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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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keinen vierten betreuen wollen.«
    »Ich bin da nicht so sicher. Sie gefällt den Männern. Es gibt solche Frauen. Sogar Derek fragt nicht dauernd, wie lange sie noch bleibt, wie er es tut, wenn wir kommen. Hughs Herz hat sie ohnehin gewonnen. Und dann, denk doch an all das schöne Geld! Sogar Maschine schreiben kann sie. Es paßt alles haargenau.«
    »Marie ist viel zu klug.« Laura lachte. »Natürlich interessiert sich Joseph für jede Frau, die drei Männer hatte. Er sagte einmal schwärmerisch, sie müsse ungeheuer viel Erfahrung haben; wenn sie bloß mehr darüber erzählen wollte. Aber sie wird ihn enttäuschen. Sie ist nicht so. Sie ist viel zu normal.«
    Christine meinte allerdings, daß keine Frau, die drei Männer gehabt und keinen von ihnen umgebracht habe, normal genannt werden könne.
     
     

6
     
    Etwa zehn Tage nach Maries Ankunft kam Joseph zum Lunch. Seine gepflegten Hände, die sonst makellos rein waren, zeigten Spuren von Kohlepapier. Laura lächelte im stillen; am Tag zuvor hatte sie die Augen des alten Mannes aufleuchten sehen, als Marie erwähnte, sie könne gut Maschine schreiben. Sie war deshalb nicht überrascht, als er brummend sagte: »Diese verdammte Schreibmaschine! Ich bin leider nicht geschickt genug und muß das Ding in die Stadt bringen. Das Farbband hat sich verwickelt. Warum kann man so etwas nicht einfacher konstruieren?«
    Marie meinte freundlich: »Norman hatte immer viel Ärger mit dem Farbband. Wenn du willst, helfe ich dir.«
    Er nahm ihr Angebot begeistert an. Laura warf ihrer Kusine einen langen Blick zu. Sie gingen miteinander zu seinem Haus, und es dauerte einige Zeit, bis Marie zurückkam. Sie sagte: »Männer sind doch rührende Geschöpfe. Das Farbband war total verklemmt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie er das fertiggebracht hat.«
    »Und du hast es für ihn gerichtet?«
    »Natürlich. Er war überglücklich und bat mich, ihn Joseph zu nennen.«
    Sie lachte. Aber Laura war beunruhigt.
    »Marie, du wirst doch nicht... Ich meine, er sieht noch ganz manierlich aus, aber du kannst doch nicht...?«
    »Nur keine Aufregung. Joseph ist überhaupt nicht mein Typ. Eine Ehe mit ihm wäre das letzte, schlimmer noch als mit Norman; er ist so egoistisch.«
    »Wahrscheinlich will er dir einen Heiratsantrag machen!«
    »Vermutlich. Aber damit werde ich leicht fertig. Ich bin auch mit seinem Haus fertiggeworden. Noch nie habe ich solch einen Rummel gesehen.«
    »Ich weiß. Aber das ist seine Sache; darin waren sich Großmutter und Derek vollkommen einig. Sie sagten, ich solle ja nicht damit anfangen, bei ihm aufzuräumen. Er hätte hier seine Mahlzeiten, und sonst hätte er nichts weiter zu tun, als sein Haus in Ordnung zu halten. Aber wahrscheinlich tut er das nicht.«
    »Bei Gott, nein! Aber halte du dich da raus, Laura, Derek würde platzen. Ein paar Eimer Wasser und genügend Putzmittel haben gereicht. Jetzt sieht’s wieder manierlich aus. Er geriet förmlich ins Schwärmen, welch einen Segen eine Frau ins Haus bringt.«
    Laura war beruhigt. Marie war viel zu vernünftig, um ein Auge auf Onkel Joseph zu werfen. Das sagte sie zu Christine. Als sie jedoch mit Derek darüber sprach, lachte der.
    »Pech für Joseph. Er hat neulich schon so sehnsüchtig geschaut. Aber du hast recht. Es wäre schade um Marie, obwohl es für uns eine gute Lösung wäre.«
    Eine Lösung fand Marie selbst, überraschend und vernünftig zugleich. Nach einer Woche, in der die »edle Freundschaft«, wie Hugh das nannte, wuchs und gedieh, kam Marie aus dem Gartenhaus zurück. Sie hatte ein Kapitel von Onkel Josephs Buch abgeschrieben und meinte beiläufig: »So, das hätten wir geschafft.«
    »Was habt ihr geschafft? Doch nicht eure Freundschaft?«
    »Natürlich nicht. Die ist enger denn je. Joseph ist viel zu praktisch, um auf meine Tipperei und meine Putzerei zu verzichten, nur weil ich ihn nicht heiraten will.«
    »Hat er dir wirklich einen Antrag gemacht?«
    »Freilich. Ich sah es schon kommen. Ich kenne ja schließlich die Symptome. Deshalb habe ich ihm in aller Freundschaft erklärt, daß ich ihn nicht heiraten würde; er könnte aber mit mir zusammenleben.«
    »Was?«
    Marie brach in Gelächter aus. »Laura, ausgerechnet du kommst auf anrüchige Gedanken! Natürlich in allen Ehren! Aber wenn ich ein passendes Haus finde und einen Pensionär haben möchte und wenn er auf dem Trocknen sitzt, weil dieses Haus abgerissen wird, dann kann er bei mir unterkriechen. Für einen Augenblick war er beleidigt.

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