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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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gefahren ist.«
    »Glaubst du wirklich? Wenn er das tut, wird ihm klarwerden, was für ein Narr er war. Sie ist eine wirklich großartige Frau. Er hatte sich nur zu sehr an sie gewöhnt.«
    »Er ist glücklicher dran als ich. Niemand kann behaupten, daß ich mich an meine Frau zu sehr gewöhnen könnte.«
    Laura fand diese geheimnisvolle Bemerkung ermutigend; in letzter Zeit hatte sie nämlich den Eindruck, daß Derek nicht mehr danach fragte oder überhaupt merkte, was sie tat. Doch sie sagte reumütig: »Großmutter hätte das alles in Ordnung gebracht. Ich habe alles verpatzt — habe die Beherrschung verloren und Eva fortgeschickt.«
    »Um weiterhin mit dem Kerl zusammenzuleben? Keine Spur! Dazu ist sie viel zu schlau. Dem Himmel sei Dank, daß du deine Beherrschung verloren hast. Das solltest du öfter tun. Einstweilen wollen wir, wie ich schon sagte, abwarten.«
     
     

10
     
    Es folgten einige unruhige Tage. Laura erwartete täglich einen Brief ihrer Kusine oder, schlimmer noch, deren Besuch. Aber nichts dergleichen geschah, und ihre anfängliche Angst schlug in Reue um.
    »Mir ist ganz elend zumute, weil ich sie so angeschrieen habe«, klagte sie dem gereizten Derek. »Wo verbringt sie jetzt ihre Ferien? Es ist doch schrecklich, daß ich sie von ihrem Zuhause vertrieben habe.«
    »Schrecklich! Eine heimatlose >Waise< mit einem Gehalt, einer Wohnung und achthundert Dollar im Jahr. Jetzt wollen wir hören, was Großmutter gesagt hätte.«
    »Ich glaube nicht, daß dich das im geringsten interessiert.«
    »Stimmt. Ich bin immer noch so froh, daß du ihr endlich die Meinung gesagt hast — und zwar eine vernünftige Meinung. Mit Eva habe ich kein Mitleid, aber ich möchte wohl wissen, wie es Kens Frau geht.«
    »Ich nehme an, daß sie in die Scheidung gewilligt hat. Und dann sind die beiden fort nach Sidney.«
    »Hoffentlich bekommst du einen Abschiedsbrief vom Flughafen aus. Jetzt denk mal an was anderes und komm mit zum Reiten.«
    Wie gewöhnlich brachte ihr das Erleichterung. Niedergeschlagen stellte Laura fest, daß sie zu den oberflächlichen Menschen gehörte, die sich nie lange über etwas Sorgen machen. Es tat ihr gut, einmal frei zu sein und mit Derek zu reiten und zu wissen, daß sie bei ihrer Rückkehr nur den brummigen alten Joseph vorfinden würde. Seine Klagelieder nahm sie kaum noch wahr, und an seine Gegenwart bei den beiden Mahlzeiten hatte sie sich nun gewöhnt.
    »Na, ich habe mich noch nicht daran gewöhnt«, antwortete ihr Mann. »Die Sache mit der Straße geht vorwärts. Ein Segen, daß ich mit den beiden Burschen aus der Kreisverwaltung in die Schule gegangen bin.«
    Er genierte sich gar nicht, der Drahtzieher zu sein; er wünschte offen das Ende von Brookside herbei und war fest entschlossen, auch nicht einen Raum an sein eigenes Haus anzubauen, »wenigstens nicht gleich«.
    Am Ende der Woche steckte sein Optimismus Laura an; sie dachte nicht mehr an Eva und versuchte sogar, Anna Everton zu vergessen. Es versetzte ihr deshalb einen Schlag, als ein Brief mit einer unbekannten Handschrift und dem Absender Kenneth Everton ankam. Sie hielt ihn nervös auf Armeslänge von sich ab.
    »Oh, Derek, das ist der Abschiedsbrief!«
    »Dann lies ihn. Es hat keinen Sinn, ihn weit wegzuhalten, als ob er dich beißen könnte. Hier, gib her, wenn du nicht den Mut dazu hast.«
    Er überflog ihn und lachte. »Hör zu und freu dich:
     
    Liebe Mrs. Howard,
    ich schulde Ihnen meinen Dank und die Bitte um Verzeihung. Obwohl Sie wenig sagten, machten Sie mich doch unsicher, und ehrlich gestanden, Sie beschämten mich. Ich fuhr umgehend zu meiner Frau, und Sie werden verstehen, daß ich nun nicht mehr im Zweifel darüber bin, wo ich hingehöre. Ich werde niemals begreifen, was mich überfiel — ich glaube, ein vorübergehender Wahnsinn. Eva werde ich stets eine tiefe Zuneigung bewahren, aber wir werden einander nicht mehr sehen. In einer Woche reisen wir nach Australien. Meine Frau legt einen Brief bei. Ich verbleibe
    Ihr ergebener Kenneth E. Everton.
     
    Na, ich will jetzt nicht behaupten: Das habe ich doch gleich gesagt!«
    »Bitte nicht! Und den anderen Brief lies nicht. Gib ihn mir. Ach, Derek, wie gut!«
    Der Brief war kurz:
     
    Sie waren treu und verschwiegen, und Kenneth hat die wahre Sachlage noch nicht entdeckt. Er faßte seinen Entschluß, ohne davon zu wissen, und er scheint davon überzeugt, daß wir glücklich sein werden. Ich glaube, daß diese Verirrung nur vorübergehend war. Und ich? Was ist

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