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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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sich ein Urteil über die Situation bildete, und sie hielt mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg.
    »Du lieber Himmel, du hast hier ja das reinste Hotel! Derek hat mir erzählt, daß die ganze Familie zu euch kommt, wenn es ihr paßt, und daß du anscheinend einen Schuld-Komplex hast, weil du ihr Zuhause geerbt hast. Mit dieser Idee mußt du aufräumen. Ada hat bestimmt nie gewollt, daß du diese Bemerkung in ihrem Testament so ernst nimmst. Sie würde sagen, es ist ein Unfug, daß du dich verpflichtet fühlst, für die ganze Bande zu sorgen. Du mußt ja schön gestöhnt haben, als ich mich auch noch bei euch ansagte! Ich wette, Derek war nicht gerade entzückt davon. Arme Laura und armer Derek!«
    »Ach, so schlimm ist es gar nicht. Es wird sich schon von selbst einrenken. Ich freue mich jedenfalls, daß du gekommen bist. Du hast sogar Onkel Joseph aufgemuntert.«
    Christine kam, um den neuen Gast zu begutachten. Sie fand Marie »hübsch und sehr schick. Außerdem ist sie witzig, und sie hat Tiere gern. Bleibt sie länger?«
    »Wir möchten es gern, aber sie will nicht. Sie möchte sich eine Wohnung in der Stadt suchen und meint, daß wir uns dann sicher öfter sehen. Die Männer finden sie reizend.«
    »Sogar der alte Joseph hat sich aufgerappelt. Großartig, wie gut sie mit ihren fünfzig Jahren noch aussieht! Und das nach drei Männern! Ich finde einen schon anstrengend genug.«
    Laura hatte wenig Lust, sich mit Christine über deren Schwierigkeiten zu unterhalten, und sagte: »Die beiden letzten Ehen scheinen ihr nicht sehr nahegegangen zu sein. Ich möchte wohl wissen, warum sie noch zweimal geheiratet hat.«
    Marie war sehr offen, und nachdem sie einige Tage in Brookside war, stellte sie fest: »Es ist wie eine Rückkehr in die Vergangenheit. Fast könnte ich die beiden Ehen, die dazwischen liegen, vergessen. Aber Jim vermisse ich immer noch sehr. Nicht weit von hier kam er bei der Jagd ums Leben. Das Pferd blieb in einem Draht hängen und stürzte auf ihn. Wir waren gerade ein Jahr verheiratet und dachten daran, eine richtige Familie zu gründen. Es war ein Glück, daß es nicht dazu kam; denn der arme Jim hinterließ mir nur ganz wenig Geld, und ich war froh, daß ich hierher zurückkommen und deiner Großmutter helfen konnte. Dann begegnete ich Jack Martin. Er lebte in guten Verhältnissen, und es schien eine glänzende Idee, ihn zu heiraten und etwas von der Welt zusehen.«
    Laura war überrascht. Marie fuhr fort: »Das klingt ziemlich herzlos, nicht wahr? Aber ich habe niemals jemandem etwas vorgemacht, am wenigsten Jack. Immerhin war ich doch froh, daß ich ihn geheiratet hatte; denn nach einem Jahr erkrankte er plötzlich an Leukämie, und er brauchte jemanden, der ihn versorgte. Wie schrecklich, wenn er diese lange Zeit in einem Krankenhaus hätte zubringen müssen! Wir waren fünf Jahre verheiratet, und vier Jahre lang war er krank. Ich war so froh, daß ich ihn pflegen und ihn so glücklich machen konnte, wie es ging. Aber ich glaube, in gewisser Weise war es doch eine Erlösung, als es zu Ende war. Es war eine lange Zeit gewesen, und ich habe nie das gleiche für ihn empfunden wie für Jim. Aber er war gut zu mir und hinterließ mir eine Menge Geld.«
    »Das hast du aber auch verdient!«
    »Nun ja, man tut gern, was man kann, für einen Mann. Das ist meine schwache Seite, weißt du. Ich helfe einfach gern.«
    »Ich wundere mich, daß du nach dieser langen Pflegezeit noch einmal geheiratet hast. Du warst doch schon...« Laura zögerte, und Marie lachte hell auf.
    »Ich war schon fünfundvierzig, also alt genug, um es besser zu wissen. Aber der arme Norman Elder war so rührend. Er war sehr charmant und sah glänzend aus; doch er war einer jener erfolglosen Autoren, die mit aller Welt hadern. Deshalb fing er an zu trinken. Als ich ihn kennenlernte, befand er sich in einer tiefen Depression, und da habe ich ihn geheiratet. Schließlich hatte ich Geld genug für uns beide, und ich habe einfach gern einen Mann in meiner Umgebung.«
    »Und deshalb hast du ihn geheiratet? Wirklich, Marie...«
    »Genauso war’s. Ich lernte Maschine schreiben, denn das erleichterte die Sache. Weißt du, Norman war so ungeschickt, er konnte nicht einmal ein Farbband auswechseln und geriet schon in Wut, wenn er es nur versuchte. Er hatte sozusagen zwei linke Hände. Seine Sachen waren nicht besonders gut. Aber ab und zu hat er etwas veröffentlicht, und dann war er richtig glücklich. Schade war, daß er soviel trank; aber im

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