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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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im Kittchen sitzt.«
    In ihrer Erleichterung mußte Laura beinah lachen. Zu solch einer ritterlichen Tat war Hugh fähig; aber das war doch kein Verbrechen! Sie war ihrer Sache nicht sicher. Polizisten sind manchmal eigen. Sie konnte jetzt nichts unternehmen; sie sagte nur: »Nun, heute nacht muß er schon dort bleiben. Ich komme morgen in aller Frühe und werde sehen, was ich machen kann. Derek? Ich glaube nicht, daß er kommen kann. Er will morgen die schlachtreifen Lämmer aussuchen; und du weißt ja, wie schwierig es ist, in den Tiefkühlhäusern einen Platz zu kriegen. Aber ich komme ganz früh. Reg dich nicht auf. Heute nacht wird ihm schon nichts passieren.«
    »Hoffentlich hat er ein richtiges Bett. Er hat keinen sehr guten Schlaf. Ich gebe ihm immer meine beste Matratze.«
    »Ich fürchte, einmal wird er auch ohne die auskommen müssen. Das wird ihm nichts schaden. Er hat sich ja wirklich sehr dumm benommen. Es tut mir leid, Marie, daß du soviel Aufregung hast. Ich hätte das nicht gedacht. Derek sagt immer, er ist der einzige von den >Waisen<, auf den man bauen kann. Aber diesmal hat er falsch gedacht. Das werde ich ihm unter die Nase reiben.«
    »Ich fürchte, morgen wirst du für ihn einstehen müssen, Laura«, sagte Marie. Lauras Ruhe hatte sie angesteckt, und sie hatte ihre gute Laune wiedergefunden. »Er wird wohl eine saftige Geldstrafe bekommen.«
    »Da kann man nichts machen. Es macht mir auch nichts aus, für Hugh Geld auszugeben, obwohl ich’s lieber für einen besseren Zweck gäbe. Wichtig ist nur, daß sein Name nicht in die Zeitung kommt und daß man an der Universität die Sache nicht allzu tragisch nimmt. Gute Nacht, Marie, ich muß jetzt aufhören und mit Derek sprechen. Ich muß ihm zeigen, daß er sich auch mal irren kann.«
    Derek lag im Bett und war schon am Einschlafen. Laura seufzte, als sie nach oben ging. Er würde überrascht und zornig sein. Er hatte immer das allerbeste von Hugh gehalten; wie alle Nicht-Akademiker hatte er nicht das geringste Verständnis für Studentenstreiche. Am besten war es, gleich mit der Tür ins Haus zu fallen.
    »Na, jetzt hast du auch mal Unrecht. Diesmal ist Hugh dran. Er sitzt im Kittchen.«
    »Guter Gott, was hat er denn ausgefressen?« Und ehe sie etwas erklären konnte, sagte dieser schreckliche Mensch: »Das war sicher so eine Studentengeschichte. Ich möchte wetten, es war eine Demonstration, und unser Hugh ist mit einem Polizisten handgreiflich geworden.«
    »Genauso war’s. Und das ist natürlich Widerstand gegen die Staatsgewalt.«
    Zu ihrem Erstaunen lachte Derek laut. »Das ist gesund! Ach, Laura, reg dich nicht auf! Daraus kannst nicht einmal du ein Drama machen. Überall in der ganzen Welt führen sich Studenten so auf. Da kommt er schon durch. Morgen früh sausen wir los, bezahlen seine Geldstrafe und laden ihn dann zum Lunch ein.« Nach diesen Worten schien er tatsächlich einschlafen zu wollen.
    Laura schnappte nach Luft. »Aber du kannst morgen früh nicht fort. Du mußt doch die Lämmer aussuchen.«
    »Ach, pfeif drauf. Ich rufe morgen den Agenten an und sag ihm ab.«
    »Aber du warst doch so scharf auf einen Platz im Gefrierhaus. Den verlierst du vielleicht.«
    »Na, das bringt uns auch nicht um. Das ist ein Sonderfall. Hugh ist das erste >Waisenkind<, das im Kittchen sitzt. Das müssen wir feiern.«
    Laura war ärgerlich. Er hatte nicht das Recht, mit Eva so streng ins Gericht zu gehen und dann diese Angelegenheit so leichtzunehmen. Leicht? Das wohl kaum, da er sein Arbeitsprogramm umstieß und die Chance preisgab, seine Lämmer unterzubringen. Nein, das hätte sie nie für möglich gehalten. Die Männer waren doch seltsam. Es schien ihn nicht zu kümmern, daß Hugh das Gesetz verletzt hatte und im Gefängnis saß. Als sie ihn am Arm packte und ihm das sagte, lachte er und meinte: »Na, ich glaube, die Zellen dort sind ganz bequem. Ich verstehe nicht, warum du dich aufregst. Daß du dich bei mir über Evas Seitensprung ausgeweint hast, hat mir nichts ausgemacht. Aber daß du dich so aufregst, weil Hugh einen Bobby verprügelt hat, begreife ich nicht.«
    Ehe er endgültig einschlief, sagte er noch: »Bin neugierig, ob sie die Protestkundgebung morgen im Fernsehen bringen. Ich möchte doch unsern Hugh und den Polizisten sehen.« Und zum Mißfallen seiner Frau bewiesen seine ruhigen Atemzüge, daß er binnen drei Minuten eingeschlafen war.
    Sie lag noch lange wach und dachte an ihren geliebten Hugh in der Gefängniszelle. Was hätte

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