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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Glück? Vielleicht liegt es in der Zukunft; und wenn das so ist, habe ich einen Großteil Ihnen zu verdanken. Sie waren so lieb und so einsichtig — und wie unangenehm war es Ihnen doch!
    Anna Everton
     
    Laura vergoß einige Tränen, als sie den Brief zusammenfaltete. Dann aber sagte sie herausfordernd: »Sie schreibt, ich wäre lieb und einsichtig. Nicht jeder hält mich für dumm. Du warst im Unrecht, als du mir vorwarfst, ich hätte falsch gehandelt.«
    »Ich hatte recht. Du bist sicherlich lieb — aber einsichtig? Jetzt schau nicht so selbstgefällig drein und laß dir dieses Lob nicht zu sehr zu Kopfe steigen. Überlaß die >Waisen< ihrem Schicksal, wie immer es auch sein mag.«
    »Du bist schrecklich. Du magst keinen von ihnen außer Hugh.«
    »Hugh ist eben anders. Der macht einem keinen Kummer.«
    »Du bist so selbstherrlich. Von Eva werde ich wohl nie wieder etwas hören.«
    »Sei doch nicht albern. Aus einem Sturm im Wasserglas machst du eine Tragödie. Und was das Nimmer-Wiedersehen betrifft — sie wird auftauchen, sowie sie etwas braucht.«
    »Du kannst sie nicht ausstehen.«
    »Das ist übertrieben, aber ich halte sie für selbstsüchtig und hartherzig, und sie besitzt keinen Funken Humor. Wenn sie dir schreibt, tut sie das sicher mit gebrochenem Herzen, und alsbald wird sie einen anderen erwischen, der diesmal nicht verheiratet ist. Dann wirst du als nächstes einen großen Wirbel um ihre Hochzeit machen und sagen, was Großmutter immer sagte: >Wenn ich’s nicht tue, wer tut’s dann?<«
    Mit dem Brief hatte er recht. Er war kurz und deutlich.
     
    Liebe Laura!
    Du hast gesiegt. Hoffentlich bist Du froh, daß Du zwei Menschen das Herz gebrochen hast. Wahrscheinlich platzt Du vor Stolz, weil Du eine Ehe gerettet hast. Ich verreise bis zum Ende meines Urlaubs und werde für längere Zeit nicht nach Brookside kommen. Ich nehme an, daß Dich das sehr erleichtert.
     
    Das klang so übertrieben, daß Laura zu ihrer eigenen Überraschung lachen mußte. Sie gab Derek den Brief und sagte: »Ich gönne es ihr, daß sie so überzeugt ist, Kenneth’ Herz sei gebrochen. Eines weiß ich bestimmt: er ist froh, daß er wieder bei seiner verständigen Frau ist, und bildet sich mächtig viel auf das Baby ein.«
    »Gut. Wir wollen nicht mehr daran denken. Zur Zeit scheint es mit den >Waisen< eine Schnaufpause zu geben. Das wollen wir genießen.«
    Die Schnaufpause wurde von der Person unterbrochen, von der sie es nie erwartet hätten. Eines späten Abends rief Marie Elder bei Laura an und sagte entschuldigend: »Verzeih den Anruf mitten in der Nacht, aber es ist etwas Unangenehmes passiert.«
    »Doch nicht etwas mit Hugh? Hat er einen Unfall gehabt?«
    »Nicht gerade das. Aber er hat sich wohl ziemlich dumm benommen.«
    Sie stockte, und Laura schaute sich verzweifelt nach einem Stuhl um. Hoffentlich hatte sich Hugh nicht nach Art der »Waisen« in die falsche Person verliebt! Aber was wirklich passiert war, darauf wäre sie nie gekommen: »Die Wahrheit ist, Hugh sitzt im Loch!«
    »Waaas?«
    »Ich fürchtete schon, du würdest dich aufregen. Aber ich meinte, ich sollte es dich doch gleich wissen lassen.«
    »Um Himmels willen, erzähl doch! Was hat er denn getan? Es ist doch sicher ein Irrtum.«
    »Leider nicht. Er hat gestanden, daß er einem Polizisten den Helm vom Kopf geworfen hat. Oh, sicher ist er provoziert worden. Ohne einen triftigen Grund würde Hugh niemals ausfallend werden.«
    »Aber warum? Gab es eine Schlägerei?«
    »Es endete in einer Schlägerei, aber angefangen hat es mit einer Protestkundgebung, wie sie die Studenten jetzt häufig veranstalten.«
    »Ist das alles?«
    Laura seufzte erleichtert auf. Sie hatte ihren jungen Vetter schon in einen Straßenkampf verwickelt gesehen. Protestkundgebungen gehörten zum täglichen Brot des Universitätslebens. »Aber es paßt gar nicht zu Hugh«, sagte sie nachdenklich.
    »Wirklich nicht, aber er interessierte sich wohl für diese Demonstration und meinte, er könnte auch einmal mitmarschieren. Es gab ein großes Durcheinander, und einige von den Polizisten müssen wohl ziemlich handgreiflich geworden sein. Ein paar Mädchen setzten sich auf die Straße — du weißt ja, wie sie das machen — und wollten nicht weitergehen. Ein Polizist zerrte das eine Mädchen beiseite. Hugh wollte ihn aufhalten und stieß ihm den Helm vom Kopf. Bestimmt hat der Mann das verdient. Es ist nur ziemlich fatal, denn an der Universität wird man es nicht gern sehen, daß Hugh

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