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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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waren doch fein dran. Ihre große Wut war vergangen, aber die Vorsicht blieb. Sie mußte sehr auf der Hut sein, um Anna Evertons Geständnis nicht zu verraten.
    Kenneth stand am Fenster und blickte in den dunklen Garten hinaus. Als sich die Tür öffnete, wandte er sich um; Laura war überrascht und angenehm berührt, als sie sah, wie unglücklich und verhärmt er aussah. Er war unruhig, und Laura schloß daraus, daß Eva ihm ihren Ausbruch geschildert hatte.
    »Mrs. Howard, ich weiß, Sie verwünschen mich, und Sie haben alles Recht dazu. Aber könnten Sie mir nicht noch mehr von meiner Frau berichten? Wie geht es ihr? Eva sagte, daß sie von unserer Geschichte gehört hat. Wie hat sie es aufgenommen?«
    Laura fühlte eine tiefe Entrüstung in sich aufsteigen. Sie ärgerte sich nicht über diesen Mann, wie sie sich über Eva geärgert hatte. Sie war nur ungeduldig und zornig und hatte plötzlich die ganze Sache satt. Sie antwortete ihm trocken: »Wenn Sie sie wirklich kennen, müßten Sie das wissen. Ich kannte sie vorher nicht. Für mich war unsere Begegnung höchst überraschend.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, ich habe selten so einen Menschen getroffen, so sympathisch, so gefaßt und gelassen. Sie ist die Liebenswürdigkeit in Person, sonst wäre sie aufgestanden und davongegangen, als ich es wagte, das Gespräch auf Ihre Angelegenheit zu bringen. Ich glaube, sie war sehr aufgebracht, aber sie würde sich das nie anmerken lassen. Sie hat einen tiefen Eindruck auf mich gemacht. Ich denke, jeder, der sie kennenlernt, muß von ihr angetan sein.«
    Eva starrte sie bestürzt an. Angetan? Man konnte ihr vom Gesicht ablesen: Aber sie hat doch überhaupt nichts, womit sie Eindruck machen könnte!
    Laura beobachtete Kenneth Everton mit kühl abwägendem Blick und merkte, wie er zurückwich.
    Langsam sagte er: »Ja, ich weiß, was Sie meinen. So ist Anna. Sie würde nie etwas von sich preisgeben.«
    »Und sicherlich auch niemals irgend jemanden anders preisgeben.«
    Das war deutlich genug; aber er faßte sich und sagte: »Hat sie Ihnen eine Andeutung über ihre Pläne gemacht? Hat sie zugestimmt, daß ich mit ihr sprechen darf?«
    »Sie hat nichts davon gesagt.«
    Eva fuhr dazwischen. »Und du hast sie nicht gefragt? Wozu war dann deine Fahrt gut?«
    Laura blickte sie verächtlich an. »Zu gar nichts. Ich fuhr hin, weil ich eine dumme Gans bin. Aber sie ließ es mich nicht merken, daß sie das ebenfalls fand.«
    Everton konnte anscheinend nicht aufhören zu fragen. »Wie sah sie aus? Ist sie gesund?«
    Laura zögerte und sagte dann: »Niemand kann unter diesen Umständen mit seiner Gesundheit protzen.«
    »Sie meinen, sie macht sich Sorgen?«
    Lauras Selbstbeherrschung ging zu Ende. »Sorgen? Wo haben Sie eigentlich Ihren Verstand? Was erwarten Sie von ihr? Daß sie vergnügt wäre? Oder erleichtert? Ich, an ihrer Stelle, wäre bestimmt beides! Oh, das war hart, verzeihen Sie. Wir wollen nicht mehr darüber reden. Wir sprechen wohl verschiedene Sprachen. Sie sind offenbar tatsächlich überrascht, daß dieser alberne Blödsinn, den Sie da treiben, Ihrer Frau Kummer macht.«
    Nun wurde Eva wild. »Blödsinn! Wie kannst du das Blödsinn nennen! Das ist es nicht! Vielleicht ist es verkehrt, aber es ist echt und es ist ernst.«
    Damit war der Krieg erklärt. Laura wandte sich zu ihrer Kusine. »Ich rede, wie es mir paßt. Ich wiederhole, dieses ist mein Haus. Wenn du darauf bestehst, deine albernen kleinen Affären hierherzubringen, mußt du hinnehmen, was ich sage. Und das ist folgendes: Ich glaube, ihr beide versündigt euch, wenn ihr daran denkt, eine Familie zu zerstören, nur weil ihr euch einbildet, in größter Liebe entbrannt zu sein. Ihr versündigt euch nicht nur, ihr seid dumm. Binnen eines halben Jahres oder noch eher wird dein Kenneth feststellen, wie töricht er war, eine Frau wie Anna Everton um deinetwillen im Stich gelassen zu haben. Dann wird er auf dem Bauch zu ihr zurückkriechen. Natürlich wird sie Ihnen verzeihen, Kenneth. Ich täte es nicht, aber sie ist ein viel besserer Mensch, als ich es je sein werde. Das beste für Sie wäre, wenn Sie gleich zu ihr zurückgingen. Ignorieren Sie ihren Wunsch nach Alleinsein. Gehen Sie zu ihr, und fallen Sie vor ihr auf die Knie — und bleiben Sie dort!«
    »Wie kannst du so etwas sagen?« Eva schrie es beinah. »Hast du den Verstand verloren, Laura? Wie kannst du dich unterstehen, Ken Vorschriften zu machen? Was geht dich das alles an?«
    Laura war nahe daran,

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