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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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ganzen habe ich nie bedauert, daß ich ihn geheiratet habe, genausowenig, wie ich meine Ehe mit dem armen Jack bedauerte.«
    »Du bist so praktisch und denkst so nüchtern.«
    »Die Ehe ist eine Sache der Praxis, was die Dichter auch darüber sagen mögen. Siehst du, ich hatte meine Romanze mit Jim, und von den andern habe ich mir nichts weiter erwartet. Aber ich glaube, ich habe sie glücklich gemacht.«
    »Und du? Bist du glücklich gewesen?«
    Marie dachte nach, ruhig und sachlich. »Glücklich? O ja, im ganzen gewiß. Es liegt in der Natur mancher Frauen, daß sie einen Mann umsorgen wollen, und so ist es bei mir. Es ist meine einzige Begabung. Mit Norman war es schwierig; er war eben ein Künstler. Er wollte nicht wahrhaben, daß er älter wurde. Er war fünfzig, als ich ihn heiratete, sah aber immer noch sehr gut aus. Ich konnte ihn nicht dazu bringen, in dem Londoner Nebel einen warmen Mantel und einen Schal zu tragen. Er wollte immer besonders schick aussehen, und dabei störte ein Schal, wie er meinte. Er war immer etwas schwach auf der Brust, und als er sich erkältete, wurde eine Lungenentzündung daraus. Der Arzt und die Krankenschwestern taten ihr möglichstes, aber nun rächte sich seine Trinkerei.«
    »Hast du es nicht gehaßt, wenn er trank?«
    »Ich mochte es nicht, aber es hat mich auch nicht weiter aufgeregt. Er brauchte eben irgend etwas, und seine Schriftstellerei war kein Erfolg. Man muß nicht zuviel von einem Mann erwarten. Man muß sie nehmen, wie sie sind; Norman war nie unfreundlich, auch nicht, wenn er betrunken war. Er fing dann nur an, ein wenig zu prahlen und aufzuschneiden.«
    Natürlich mußte Laura Derek davon erzählen, als sie im Bett lagen. Er war begeistert.
    »Sie nimmt sie, wie sie gerade kommen! Das nenne ich eine Philosophie! Ich bin neugierig, ob sie noch mal heiratet!«
    »Unsinn! Lach doch nicht so laut! Sie kann dich hören. Marie ist fünfzig und hat drei Männer gehabt. Das langt für eine Frau.«
    »Darauf möchte ich nicht schwören. Sie ist das Alleinsein nicht gewöhnt, und sie sieht viel jünger aus, als sie ist. Die Männer finden sie reizend, und sie hat eine Menge Geld. Sie scheint nicht sehr wählerisch gewesen zu sein. Sie könnte auch noch Nummer vier aufgabeln.«
    Auch Hugh fand Marie sehr unterhaltsam. »Sie ist eine hübsche kleine Person, und trotzdem so realistisch. Und sie hat viel Humor. Ich möchte wissen, ob sie noch einmal heiratet.«
    »Sie sagt, darauf versteht sie sich am besten, und deshalb hat sie es immer wieder getan.«
    »Sie ist ausgesprochen attraktiv für ihre Jahre. Wahrscheinlich wird sie noch irgendeinen Kerl angeln. Hast du nicht bemerkt, daß Joseph schon ein Auge auf sie geworfen hat? Vielleicht probiert sie es mit ihm.«
    Marie war wirklich eine Errungenschaft für Lauras schwierigen Haushalt. Die »Waisenkinder« kamen, um sie zu inspizieren, und sogar Eva fand sie nett. »Und so elegant!« Lester wollte sich ausschütten vor Lachen, als Laura ihm unter vier Augen erzählte, wie es zu Maries drei Ehen gekommen war.
    »Das ist eine echte Lebensaufgabe, einen Mann oder auch drei Männer glücklich zu machen! Eine Frau wie aus dem Bilderbuch! Ich würde sie allerdings nicht haben wollen, außer wenn sie dreißig Jahre jünger wäre.«
    Das war ein erstes Anzeichen, daß seine Leidenschaft für seine strohköpfige Göttin abzukühlen begann.
    Christine sah den Gast natürlich am häufigsten und war von den Berichten aus ihrem Leben fasziniert.
    »Stell dir vor, daß man das alles ohne Schwierigkeiten bewältigt und schließlich doch noch vollkommen zufrieden ist!« Auf einmal wurde sie ernst. »Du, Laura, sie ist ein Geschenk des Himmels! Marie kann uns von unserm Kreuz erlösen.«
    »Was im Himmel meinst du?«
    »Natürlich Onkel Joseph, der überall herumschnüffelt und stets hungrig und streitsüchtig ist. Wäre das nicht wunderbar, wenn sie uns von ihm erlöste?«
    »Daß du soviel unter ihm zu leiden hast, kann man nicht behaupten. Aber welch ein Unsinn! Marie ist nicht dumm, und sie hat nicht den geringsten Anlaß, sich für Onkel Joseph zu interessieren.«
    »Aber er ist noch immer ganz stattlich, und er schwänzelt dauernd um sie herum. Und Marie mag zwar einmal sehr schön gewesen sein, aber jetzt ist sie schließlich fünfzig, und da kann man doch nicht mehr soviel erwarten.«
    »Gerade da liegst du falsch. Marie hat durchaus noch Chancen. Sie hat ihr Leben damit zugebracht, für ihre drei Männer zu sorgen; sie wird nun

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