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Oft

Oft

Titel: Oft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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großen Schluck getrunken hatte, schaute Callan den Freund aufmunternd an.
    »Also – was ist los?«
    »Ich fliege heute Abend in die Schweiz, um mich operieren zu lassen. Meine Unterlagen sind schon dort, und ich habe recht gute Chancen, dass mein Bein wieder fit wird.«
    »Wow«, Callan lächelte, »das sind ja mal positive Neuigkeiten. Ich drücke dir ganz fest die Daumen, alter Junge, und wenn alles gut geht, feiern wir das nach deiner Rückkehr natürlich gebührend.«
    »Das wollte ich dir auch noch sagen – ich werde nicht mehr hierher zurückkommen.«
    Callan nickte. »Klar, das hätte ich mir ja denken können, du willst selbstverständlich zu deinen Rodeos zurück. Schade, ich hätte dich wirklich gerne hier auf der Ranch behalten, und abgesehen davon …« Er stockte und runzelte die Stirn. »Und was ist mit Lauren? Auf unserem Ausflug hatte ich den Eindruck, dass ihr zwei euch nähergekommen seid?«
    Mit gesenktem Kopf drehte Ryan die Bierdose in den Händen hin und her. »Lauren und ich werden wieder getrennter Wege gehen.«
    »Und Timmy?«
    »Er hat seine Mutter und eine Familie, die sich um ihn kümmert, er wird mich nicht vermissen. Natürlich werde ich finanziell die Verantwortung für ihn übernehmen, ich werde Lauren regelmäßig den Unterhalt überweisen.«
    »Als ob es darum ginge«, schnaubte Callan. »Verdammt, du bist sein Vater und der Kleine ist völlig vernarrt in dich, du kannst doch jetzt nicht einfach alles hinwerfen. Was zur Hölle ist los mit dir?«
    Ryan zuckte mit den Achseln. »Von mir aus darfst du mir zum Abschied noch eine Tracht Prügel verpassen, aber das wird nichts an meinem Entschluss ändern.«
    Mit geballten Fäusten schaute Callan den Freund an und für einen Moment hatte er tatsächlich die größte Lust, sich auf ihn zu stürzen, um ihn mit ein paar kräftigen Fausthieben zur Besinnung zu bringen. Doch er kannte Ryan gut genug, um zu ahnen, dass wesentlich mehr hinter der ganzen Sache steckte, und so zwang er sich, ruhig zu bleiben.
    »Also gut, wenn du mir nicht erzählen willst, was passiert ist, muss ich das wohl akzeptieren. Aber solltest du es dir jemals anders überlegen, oder Hilfe brauchen, weißt du, wo du mich findest.«
    »Danke«, murmelte Ryan, »für das Angebot und auch für alles andere.« Er erhob sich. »Ich muss los.«
    Callan stand ebenfalls auf, umarmte ihn freundschaftlich und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. »Machs gut, alter Junge, und viel Erfolg. Ich hoffe, wir hören mal wieder voneinander.«
    »Klar.« Ryan wandte sich zum Gehen, drehte sich dann jedoch noch einmal um. »Pass gut auf Lauren und Timmy auf, ja?«
    Seine Stimme war rau, er hatte sichtlich Mühe, die Fassung zu bewahren, und bevor Callan etwas erwidern konnte, verließ er die Veranda und strebte mit großen Schritten auf seinen Pick-up zu. Sekunden später heulte der Motor auf und nachdenklich beobachtete Callan, wie sich der Wagen in einer dicken Staubwolke entfernte.

35
    Die Vorweihnachtszeit hatte begonnen. Überall herrschte frohe Feiertagsstimmung, doch sowohl Lauren als auch Timmy stand dieses Jahr nicht der Sinn nach Vorbereitungen für das Fest und sonstigen Vergnügungen.
    Lauren quälte sich nach wie vor mit der Renovierung der Bar herum. Sie versuchte, sich mit ihrer Arbeit zu betäuben, aber das gelang ihr nur mäßig, denn immer wieder stahl sich Ryan in ihre Gedanken. Oft fragte sie sich, wie es ihm gehen mochte, ob er schon operiert worden war und alles gut überstanden hatte, und ob sein Bein tatsächlich wiederhergestellt war. Sie machte sich schreckliche Sorgen und wünschte sich, er würde sich bei ihr melden.
    Timmy lief ebenfalls mit einer finsteren Miene herum. Im Gegensatz zu all den Jahren vorher hatte er weder Lust auf die üblichen Weihnachtsbasteleien in der Schule, noch war er übermäßig begeistert, als Lauren ihn wie üblich bat, ihr beim Plätzchenbacken zu helfen. Missmutig saß er in seinem Zimmer, hatte Ryans Cowboyhut auf und spielte mit der Konsole. Selbst Ben, der ihn oft besuchen kam, konnte ihn nicht aus seiner trübsinnigen Stimmung herausreißen, und Lauren schnitt es tief ins Herz, wenn sie sein unglückliches Gesicht sah.
    Anfangs hatte sie damit gerechnet, dass er ihr Vorwürfe machen würde, doch nichts dergleichen geschah. Immer wieder fragte sie sich, was Ryan ihm erzählt haben mochte, aber so sehr sie auch versuchte, Timmy vorsichtig auszufragen, es gelang ihr nicht, auch nur eine Silbe aus ihm

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