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Oft

Oft

Titel: Oft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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ansehen, wie er sein Leben auf diesen verdammten Rodeos riskiert, und ich kann auch nicht zulassen, dass Timmy ständig Angst um ihn haben muss.«
    »War das der Grund, warum du dich damals von ihm getrennt hast?«
    Lauren nickte stumm, und Joyce sagte mitfühlend: »Ich kann dich verstehen, ich glaube, wenn Callan jetzt noch so etwas tun würde, würde mir das ebenso wenig gefallen. Wenn ich nur daran denke, wie er das eine Mal vom Bullen gestürzt ist und bewusstlos war, wird mir richtig elend. Aber trotzdem begreife ich nicht ganz, warum das so ein Problem ist. Mit seinem Bein wird Ryan doch keine Rodeos mehr reiten können.«
    »Was glaubst du wohl, weshalb er in der Schweiz ist?«, erwiderte Lauren bitter, und berichtete Joyce von Ryans Vorhaben und der Auseinandersetzung, die sie aufgrund dessen gehabt hatten.
    Betroffen hörte Joyce ihr zu, und als Lauren geendet hatte, schüttelte sie den Kopf.
    »So sehr ich deine Ängste nachvollziehen kann, bin ich dennoch der Meinung, dass du einen großen Fehler gemacht hast. Du kannst doch von ihm nicht erwarten, dass er die Chance, gesund zu werden, nicht ergreift – das ist egoistisch.«
    Lauren schossen wieder die Tränen in die Augen. »Vielleicht ist es das, aber ich denke auch an Timmy. Was hat er denn von einem Vater, der eventuell irgendwann im Rollstuhl sitzt oder gar Schlimmeres?«
    »Hast du Timmy mal gefragt, wie er das sieht? Ob ihm das nicht lieber wäre, als gar keinen Vater zu haben?«, sagte Joyce eindringlich. Sie nahm Laurens Hände und drückte sie beschwörend. »Lauren, um alles in der Welt, bitte denk noch mal darüber nach. Timmy betet Ryan an, und nach dem, was ich gesehen habe, ist er ein wunderbarer Vater. Willst du den beiden weiterhin vorenthalten, was sie miteinander haben könnten? Ich will dir keine Angst machen, aber früher oder später wird Timmy die Wahrheit erfahren. Wenn du ihm nicht wenigstens jetzt die Chance gibst, seinen Vater richtig kennenzulernen und mit ihm zusammen zu sein, wird er dich vielleicht eines Tages dafür hassen – willst du das? Und willst du denn auf dein Glück verzichten? Du und Ryan, ihr liebt euch doch, und da sollte es schließlich nicht so schwer sein, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen, oder?«
    Lauren fing herzzerreißend an zu weinen, und Joyce nahm sie in die Arme, strich ihr tröstend über den Kopf.
    »Noch ist es nicht zu spät«, betonte sie leise, »nimm dir ein Herz und fahr mit Timmy in die Schweiz. Ich bin mir sicher, dass Ryan froh sein wird, euch zu sehen.«
    »Ich weiß ja nicht einmal genau, wo er ist«, presste Lauren unter Tränen heraus, »und ich kann mir weder die Flugtickets noch einen Aufenthalt dort leisten.«
    Joyce lächelte. »Es ist Weihnachten, schon vergessen?«

36
    Es war drei Tage vor Weihnachten, und vor einer knappen Stunde waren Lauren und Timmy in der Schweiz gelandet. Die lange Flugzeit hatten sie nicht nur mit Schlafen überbrückt, sondern auch mit dem Blättern in einem Reiseführer, den Lauren extra gekauft hatte, um sich ein wenig mit den Besonderheiten des Landes vertraut zu machen. Timmy hatte sie mit unzähligen Fragen gelöchert, und als sie schließlich die ersten schneebedeckten Gipfel der Alpen unter den Wolken entdeckten, waren sie beide vollkommen fasziniert.
    Nachdem sie die Gepäckabfertigung und die Passkontrolle hinter sich gebracht hatten, verließen sie das Gebäude des Züricher Flughafens. Wenig später saßen sie in einem Leihwagen und ließen sich von der monotonen Stimme des Navigationssystems zu ihrer Ferienunterkunft etwas außerhalb von Luzern dirigieren. Das Chalet, welches Adrian für sie gemietet hatte, gehörte einer Familie Keller; Herr Keller war ein alter Geschäftspartner von ihm und wohnte nur ein paar Straßen entfernt. Sie holten dort den Schlüssel ab und standen kurz darauf in ihrem Domizil.
    Das Ferienhaus bestand aus einem großen Wohnraum mit Kamin und offener Küche, zwei Schlafzimmern und einem Bad. Die Möbel waren aus hellem Kiefernholz, ebenso wie der Fußboden und die Decke, rot-weiß karierte Vorhänge und bunte Flickenteppiche verströmten einen ländlichen und gemütlichen Eindruck.
    »Oh Mom, das ist toll hier«, rief Timmy begeistert aus, um im nächsten Moment sofort zu fragen: »Wann fahren wir zu Ryan?«
    »Langsam«, bremste Lauren ihn.
    Der Flug hatte mit Zwischenlandung siebzehn Stunden gedauert, es war früher Abend und die Zeitverschiebung machte sich deutlich bemerkbar. Obwohl sie sich ebenfalls

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