich fort: »Ich habe nicht das Gefühl, dass Lauren besonders glücklich mit ihm ist. Ich glaube, sie will ihn nur heiraten, weil sie Timmy eine Familie schaffen will.«
Ryan bemühte sich um ein unbeteiligtes Gesicht. »Wie kommst du denn darauf?«
»Ich weiß nicht, irgendwie war sie so emotionslos, als sie uns von der Verlobung erzählt hat, gar nicht so wie eine frisch verliebte Frau. Außerdem habe ich manchmal den Eindruck, als würde ihr Herz längst jemand anderem gehören.«
»Hat sie denn mal irgendetwas in dieser Richtung verlauten lassen?«
»Nein«, Melody schüttelte den Kopf, »aber sie hat oft so einen wehmütigen Ausdruck in den Augen, als würde sie an etwas denken, was lange zurückliegt. Vielleicht ist es Timmys Vater, vielleicht liebt sie ihn immer noch.«
Ryan schwieg, und auf einmal fiel Melody auf, dass er seltsam blass aussah.
»Warum interessiert dich das eigentlich so?«, fragte sie ungeniert, und als sie sah, dass er noch ein wenig weißer wurde, ahnte sie plötzlich, was los war. Entgegen ihrer sonstigen, offenen Art beschloss sie jedoch, nicht mit ihrer Vermutung herauszuplatzen. »Timmy scheint dich sehr zu mögen«, sagte sie stattdessen nur, und als er stumm nickte, fügte sie betont harmlos hinzu: »Ehrlich gesagt, könnte ich mir dich viel eher als seinen Stiefvater vorstellen als Matt. Du würdest auch gut zu Lauren passen, ihr drei würdet bestimmt eine nette Familie abgeben.«
»Ich bin nur ein guter Freund«, beeilte er sich zu sagen, doch sie hatte ihn genau beobachtet und das kurze Aufflackern in seinen Augen war ihr nicht entgangen.
»Entschuldige, ich wollte dich mit meinen Träumereien nicht in Verlegenheit bringen«, lachte sie jetzt, »meine Fantasie ist mal wieder mit mir durchgegangen. Vermutlich liegt es daran, dass ich so glücklich bin und deswegen alle anderen um mich herum genauso glücklich sehen möchte.«
»Schon gut«, erwiderte er mit einem wehmütigen Lächeln, »ich träume auch oft.«
Als Ryan am Abend nach Hause fuhr, fühlte er sich besser. Die lockere Unterhaltung mit Melody hatte ihm gutgetan, abgesehen davon, dass ihre Bemerkungen über Lauren ihm bewusst gemacht hatten, dass sein Benehmen vom Vorabend absolut indiskutabel gewesen war.
Ich muss mich bei ihr entschuldigen, dachte er, als er auf die Mainstreet einbog, und ich muss mit ihr reden. Sie mussten diese alte Geschichte ein für alle Mal klären, sonst würden sie beide ihres Lebens nicht mehr froh werden. Schon viel zu lange hatten sie das alles mit sich herumgetragen, und Timmy war das unschuldige Opfer, das letztendlich darunter leiden musste.
Er verstand auf einmal selbst nicht mehr, warum er so extrem reagiert hatte. Natürlich hatte die Sache mit seinem Bein ihm einen gehörigen Tiefschlag verpasst. Aber er hatte bisher nie unter mangelndem Selbstbewusstsein gelitten, er wusste, dass er gut aussah, er hatte nie Schwierigkeiten gehabt, bei einer Frau zu landen, weder vor Lauren, noch danach.
Doch
Weitere Kostenlose Bücher