Oft
Angst vor Matts Reaktion kam hinzu, dass Ryan ihr seit jenem Tag konsequent aus dem Weg ging. Im Gegensatz zu vorher kam er nun erst nachmittags nach unten und auch nur dann, wenn Timmy dabei war. Sobald sich im Geringsten andeutete, dass er eventuell mit ihr allein sein könnte, ergriff er sofort die Flucht. Er kümmerte sich noch intensiver als zuvor um Timmy, doch je enger die beiden zueinander rückten, desto distanzierter verhielt er sich Lauren gegenüber. Er sprach nur das Nötigste mit ihr, blieb dabei zwar ruhig, aber ausgesprochen kühl.
Oft fragte sie sich, was er an diesem Abend bei ihr gewollt hatte. Hatte er sich vielleicht für seinen Ausbruch am Vorabend entschuldigen wollen? Hatte er mit ihr reden wollen?
Sie grübelte hin und her, doch ihr war klar, dass sie es vermutlich nie erfahren würde, und während sie ungeduldig Thanksgiving herbeisehnte, um wenigstens eines ihrer Probleme zu lösen, fragte sie sich immer wieder, wie alles weitergehen würde.
Dann endlich war Thanksgiving da, und Lauren machte sich bereits am frühen Morgen zusammen mit Timmy auf den Weg zur Porter-Ranch, wo in der Scheune wie jedes Jahr eine große Feier stattfand.
Während Timmy sich mit Callan verdrückte, um beim Aufbau der Tische und des Podiums für den Tanz zu helfen, stand Lauren gemeinsam mit Joyce, Rose, Millie, und Melody in der Küche. Sie kochten, backten und bereiteten die traditionellen Leckereien für das Fest vor. Neben dem üblichen Truthahnbraten gab es diverse Soßen, Apfelmus, Cranberry-Relish, glasierte Karotten und Süßkartoffelpüree sowie Kürbiskuchen für den Nachtisch, sodass sie alle Hände voll zu tun hatten.
Alle waren fröhlich und gut gelaunt in Erwartung des Abends, nur Lauren konnte der allgemeinen Freude nichts abgewinnen, sie war nervös und angespannt. Sie hatte keine Ahnung, wann Matt erscheinen würde und sie wusste nicht, ob Ryan ebenfalls anwesend sein würde.
Sowohl Rose als auch Milly warfen ihr immer wieder prüfende Blicke zu, schauten sich anschließend bedeutungsvoll an, sagten aber nichts. Als Lauren irgendwann für einen Moment die Küche verließ, um in der Scheune nach Timmy zu sehen, stemmte Rose kopfschüttelnd die Hände in die Seiten.
»Himmel, das Mädel sieht dermaßen unglücklich aus, dass ich sie am liebsten packen und schütteln würde, damit sie wach wird und merkt, dass dieser Matt nicht der Richtige für sie ist.«
»Ich glaube nicht, dass wir uns da einmischen sollten«, mahnte Joyce ihre Großmutter.
»Aber sie hat recht«, pflichtete Millie ihrer Schwester bei, »man müsste blind sein, um nicht zu sehen, dass sie Ryan immer noch liebt.«
Melody nickte. »Und er liebt sie ebenfalls noch, da bin ich mir absolut sicher.«
»Also«, Rose schaute unternehmungslustig in die Runde, »was sollen wir tun?«
»Granny«, versuchte Joyce, sie zu bremsen, »hör auf damit. Lauren ist alt genug, um zu wissen, was sie tut.«
»Oh ja, alt genug, um sehenden Auges in eine Beziehung zu schlittern, die weder für sie noch für Timmy gut ist. Meine Güte, denkt doch nur an Timmys Geburtstag – wollt ihr Lauren wirklich mit diesem unsympathischen Kerl und seiner noch unsympathischeren Mutter verbandelt sehen?«
Das plötzlich in der Küche einkehrende Schweigen war beredter, als alle Worte es hätten sein können, und Rose nickte zufrieden. »Dachte ich es mir doch. Ich schlage vor, dass wir ein wenig nachhelfen – wer ist dafür?«
Sofort schnellte Millies Hand in die Höhe. »Ich bin dabei.«
Melody brauchte ebenfalls nicht lange, um ihre Zustimmung zu bekunden, und mit einem leisen Seufzen erklärte Joyce sich auch einverstanden.
»Prima«, strahlte Rose über das ganze Gesicht, »dann lasst uns mal überlegen, wie wir Lauren und Ryan ein wenig auf die Sprünge helfen.«
Schließlich war es Abend. Die Frauen brachten das Essen in die Scheune hinüber, wo die Männer bereits alles für das Fest hergerichtet hatten. Mehrere lange Tischreihen mit passenden Bänken waren aufgebaut, im hinteren Bereich hatte man ein kleines Podium für den Tanz und die Countryband errichtet. Weitere Tische, die sich entlang einer Wand aneinanderreihten, waren mit Kornähren, Sonnenblumen, kleinen Kürbissen, Äpfeln, Kastanien und getrockneten Maiskolben dekoriert, und boten Platz für das reichhaltige Büffet. Die Arbeiter der Porter-Ranch saßen auf den in einer Ecke aufgestapelten Heuballen herum, tranken Bier und unterhielten sich, unter ihnen auch Callan und
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