Oft
irgendwie war es jetzt plötzlich anders, er fühlte sich unzulänglich und er war überzeugt, dass nicht nur die Narben an seinem Bein, sondern auch die alten Narben in seinem Herzen dafür verantwortlich waren.
»Nein«, murmelte er, während er seinen Wagen vor der Bar abstellte, »wir müssen uns aussprechen, vielleicht gibt es ja doch noch eine Chance für uns.«
Nachdem Lauren bemerkt hatte, dass Ryan sich unten nicht blicken ließ, fühlte sie sich noch schlechter als zuvor. Dennoch hielt sie an ihrem Entschluss, mit Matt zu sprechen, fest und lud ihn daher kurzfristig zum Abendessen ein.
Der Nachmittag zog sich quälend langsam dahin, und die Tatsache, dass Timmy dauernd nach Ryan fragte, trug auch nicht dazu bei, dass sie sich entspannte. Bei dem Gedanken an das bevorstehende Gespräch wurde ihr beinahe übel, und nervös sah sie alle fünf Minuten auf die Uhr, wünschte sich, sie hätte es schon hinter sich.
Gegen fünf gingen sie nach oben, sie bereitete das Essen zu, und als Matt um sechs Uhr erschien, saßen sie zunächst zu dritt am Tisch und aßen. Die anfänglich ruhige Stimmung schlug jedoch sehr schnell um.
Timmy, der enttäuscht war, dass Ryan den ganzen Nachmittag nicht da gewesen war, quengelte herum und wollte sein Gemüse nicht essen. Dies veranlasste Matt zu strengen Blicken und groben Kommentaren. Lauren, die sowieso schon völlig überreizt war, griff ein und schickte Timmy ins Bett.
»Tut mir leid«, entschuldigte sie sich anschließend bei Matt, »wir hatten wohl heute alle nicht so einen guten Tag.«
Sie rechnete mit einer giftigen Bemerkung, doch wider Erwarten war er ganz friedlich. Er setzte sich auf die Couch und zog sie neben sich.
»Schon gut Schatz, lass uns das vergessen«, murmelte er und fing an, sie zu küssen.
»Matt, ich muss mit dir reden«, sagte sie unbehaglich und rutschte ein Stück von ihm weg.
Er lächelte. »Das trifft sich gut, ich nämlich auch. Ich fliege morgen für zwei Wochen nach Maine, ich habe dort einige sehr luxuriöse Objekte zur Vermittlung angeboten bekommen, und will mir das vor Ort ansehen.«
»Nach Maine«, wiederholte sie überrascht und war im Stillen froh darüber.
Wenn er gleich hörte, dass sie ihn nicht mehr heiraten wollte, wäre er sicherlich sauer, und diese Reise würde ihn eventuell ein bisschen darüber hinwegtrösten.
»Ja, aber du musst nicht traurig sein, bis zu Thanksgiving bin ich auf jeden Fall wieder zurück, und dann legen wir endlich den Termin für unsere Trauung fest.«
»Matt, ich …«
»Lass uns jetzt nicht darüber diskutieren, okay?« Er zog sie erneut an sich. »Stattdessen würde ich gerne unseren Abschied ein wenig ausgedehnter zelebrieren, was hältst du davon?«
Bevor sie dazu kam etwas zu sagen, presste er seinen Mund auf den ihren, drängte seine Zunge hinein und knöpfte mit der anderen Hand ihre Bluse auf. Sie versuchte, ihn wegzuschieben, doch das schien ihn nur noch mehr anzustacheln, und gierig griff er nach dem Verschluss ihrer Jeans.
Im gleichen Moment ging die Wohnungstür auf und Ryan kam herein.
»Lauren, wir müssen …« Als er sah, was sich auf dem Sofa abspielte, hielt er abrupt inne. »Tut mir leid, ich wollte nicht stören«, sagte er mit versteinertem Gesicht.
Grinsend löste Matt sich von Lauren und stand auf. »Schon gut, ich wollte sowieso gehen, ich muss noch packen.« Er beugte sich zu Lauren herunter, die hilflos ihre Bluse vor der Brust zusammenhielt, und küsste sie. »Bis dann Schatz, wir sehen uns zu Thanksgiving, und denk schon mal über den Hochzeitstermin nach.«
»Warte, ich …«
Sie kam nicht mehr dazu, ihren Satz zu vollenden, Matt verließ die Wohnung, und mit einem letzten, schmerzvollen Blick auf Lauren folgte Ryan ihm hinaus. Mit einem leisen Ploppen fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss, doch in Laurens Ohren klang es wie ein Pistolenschuss.
28
Die zwei Wochen bis zu Thanksgiving schlichen mit qualvoller Langsamkeit dahin. Lauren hatte das Gefühl, als würde die Zeit stillstehen. So froh sie einerseits war, dass Matt nicht da war, so unglücklich war sie andererseits, dass sie keine Gelegenheit gehabt hatte, ihm ihre Entscheidung mitzuteilen. Sie versuchte ein paar Mal, ihn auf dem Handy zu erreichen, doch entweder hatte er kein Netz oder er hatte das Gerät ausgeschaltet, sie hatte kein Glück. Schließlich gab sie es auf, und sagte sich, dass es sowieso besser sei, so etwas nicht am Telefon, sondern von Angesicht zu Angesicht zu regeln.
Zu der
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