Oh Happy Dates
Kommt denn jetzt bald mal jemand, um diesen türkisen Schrotthaufen
abzuholen, der heute vor meinem Café auf seine Bergung wartet?«
»Hallo Boss. Wie wäre es mit ein paar Workshops zur Teambildung auf Barbados?«
»Ach, Sarah ist noch immer bei uns. Noch immer nicht berühmt?«, fällt ihr Glenda ins Wort und wendet sich mir zu.
»Die Gastronomie kann noch nicht auf mich verzichten, Glenda.«
»So weit würde ich nicht gehen, Sarah«, erwidert sie, rauscht an uns vorbei und versucht in ihr Café zu kommen.
»Noch eins«, ergänze ich. »Julia ist nicht abgeneigt, sich noch heute von einem gut aussehenden DJ schwängern zu lassen. Ich habe mir gedacht, es wäre doch eine gute Idee, mit Ihnen gleich jetzt über den Mutterschutz zu sprechen.«
»Und ich muss Ihnen sagen, dass ein Herr eine von Sarahs Kopfläusen in seinem Rührei gefunden hat; ich glaube, er will Sie verklagen«, kontert Julia. »Und sie hat damit begonnen, sich mit den Gästen zu verabreden, also ist mit einer Seuche zu rechnen.«
»Verabredung mit den Gästen?«, hakt Glenda nach und dreht sich herum.
»Nein, natürlich nicht«, sage ich verächtlich.
»Gut. Ich zahle euch Damen nämlich fürs Arbeiten und nicht fürs Flirten mit der Kundschaft.« Daraufhin stolziert sie durchs Café in die Küche, um dort die Köche anzubrüllen.
»Jules?«
»Was?«
»Ich möchte nicht, dass sie von meinem Treffen mit Eamonn Nigels erfährt!«
»In Ordnung, Sare. Beruhige dich. Ich frage mich nur, ob er heute kommt?«
»Wahrscheinlich ist er ins Carluccio’s gegangen«, sage ich traurig.
Seit meiner Dschungelcamp-Mutprobe mit Eamonn Nigels ist nun schon eine ganze Woche vergangen. Seitdem habe ich kein Wort von ihm gehört. Eine weitere Panne in meiner umfangreichen Sammlung.
»Simon sagt, wenn man von einem Typen nach einer Woche nichts gehört hat, dann findet er, dass man ein Totalausfall ist«, sage ich.
»Gut, dann hält er dich halt für einen Totalausfall.«
»Du bist gemein.«
»Sare, nachdem du bei dieser Verabredung warst, hieß es nur: ›Oh nein! Er ist zu alt für mich! Er mag keine Schauspielerinnen! Ich kann ihn unmöglich wiedersehen.‹« Dabei zeigt sie ein schmerzverzerrtes Gesicht und fasst sich melodramatisch an die Brust. Damit könnte sie sehr gut für einen Werbespot für ein Medikament gegen Sodbrennen vorsprechen.
»So habe ich das nicht gesagt.«
»Du sagst jetzt nur, dass du Eamonn Nigels magst, weil er dich nicht haben will.«
»Hmm«, brumme ich verzweifelt und schiele auf die Kuchenvitrine. Ein Stück Käsekuchen flirtet ganz unverschämt mit mir. Es sitzt dort und bebt vor Frische. Ein kleines Stück frische Erdbeere glänzt in der cremigen Saftigkeit. Ich lecke mir die Lippen.
»Hattest du denn noch nichts zu essen?«, erkundigt sich Julia.
»Nein, morgen bin ich bei Casualty . Ich mache eine Crashdiät.«
»Bist du aufgeregt?«
»Ja«, sage ich, nehme das Stück Käsekuchen und halte es hoch, um daran zu riechen. »Abenteuer Nummer fünf: Einen Heteromann an Land ziehen, der beim Fernsehen arbeitet.«
Julia sieht mich mit hochgezogenen Brauen an. »Du bist unglaublich«, sagt sie, und ich denke nicht, dass sie das positiv meint.
»Jules, ich muss was tun. Meine Trefferquote ist gefallen. Ich bin letzte Woche im Durchschnitt nur noch dreiundsechzigmal angeklickt worden. Das ist schrecklich.«
Julia antwortet darauf, indem sie sich eine Gabel voll vom wabbelnden Käsekuchen nimmt, der mir vor der Nase schwebt.
»Du Biest«, sage ich durch das Wasser hindurch, das mir im Mund zusammengelaufen ist.
33
Es ist eine bekannte Tatsache, dass die Menschen ihre bessere Hälfte am Arbeitsplatz kennenlernen. Menschen, die im Büro arbeiten, hauen sich ihre nackten Lenden ständig an Kisten voller Büroartikeln an. Und deshalb wird Sarah Sargeant jetzt versuchen, jemanden aus ihrem Arbeitsumfeld kennenzulernen. Bei einem Fernsehjob jemanden anzubaggern, ist mein bisher ehrgeizigstes Abenteuer. Die Zeit spielt eine entscheidende Rolle. Es kommt darauf an, so viele Männer wie möglich kennenzulernen. Dafür muss ich mich jedem einzelnen vorstellen und alles daransetzen, dass sie mich mögen und attraktiv finden.
Simon lieh mir letzten Oktober ein Buch mit dem Titel Gekonnter Umgang mit Menschen . Gelesen habe ich es nicht. Ich sah ihn nur argwöhnisch an und fragte: »Was willst du mir damit sagen?«
Jedenfalls durchwühlte ich letzte Nacht mein Zimmer auf der Suche danach. Schließlich fand ich den Ratgeber
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