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Oft

Oft

Titel: Oft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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ihres Ferienhauses. Da sie im südlichen Texas so gut wie nie Schnee hatten, genoss Timmy die weiße Pracht und er war einfach unermüdlich. Dabei trafen sie auch Frau Keller und deren Sohn Jonas, der im gleichen Alter war wie Timmy. Die beiden Jungs verstanden sich trotz der Sprachbarriere auf Anhieb, und während sie zusammen im Schnee herumtobten, unterhielt Lauren sich mit seiner Mutter, deren Englisch recht flüssig war. Sie sprachen über die Kinder, tauschten sich ein wenig über ihre Lebensweisen aus, und als Lauren von der geplanten Eröffnung des Restaurants berichtete, war Frau Keller total begeistert.
    »Ich koche ebenfalls sehr gerne – warum kommen Sie nicht auf eine Tasse Kaffee mit zu uns, dann suche ich Ihnen ein paar Familienrezepte heraus«, schlug sie vor, und natürlich lehnte Lauren dieses Angebot nicht ab.
    So saß sie wenig später in der gemütlichen Küche der Kellers und tauschte mit Frau Keller Rezepte aus, während die beiden Jungs oben in Jonas‘ Zimmer spielten.
    Als es zu dunkeln begann, kehrte sie mit Timmy ins Chalet zurück. Lauren belegte ein paar Sandwiches, und sie machten es sich vor dem Kamin gemütlich, aßen und plauderten miteinander, bis Timmy fast die Augen zufielen.
    »Mom«, sagte er, nachdem sie ihn zu Bett gebracht und ihm wie gewohnt vorgelesen hatte, »kann Ryan mit uns Weihnachten feiern?«
    »Ja sicher, sofern er nicht in der Klinik bleiben muss. Wir können ihn morgen ja mal fragen.«
    Timmy überlegte einen Moment, dann wollte er wissen: »Denkst du, Ryan würde wieder zu uns nach Hause kommen? Ich meine, jetzt, wo sein Bein fast in Ordnung ist, gibt es doch keinen Grund, dass er nicht bei uns bleiben kann, oder?«
    »Wie kommst du denn darauf? Was hat er dir erzählt?«, fragte Lauren stirnrunzelnd.
    »Er hat gesagt, die Operation ist sehr schwierig, und es wäre möglich, dass er danach gar nicht mehr laufen kann. Und dass er dir nicht zur Last fallen will und deswegen zu seinen Eltern zieht, damit die sich um ihn kümmern können. Ich habe ihm versprochen, dir nichts davon zu sagen, er wollte nicht, dass du dir Sorgen um ihn machst.«
    Lauren hatte alle Mühe, die Tränen zurückzuhalten. Sie hatte sich zwar gedacht, dass die OP nicht ohne Risiko war, aber dass sie so gefährlich war, hatte sie nicht geahnt, Ryan hatte es so beiläufig erzählt, als wäre es ein Spaziergang. Er hatte sie nicht beunruhigen wollen, und anstatt ihm zur Seite zu stehen, hatte sie nichts Besseres zu tun gehabt, als ihm Vorwürfe zu machen.
    »Also was ist jetzt Mom«, bohrte Timmy ungeduldig weiter, »kann Ryan wieder zu uns kommen?«
    »Wir werden sehen, Süßer, es ist noch zu früh, um sich darüber Gedanken zu machen«, wich sie einer direkten Antwort aus.
    Immerhin hatte sie keine Ahnung, ob Ryan nach ihrer Auseinandersetzung überhaupt noch Wert darauf legen würde, zu ihnen zurückzukehren. Zwar hatte sie gestern in der Klinik den Eindruck gehabt, dass er sich freute, sie zu sehen, doch er war auch äußerst zurückhaltend gewesen, und seine Freude hatte wohl mehr Timmy gegolten.
    »Versprich mir, dass du Ryan nicht bedrängen wirst«, sagte sie ernst. »Er muss sich erst ein bisschen erholen, und wenn er wieder zu uns kommen möchte, wird er das von alleine vorschlagen, okay?«
    »Okay, versprochen«, nickte Timmy, allerdings sah sie ihm am Gesicht an, dass ihm diese Antwort gar nicht behagte.
    Tröstend strich sie ihm übers Haar und gab ihm einen Gutenacht-Kuss. »Schlaf schön mein Schatz, wir werden erst mal Weihnachten genießen, und dann sehen wir weiter.«
    Sie stand auf und ging zur Tür.
    »Mom?«, hielt Timmy sie zurück. »Du hättest Ryan nicht weggeschickt, auch wenn die Operation schiefgegangen wäre, oder?«
    Sie schluckte. »Nein, das hätte ich nicht.«
    »Gut«, sagte er zufrieden, »ich wünsche mir nämlich immer noch, dass er mein Dad wird, und mir ist es egal, ob er laufen kann oder nicht.«
     
    Am anderen Morgen fuhren Lauren und Timmy wieder zu Ryan in die Klinik.
    Während Ryan seinen Sohn mit strahlenden Augen begrüßte, verhielt er sich Lauren gegenüber weiterhin sehr reserviert, und sie wünschte, er würde sie genauso liebevoll anlächeln wie Timmy. Wie am Vortag saß sie stumm auf ihrem Stuhl und schaute den beiden zu, wie sie sich unterhielten, herumalberten und auf dem Bett herumtollten.
    Nach einer Weile kam eine junge Frau herein.
    »Guten Morgen Mr. Davis, Zeit für Ihre Gymnastik.« Sie lächelte Timmy an und strich ihm übers Haar.

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