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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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wenn er gegessen hat.«
    Derek war zornig. Er haßte es, wenn seine Frau ausgenützt wurde, sah aber im Augenblick keine Möglichkeit, das zu ändern. Inzwischen beobachtete er andächtig die Tätigkeit der Geometer. Wie lange würde das noch dauern? Zum Glück hatte er einige gute Freunde in der Kreisverwaltung. Diese Freundschaften mußte er pflegen.
    Einige Wochen nach Mrs. Stapletons Tod rief Lester an.
    »Hallo, Laura, wie geht’s?«
    »Danke, gut. Ich habe eine Neuigkeit für dich. Onkel Joseph schreibt einen Sex-Roman.«
    Nachdem er ausgiebig gelacht hatte, sagte Lester: »Auf diese Bombenneuigkeit hin ist, was ich zu erzählen habe, natürlich nur eine Bagatelle. Ich habe auch was geschrieben, einen Roman. Nicht direkt über Sex, wenn ich dieses lukrative Thema auch gestreift habe. Aber was viel wichtiger ist: Ein englischer Verleger hat mein Buch angenommen.«
    Laura war überwältigt. Was für ein erhebendes Gefühl, zu einer Familie von Literaten zu gehören!
    »Lester, das ist toll! Wie stolz wäre Großmutter auf dich! Ich wollte, sie wüßte es.«
    »Lieber nicht. Das Buch würde nicht zu ihr passen. Aber es ist ein Anfang. Ich dachte, ich könnte übers Wochenende zu euch kommen, um einiges mit dir und Derek zu besprechen. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, einen neuen Anfang zu machen.«
    Als sie Derek davon erzählte, meinte der verdrießlich: »Mit anderen Worten: er will seinen Job aufgeben, nur weil sein Roman angenommen ist.«
    »Aber wenn es ein Bestseller ist!«
    »Ja, wenn!! Im Klub unterhielt ich mich neulich mit so einem Burschen aus der Verlagsbranche. Autoren sind glücklich, wenn sie sechshundert Dollar für ihr Erstlingswerk kriegen. Mit so einer Summe kommt Lester nicht weit.«
    »Aber er hat doch die achthundert Dollar von Großmutter. Das könnte schon ein Weilchen reichen.«
    »Das könnte reichen, wenn er hier wohnte. Gratis. Das wäre ein Spaß, was?«
    »Das würde er nicht tun. Er wollte immer unabhängig sein.«
    »Er kam immer her, wenn er eine Verschnaufpause brauchte oder wenn er seinen Job los war. Von alten Gewohnheiten läßt man ungern.«
    Laura seufzte. »Jedenfalls müssen wir daran denken, was Großmutter sagte: Sie sollen hier ein Zuhause haben, wann immer sie es brauchen.«
    »Ich vergesse es wahrhaftig nicht — und ich nehme an, Lester ist der erste von dieser Gesellschaft.«
    Sie gab ihm einen kleinen Stoß. »Sei doch nicht so pessimistisch! Vielleicht wird das Buch wirklich ein Bestseller. Dann macht Lester eine Reise nach England; das war schon immer sein Traum. Und wenn’s auch kein Bestseller wird, vielleicht hat er mit dem nächsten Buch Erfolg.«
    »Das er wahrscheinlich hier schreiben wird. Donnerwetter, gleich zwei Autoren unter einem Dach!«
    »Ja, wahrhaftig. Es ist zu ulkig, wie Onkel Joseph in alle Bücher guckt, in der Hoffnung, zu irgendwelchen Liebesszenen inspiriert zu werden. Wenn Lester kommt, wird er den ganzen Tag auf der Schreibmaschine klappern und schauerlichen Trübsinn verbreiten, wenn ihm nichts einfällt. Ich glaube, ich laufe am liebsten davon.«
    »Wenn du’s doch tätest! Dann liefen wir zusammen weg.«
    »Führe mich nicht in Versuchung. Ich muß dran denken, daß hier ihr Zuhause ist.«
    Sie mußte sich sehr zwingen, daran zu denken, als Lester am nächsten Tag eintraf. Er war nicht allein, und Laura erschrak, als sie seine Mitfahrer aussteigen sah. Sie glaubte, an den Anblick hübscher Frauen gewöhnt zu sein. Christine war sehr attraktiv, und Eva galt als ausgesprochene Schönheit. Aber dieses Mädchen war göttlich. Hochgewachsen und dunkel, eine Diana. Schön wie ein Traum, fuhr es Laura durch den Kopf, und sie mußte selber lächeln bei diesen Worten. Zu schön, um wirklich zu sein, und bestimmt zu schön, um einen mittellosen Journalisten zu heiraten. Warum also war sie gekommen?
    Nach zehn Minuten hatte sie die Antwort gefunden. Janice Osborne war wunderschön, aber sie besaß keinen Funken Verstand. Und sofort stellte sich die nächste Frage ein: Warum war Lester, der kritische, der ostentativ skeptische Lester so blind? Keine Spur von seinem sonstigen Zynismus; sogar sein ausgeprägter Sinn für Komik schien verschwunden. Er starrte seine Göttin an, als fürchtete er, sie könnte seinen Blicken entschwinden. Laura mußte sich in die Küche zurückziehen, um dort ihrer Heiterkeit Luft zu machen. Er schien ihr hörig, er verehrte sie mit geradezu hündischer Ergebung. Hündisch? Nicht wie Massa! Beim besten Willen

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