Oft
drohend. »Noch ein Wort und du wirst schlimmer dran sein als der
Krüppel
. Verschwinde und lass dich nicht mehr blicken, weder in der Nähe unserer Schwester noch bei sonst jemandem von unserer Familie.«
Adrian ließ Matt los, blieb jedoch weiterhin kampfbereit stehen, und die steile Falte zwischen seinen Augenbrauen machte deutlich, dass es sich bei Callans Worten keinesfalls um eine leere Drohung handelte.
So schnell er konnte, brachte Matt sich in Sicherheit. Er strebte von der Scheune weg auf seinen Wagen zu und rief über die Schulter: »Das wirst du noch bereuen, du dreckiges Flittchen, so einfach kommst du mir nicht davon.«
Adrian wollte ihm nachsetzen, doch Lauren hielt ihn am Arm fest.
»Lass es gut sein«, murmelte sie, »mach dir an ihm nicht die Finger schmutzig.«
»Ist alles okay?«, fragte Callan besorgt. »Hat er dir irgendwas getan?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, alles in Ordnung.«
Adrian zog sie in seine Arme und strich ihr beruhigend übers Haar. »Mensch Kleine, mit was für einem Kerl hast du dich da bloß eingelassen?«
Tränen stiegen ihr in die Augen. »Du hast recht, ich war vollkommen blind, dabei hätte ich es schon längst sehen müssen. Allein die Art, wie er mit Timmy umgegangen ist …«
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass es wesentlich schlimmer hätte ausgehen können, und sie fing an zu zittern.
»Scht, es ist vorbei«, sagte Adrian leise, »und du brauchst keine Angst haben, sollte noch die geringste Kleinigkeit vorfallen, ist er dran.« An Callan gerichtet fügte er hinzu: »Geh und hol Timmy, und sag Ryan Bescheid, dass er die beiden nach Hause fährt. Lauren sollte sich hinlegen, und ich halte es für besser, wenn sie jetzt nicht alleine ist.«
Callan nickte und im gleichen Moment kam Ryan auch schon aus der Scheune gestürmt, mit einem aufgeregten Timmy an der Hand.
»Wo ist dieser Mistkerl?«, fragte er aufgebracht.
»Er ist weg, es ist alles okay«, beruhigte Callan ihn. »Am besten bringst du Lauren und Timmy nach Hause.«
Zuerst wollte Lauren widersprechen, doch dann gab sie nach, und kurz darauf saßen sie in Ryans Pick-up und fuhren schweigend in Richtung Stillwell.
Zu Hause angekommen brachte Ryan sie nach oben und schickte Timmy in sein Zimmer.
»Leg dich schon mal hin, ich komme gleich zu dir und sage dir Gute Nacht. Ich will mich erst um deine Mom kümmern.«
Timmy nickte und verschwand, und Ryan schob die immer noch heftig zitternde Lauren in ihr Schlafzimmer. Sanft dirigierte er sie zum Bett, drückte sie behutsam in die Kissen, zog ihr die Schuhe aus und deckte sie zu.
»Ryan …«, flüsterte sie hilflos, doch er legte ihr einen Finger auf den Mund.
»Nicht jetzt«, sagte er leise. »Schlaf und ruh dich aus.«
Er verließ den Raum, schloss vorsichtig die Tür hinter sich und ging hinüber zu Timmy.
»Ist mit Mom alles in Ordnung?«, fragte dieser ängstlich.
»Ja«, nickte Ryan, »sie hat sich ein bisschen erschreckt, aber es geht ihr gut.«
»Ich konnte Matt von Anfang an nicht leiden«, erklärte Timmy missmutig, »und wenn ich gewusst hätte, dass er Mom so behandelt, wäre ich noch viel frecher zu ihm gewesen.«
Liebevoll strich Ryan ihm über die Wange und lächelte. »Versuch nicht mehr an diesen Zwischenfall zu denken. So etwas kann passieren, manchmal täuscht man sich in den Menschen. Sie scheinen nett zu sein, dabei haben sie schlechte Gedanken in ihrem Kopf. Deswegen sollte man immer vorsichtig sein, wem man vertraut.«
»Dir vertraue ich«, betonte Timmy treuherzig, »du würdest meiner Mom nie wehtun und mir auch nicht. Ich habe Mom ja schon die ganze Zeit gesagt, mir wäre es lieber, wenn du mein Dad werden würdest – meinst du, du könntest mit ihr mal darüber reden?«
Ryan schluckte und konzentrierte sich einen Moment darauf, das Deckbett um Timmy festzustopfen.
»Wir werden sehen«, sagte er schließlich mit leicht belegter Stimme. »Ich denke, wir sollten sie erst mal eine Weile mit diesem Thema in Ruhe lassen, und dann schauen wir, wie es weitergeht, okay?«
»Okay«, versprach Timmy und schlang seine Arme um Ryans Hals. »Es wäre toll, wenn du bei uns bleiben könntest – oder wünschst du dir keine Familie?«
»Doch«, murmelte Ryan gerührt und drückte ihn an sich, »sogar sehr oft.«
30
Als Lauren am nächsten Morgen aufwachte, war ihr zunächst gar nicht mehr so präsent, was am Vorabend geschehen war. Sie wunderte sich nur ein wenig, warum sie noch ihre Jeans und ihre Bluse anhatte, doch dann
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