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Oh Happy Dates

Oh Happy Dates

Titel: Oh Happy Dates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holmes Lucy Anne
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explodieren wie Landminen, egal durch welchen Auslöser: Fernsehschmonzetten, die Werbung der Sozialversicherung, einen Grabstein, ein altes Paar, das sich auf einer Bank küsst. Mir ist jedoch angesichts der heutigen Situation bewusst, dass Gail und ich uns zusammenreißen müssen, um Dads, der Kinder und unser selbst willen.
    »Es ist was Schlimmeres, Sarah. Sie dachten, es sei ein Herzanfall, aber sie haben sie durch die Röhre geschickt und dabei eine Aortendissektion festgestellt. Ich weiß nicht genau, ob das der richtige Begriff ist. Aber man hat einen Chirurgen aus Brighton kommen lassen. Sie muss operiert werden.«
    »Oh.« Mein Mund füllt sich mit siedendem Speichel.
    »Es wird Stunden dauern. Und es ist nicht sicher, dass …«
    Ich nicke und schaue zu Boden. Ich möchte nicht, dass sie den Satz beendet. Stattdessen starre ich die Zigarettenkippen auf dem Betonpflaster an. Ich kicke sie mit meinen Turnschuhen auf einen Haufen.
    »Hast du sie gesehen, bevor sie eingeliefert wurde?«, flüstere ich. Ich zähle die Kippen. Es sind zwölf.
    »Ja.«
    Ich nicke wieder. Ich blicke erst auf, als Kinderstimmen meinen Namen rufen.
    »Sarah! Simon!«, rufen George und Rosie. Sie haben beide eine Packung Walkers Chips. Salt & Vinegar, fünfzig Prozent mehr Inhalt.
    Rosie kommt zu mir. Sie legt ihre Arme fest um meine Taille.
    »Sarah! Oma wird operiert.«
    »Ja. Damit es ihr wieder besser geht. Wir werden ihr
später ein paar Genesungskarten basteln müssen«, sage ich und küsse ihren blonden Scheitel.
    »Seid ihr mit dem Roller gekommen?«, will George mit Blick auf Simon und sein Gefährt wissen.
    »Sind wir, Kumpel.« Er lächelt. »Möchtest du mal den Helm aufsetzen und dich hier mit mir draufsetzen, damit du weißt, wie sich das anfühlt?«
    George hält die Luft an. Rosie ebenfalls.
    »Na, komm schon – und du auch Rosie.« Simon stülpt ihnen die Helme über und setzt sie auf den Roller. Er hält den Roller fest und macht laute Motorengeräusche, die sie mit Kichern und Jauchzen begleiten. Gail und ich schauen zu. Ich kann meinen Blick nicht von Simon und der Güte abwenden, die sein Gesicht ausstrahlt. Wieder spüre ich den Kuss der vergangenen Nacht auf meinen Lippen. Meine Schwester sieht mich an und ergreift meine Hand. Sie schluckt und presst ihre Lippen so fest aufeinander, dass sie weiß werden. Sie atmet ganz tief durch die Nase ein und dann durch den Mund wieder aus.
    »Sie sagte, ich solle dir sagen, dass sie dich lieb hat.«
    Meine Mum wird aufgeschnitten. Ich frage mich, ob sie den Ärzten erzählt hat, dass sie jede Woche Casualty guckt, während der Operationsszenen jedoch immer die Augen schließt. Ich muss an die Schmerzen denken, die sie haben wird, und die Schmerzen, die sie hatte, als sie mich zur Welt brachte. Und ich weiß nicht, was ich tun soll, denn sonst frage ich immer Mum, wenn ich in einer Zwickmühle bin.
    Ich führe meine Schwester am Arm zurück ins Krankenhausgebäude.
    »Nicht die beste Werbung fürs Marathonlaufen, nicht wahr?«, sage ich zu ihr.

    Sie lächelt, und ich spüre, wie der Griff an meinem Arm sich verstärkt.
     
    Dad sieht bleich und erschöpft aus. Er sitzt in einem Raum mit einer Glastür. Er schaut ins Leere. Als er mich sieht, erhebt er sich von seinem Platz.
    »Sie wird gerade operiert, Sarah. Man kümmert sich gut um sie. Sie hat einen sehr guten Chirurgen.« Er redet wie eine Geisel, die von ihren Entführern gezwungen wird, Dinge zu sagen, die sie gar nicht meint.
    »Wie lange wird sie im Operationssaal sein?«
    »Mindestens fünf Stunden.«
    Ich sehe mich im Warteraum des Krankenhauses um. Er besteht aus fünf Plastikstühlen, einem kleinen Tisch mit der Sun von gestern darauf und einem Schwarzen Brett mit Anzeigen der Samariter und der Gesellschaft für Organspenden sowie einer Wegbeschreibung zur Krankenhauskapelle. Er sieht aus wie der Raum in Casualty , in dem ein Arzt sagt: »Wir haben getan, was wir konnten.« Fünf Stunden hier drin, und wir wünschen uns alle den Tod. Ich frage mich, was Mum mir jetzt wohl raten würde.
    »Also, ich weiß ja, dass wir alle in Mums Nähe sein wollen, aber realistisch betrachtet können wir nichts für sie tun. Warum fahren wir nicht für ein paar Stunden nach Hause? Die Kinder können schlafen. Wir können frühstücken und duschen und Mums Lieblingssachen zusammensuchen, ihren Morgenmantel und die Pantoffeln und ihr Parfüm, ein paar Bücher und einen Walkman mit ihrer Musik drauf. Damit sie es ein wenig

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