Oh Happy Dates
mit meiner blöden Bloggerei vertrieben.«
»Dieser Blog war das Beste, was du tun konntest. Damit hast du deinem ständigen Motto ›Liebe ist der Weg zu Schmerz und Elend‹ endlich ein Ende gesetzt. Du musstest raus, um eine Menge Männer kennenzulernen und um festzustellen, dass sie es allesamt nicht mit Simon aufnehmen können.«
»Wenn ihm dieser Gedanke aber gar nicht gefällt?«
»Ach was, sag es ihm einfach«, sagt er.
»Wir sollten uns fertig machen fürs Krankenhaus.«
Die Barry-White-CD ist zu Ende, und stattdessen klingelt das Telefon. Meine Schwester rast in die Küche. Wir schauen das Telefon an, als hätte es noch nie geklingelt. Dann stürzt Gail sich beherzt auf den Hörer.
»Hallo … ja. Oh, oh, oh, oh.« Sie fängt an zu weinen und nickt. Sie wendet sich an uns.
»Sie hat das Schlimmste überstanden!«, schluchzt sie.
66
Ich möchte nicht schlafen. Wenn ich schlafe, könnte mich jemand mit schrecklichen Neuigkeiten aufwecken. Ich möchte, dass alle, die mir nahestehen, in meiner Nähe sind. Ich möchte sie atmen hören. Ich möchte ihre gesunden Herzen schlagen hören.
Die Ärzte sagen, Mum sei ein Phänomen. Sie sei eine der gesündesten und fittesten Frauen ihres Alters, die sie je gesehen haben. Das heißt, abgesehen davon, dass ihr Herz beinahe ausgesetzt hätte. Sie muss noch ein paar Wochen im Krankenhaus bleiben, aber dann sollte sie wieder wohlauf sein, sofern sie sich nicht überanstrengt.
Wir verbrachten den Tag bei ihr am Bett. Sie war nicht richtig bei Bewusstsein, aber ich denke, sie spürte, dass wir da waren. Ich hoffe es jedenfalls.
Vor genau vierundzwanzig Stunden war ich hysterisch, weil ein unpassender Mann mich aufgrund schmerzender Weisheitszähne abserviert hat. Dieser Sarah Sargeant würde ich am liebsten eine runterhauen. Sie scheint das dümmste Ding in der Biosphäre gewesen zu sein. Sie hatte alles, was man brauchte, um glücklich zu sein. Doch wie die Dame, die ihre Brille nicht finden kann, weil sie auf ihrem Kopf sitzt, suchte sie traurig nach etwas, was sie bereits besaß. Der richtige Mann war die ganze Zeit über da. Und jetzt liegt er neben mir in diesem Einzelbett im Gästezimmer von Mum und Dad.
»Si, ich denke, ich bin dabei, mich in dich zu verlieben. Ich meine, ich habe dich immer gern gehabt, aber jetzt, denke ich, liebe ich dich. Ich glaube, wir könnten es gemeinsam mit der Welt aufnehmen.«
Und wenn ich nun etwas Derartiges sagen würde, er mich aber nur freundlich ansähe und seinen Kopf schüttelte? »Oh Sare! Wir sind Kumpel. Ich denke nicht auf diese Weise an dich.«
Bei diesem Gedanken brennt eine Träne in meinem Auge.
Simons Nase liegt zur Wand hin. Er schläft. Alles ist still. In London hört man das nie, dieses Geräusch des absoluten Nichts. Oh Gott, ich kann Simon nicht atmen hören.
»Bist du tot, Si?«, flüstere ich.
»Hm«, murmelt er.
»Tut mir leid, schlaf weiter. Ich konnte dich bloß nicht atmen hören«, erkläre ich ihm.
»Ich atme an die Wand.« Um zu sprechen, muss er seinen Kopf wie beim Luftholen während des Kraulens zur Seite drehen.
Wieder Schweigen.
»Vielleicht solltest du dich auf die andere Seite drehen«, rate ich ihm. »Wegen des Sauerstoffs, weißt du.«
Er dreht seinen Körper herum, und seine Körperwärme strahlt ab wie eine geöffnete Ofentür.
»Sollen wir uns aneinanderkuscheln«, frage ich nervös, »wie wir das letzte Nacht getan haben? Mein Gott, die letzte Nacht scheint eine Ewigkeit her zu sein.«
Ich warte darauf, einen Arm um mich zu spüren oder ein »Ja, gut, Sare« zu hören. Aber die einzige Antwort ist Schweigen. Er schläft wieder. Wenigstens kann ich ihn jetzt atmen hören. Ich kann seinen Atem sogar in meinem Nacken spüren.
Simon und Sarah. Sogar unsere Namen haben einen passenden Klang. Sie fangen beide mit S an und sind zweisilbig. Simon und Sarah, oder klingt Sarah und Simon besser? Beides klingt gut. Seinen Nachnamen möchte ich jedoch nicht haben. Sarah Gussett! Also wirklich. Er würde meinen annehmen müssen. Das heißt, falls wir heiraten. Falls er das möchte. Falls er mich darum bittet.
Ich weiß, dass Simon mich immer zum Lachen bringen und für mich da sein wird, um mich zu beschützen und mir zu helfen. Aber was habe ich ihm zu bieten? Ich habe fast nie Arbeit, und ich bin schusselig. Er braucht eine schöne, durchtrainierte Frau vom Amazonas, die Yogaseminare leitet. Warum sollte er mich haben wollen? Mir fällt kein einziger Grund dafür ein. Vielleicht
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