Oh Happy Dates
hustet, dann schreit er: »Was machst du denn mit dem Gin Tonic, Val?«
»Oh, du hältst das wohl für keine gute Idee, nicht wahr?«, werfe ich rasch ein.
»Aber woher denn. Er könnte mir beim Golden-Oldies-Golfturnier Gesellschaft leisten«, gluckst er. »Wir könnten gemeinsam Geburtstag feiern, seinen sechzigsten und meinen siebzigsten.« Jetzt amüsiert er sich bestens. »Und da …«
»Dad«, jammere ich, »hör auf damit, das ist nicht lustig.«
»Oh danke, Val!«, sagt mein Vater, nachdem er offenbar seinen Gin Tonic bekommen hat. »Was hältst du denn davon, Val, dass Sarah sich mit einem älteren Mann verabredet?«
»Na ja, das machen jetzt doch alle. Nimm doch nur mal Des O’Connor, er ist in den Siebzigern und hat gerade ein Baby mit einer Frau in den Dreißigern bekommen.«
Ich seufze. Man kann es nur als neues Tief auslegen, wenn meine Mutter als Rat in Beziehungsfragen den mehrfach geschiedenen Des O’Connor erwähnt.
»Na gut, Sarah«, mein Dad ist wieder dran, »solange du glücklich bist und er dich gut behandelt, sind wir glücklich. Und wo trefft ihr euch«, ich höre das Schlürfen von Gin Tonic, »in der Senioren-Disco?« Schallendes Gelächter nun von beiden.
»Was ziehst du an? Stahlhelm und Gasmaske?« Nunmehr unkontrolliertes, fast schon inkontinentes Gelächter.
»Dad! Pass auf! Er führt mich in eins der besten Restaurants der Welt, wo man Schweineinnereien serviert bekommt, und er ist ein berühmter Filmregisseur, doch ich werde ihm nichts zu sagen haben. Mir ist schlecht.«
»Beruhige dich und hör mir zu. Du hast viel zu bieten. Du bist intelligent, lustig und hinreißend. Warum sollte er sich nicht zu dir hingezogen fühlen? Der Mann kann sich meiner Meinung nach glücklich schätzen. Lass dich bloß nicht einschüchtern. Das meine ich im Ernst, Sarah, mach dich ja nicht kleiner, als du bist. Wir sind sehr stolz auf dich, sei einfach du selbst. Geh hin und amüsier dich.«
»Oh, jetzt muss ich los, Dad! Ich bin zugekleistert mit Make-up. Und du bringst mich zum Weinen.«
»Ich hab dich lieb«, flüstert er. Dann legt er auf.
31
Die Frauen lieben Eamonn Nigels. Er sollte jemanden einstellen, der sie für ihn mit einem Schlagstock verscheucht. Am Nebentisch sitzt eine in Fuchsia gekleidete Dame, die ständig zu ihm rüberschaut und sich die Lippen leckt. Das hübsche Mädchen, das uns die Mäntel abnahm, kriegte sich vor Kichern gar nicht mehr ein, als er sie ansprach. Und dabei bestellte er nur eine Flasche stilles Mineralwasser. Mir geht ständig die Frage im Kopf herum: Was machst du hier mit mir? Ich bin eine durchschnittlich aussehende Kellnerin. Jedes Mal, wenn ich den Mund aufmache, höre ich mich an wie eine Vollidiotin. Ständig sprudeln geistlose Bemerkungen in vornehmem Akzent aus mir heraus, die ich noch nicht mal ernst meine:
1. Als wir das Restaurant betraten, sagte ich: »Ach du meine Güte, was für ein göttlicher Ort!«, obwohl ich eigentlich dachte: Oh nein, ist das hell hier drin. Eine kaputte Glühbirne ist für mich das schmeichelhafteste Licht.
2. Ich studierte die Speisekarte und sagte: »Oh, was für interessante Gerichte!«, obwohl ich eigentlich dachte: Schweinsfüße! Schweinemilz! Wer steht da am Herd, der dänische Koch aus der Muppet Show ? Ich bin eine Frau! Wo ist der Seebarsch? Der Salat niçoise? Das Thai-Curry mit Huhn?
3. Der schlimmste Ausrutscher war jedoch meine Bemerkung mit einer Stimme wie aus einer Restaurationskomödie: »Oh, für mich kommen als Vorspeise nur die Markknochen infrage. Ich hörte, sie seien ganz wunderbar.«
Eamonn sieht heute Abend sehr gut aus. Er trägt einen locker sitzenden kohlefarbenen Anzug mit einem blaugrau gestreiften Pullover darunter.
»Sollen wir zum Einstieg Champagner nehmen?«, fragt er.
»Das wäre reizend, danke«, erwidere ich höflich. Ich denke, man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass Eamonn keine Frauenblogs liest.
Eamonn lächelt. »Wenn ich ehrlich sein soll, ist dies mein zweitliebster Ort, um essen zu gehen. Mein liebster ist ein kleines Café, wo ich jedes Wochenende frühstücke.«
»Oh ja, der Service soll dort gut sein, wie man hört. Wissen Sie, eigentlich wollte ich Ihnen sagen, dass es ein Stück weiter die Straße hoch ein Carluccio’s gibt. Die machen ein wirklich anständiges Frühstück. Ich weiß nicht, warum Sie es immer wieder mit diesen schrecklichen Eiern versuchen.«
»Nun ja, es gibt in diesem Café noch eine zusätzliche Attraktion«, sagt er und
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