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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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zu explodieren, und ihre Stimme war leider fast ebenso laut wie die Evas. »Ihr habt euch in meinem Hause breitgemacht und alles mit eurer ekelhaften Geschichte durcheinandergebracht; ihr habt mich so lange beschwatzt, bis ich mich lächerlich gemacht habe und zu einer Frau hingegangen bin, die zu gut und zu vornehm war, um mich rauszuwerfen. Und deshalb darf ich sagen, was mir paßt. Und wenn ihr das nicht hören wollt, dann packt eure Sachen und macht eure Liebeshändel woanders aus. Gute Nacht. Ich gehe ins Bett.«
    Zum Schlafengehen war es aber noch zu früh. Sie spürte, wie sie nach dieser schrecklichen Szene am ganzen Leibe zitterte. Sie wußte nicht, was geschah, nachdem sie aus dem Zimmer gelaufen war; aber wenig später hörte sie, wie ein Auto startete, und dann war es ganz still im Haus. Sie stahl sich hinunter und fand dort Derek; der war aus seiner Höhle hervorgekommen, saß friedlich rauchend da und las die Zeitung. »Bist du noch nicht müde?« fragte er. »Es läuft gerade ein netter Film im Fernsehen; wollen wir ihn anschauen?«
    Seine Ruhe irritierte sie; sie überhörte seine Frage und sagte: »Wo ist Eva?«
    »Sie ist weg mit dem jungen Mann — übrigens ist er gar nicht so jung. Sie hat dir einen Brief dagelassen.«
    Sie riß ihn auf und las:
    »Da ich hier nicht erwünscht bin, gehe ich heute abend weg. Ich bedaure, daß ich hierher gekommen bin; aber schließlich war ich ja hier zu Hause.«
    Betroffen gab sie den Brief ihrem Mann; der las ihn, lachte laut und warf ihn in den Papierkorb. »Dumme kleine Gans. Hoffentlich hat sich’s damit.«
    »Aber ich habe sie vertrieben.«
    »Eine Zeitlang schon. So ein Haus voller Tragödien widert mich an, und wie Eva sagen würde: ich bin hier gleichfalls zu Hause.«
    »Aber Großmutter gegenüber habe ich meine Pflichten versäumt. Du weißt ja, was sie sagte.«
    »Liebes Kind, wie könnte ich das vergessen, auch nur einen Tag? Ich wünsche mir oft, die alte Dame könnte dich hören. Wie böse wäre sie auf dich!«
    »Auf mich?«
    »Ja, weil du auch nicht das kleinste bißchen gesunden Menschenverstand hast, nicht ein bißchen. Weil du diesen unmöglichen >Waisen< nicht wirklich hilfst.«
    »Aber ich habe doch nur versucht, Eva zu helfen — und hatte einen furchtbaren Tag.«
    »Dein eigener Fehler. Siehst du denn nicht ein: die einzige Art, ihr, und ihnen allen, zu helfen, ist, daß man sie zwingt, endlich auf eigenen Füßen zu stehen? Du solltest nicht so viel Aufhebens um sie machen und dich nicht so weit tyrannisieren lassen, daß du dich in ihre Angelegenheiten einmischst. Das war doch der Grund deiner Abwesenheit, wie ich vermute?«
    »Sei doch nicht so ekelhaft. Jede Minute dieses Tages war entsetzlich.«
    »Und das Ergebnis: ein prima Streit, den man durch das ganze Haus hörte. Oh, Laura, wann wirst du endlich vernünftig?«
    Für einen kurzen Augenblick stieg Ärger in ihr auf, dann lag sie plötzlich an seiner Schulter und weinte sich alle Kränkungen von der Seele. Zuerst ließ er sie sich ausweinen, dann sagte er: »Na, jetzt reicht’s. Das ist der Zeitpunkt für Entschlüsse und nicht für Tränen.«
    »Und für Geständnisse.«
    »Wenn du unbedingt willst. Ich meinerseits bin überhaupt nicht neugierig auf die Affären der >Waisen<. Aber ich möchte doch gern wissen, was meine Frau vorhin veranlaßt hat, sich wie ein Marktweib zu benehmen.«
    »Ein Marktweib? Das ist gemein von dir. Aber du hättest dich auch so benommen, wenn...« Und dann kam alles heraus, zum Schluß noch ihr törichter Besuch bei Anna Everton.
    »Du kleiner Dummkopf. Du solltest dich schämen. Ein Wunder, daß sie dich nicht hinausgeworfen hat.«
    Laura hatte sich im geheimen zwar für dumm, aber doch auch für edel gehalten und sagte nun kläglich: »Aber sie haben gebohrt und gebohrt. Ich war so müde, und es war schon zwei Uhr nachts.«
    »Warum hast du sie da nicht zum Teufel gewünscht und bist ins Bett gegangen?«
    »Ich kann so schlecht streiten — wenigstens bis heute nacht konnte ich’s nicht. Und jetzt hab ich alles falsch gemacht. Sie ist mit dem Mann auf und davon gegangen, und es ist zu spät.«
    »Sei doch nicht so dramatisch. Das hast du von den >Waisen< gelernt!«
    Er lachte.
    »Du bist gefühllos. Ich werde mir immer Vorwürfe machen.«
    »Und Großmutters Spruch zitieren. Jetzt wollen wir erst einmal abwarten. Von der Frau hängt alles ab. Nach dem, was du von ihr erzählt hast, wird sie gewinnen. Ich möchte wetten, daß er schleunigst zu ihr

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