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Oh Happy Dates

Oh Happy Dates

Titel: Oh Happy Dates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holmes Lucy Anne
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zwischen alten Theaterprogrammen unter meinem Haufen ungeöffneter, nach Behördenpost aussehender Briefe. Ich begann zu lesen. Der Ansatz war radikal. Da hieß es:
    1. Menschen interessieren sich nur für sich selbst.
    2. Menschen lieben Menschen, die den Mund halten und ihnen erlauben, über sich selbst zu reden.

    3. Menschen lassen sich gern beglückwünschen und umschmeicheln.
    »Hach, die Menschen sind so seicht«, spottete ich.
    Aber dann nahm ich mein eigenes Leben unter die Lupe. Und da wurde mir klar, dass mich die meisten Menschen langweilen, sofern sie mir nicht sagen, wie toll ich bin, und dass ich einen Blog habe, der sich nur um mich dreht. Ich kam zu dem Schluss, dass das Buch durchaus ins Schwarze traf.
    Also werde ich heute mal als Fundamentalistin auftreten. Meine Eskapaden werden sich auf die sorgfältige Lektüre dieser extremistischen Literatur gründen. Während der drei Stunden meiner Fernsehaufnahme werde ich:
    1. Den Mund halten.
    2. Aktiv zuhören.
    3. Schmeicheln und beglückwünschen.
    Ich hoffe nur, dass ich jemanden treffe. Schon falle ich aufgrund der Zurückweisung durch Eamonn Nigels wieder in meine alte Welt der Angst zurück. Der Tag heute muss einfach gut laufen, damit ich die Angst hinter mir lasse und meine Blogleser zurückgewinne.
    Das einzige Problem dabei: Es ist sieben Uhr morgens, und ich bin lange aufgeblieben, um dieses blöde Buch zu lesen. Ich weiß, dass ich mich einigen der massigen Männer in Anoraks vorstellen sollte, die um mich herumwuseln, aber ich bin so müde. Mein schläfriger Kopf wird von nur einem Gedanken beherrscht: Ich brauche einen Kaffee, und zwar sofort.
    Ein großer, gut aussehender Blonder mit einem Walkie-Talkie taucht vor mir auf.

    »Da sind Sie ja. Sarah Sargeant, nicht wahr? Ich bin Gus, der zweite Produktionsassistent.«
    Er sieht wirklich gut aus. Er hält ein Walkie-Talkie in der Hand und ist demzufolge in einer Machtposition. Und, hol’s der Kuckuck, er kommt aus dem Norden! Ich habe die Regionalakzente immer begeistert unterstützt, seit ich angesichts von Sean Bean in Lady Chatterley zum ersten Mal in Erregung geriet.
    Ich stehe einen Moment lang da, öffne und schließe Mund und Augen und stelle mir dabei seine leicht verschmutzten Hände vor, die meine Bluse aufreißen, ehe er mich über Dads Werkbank legt. Er registriert, dass ich zu so früher Stunde nicht in der Lage bin, Sätze zu formulieren. Und so sieht er mich belustigt an und sagt: »Mann, Sie können aber einen Kaffee vertragen!«
    Er führt mich zum Kaffee. Es ist Instantkaffee. Ich informiere Gott darüber, dass ich zwar sofort einen Kaffee haben wollte, dies aber kein sofort löslicher hätte sein müssen und es bei uns hier unten diesbezüglich feine Unterschiede gibt. Der zweite Produktionsassistent ist lustig. Er nimmt vier Stück Zucker in den Tee und spielt offenbar Gitarre, weil er über einen verstörend langen Fingernagel verfügt.
    »Wie lange arbeiten Sie schon mit an der Serie?«, erkundige ich mich und spiele dabei mit meinen Haaren.
    »Oh, Entschuldigung«, sagt er und wendet sich von mir ab, weil sein Walkie-Talkie plötzlich knistert.
    Mist, denke ich, als er davoneilt. Der Koffeinstoß hat mich wieder zum Leben erweckt, und ich möchte mich jetzt eigentlich mit diesem großartigen Gus aus dem Norden unterhalten.
    Mit meiner zweiten Tasse Kaffee in der Hand halte ich Ausschau nach dem nächsten Mann für eine Unterhaltung.
Ich sehe jede Menge riesiger Männer umherlaufen. Ich suche mir den kleinsten von ihnen aus. Ich stelle mich neben ihn und lächele ihn an. Dieser Mann ist klein, aber perfekt gebaut. Er hat ganz unglaubliche Augen, wie große braune Monde mit langen zarten Wimpern, eine winzige Nase und einen kleinen netten Mund. Wenn ich Bildhauer wäre, würde ich ihn in Stein meißeln.
    »Suchen Sie die Toilette, Süße?«, erkundigt er sich freundlich.
    »Um … äh … ha … um«, stammle ich. Mir wollen keine Fragen einfallen.
    »Wohl noch nicht ganz ausgeschlafen?«
    Hinter mir kann ich ein paar der großen Männer lachen hören. Es war wie damals mit dreizehn, als mir im Jugendklub versehentlich ein Rockzipfel in der Unterhose stecken geblieben war.
    »Sieben Uhr morgens! Die beste Stunde des Tages, lautet mein Motto«, verkünde ich strahlend, während ich mir sage: Halt jetzt den Mund, Sarah. Du bist nicht komisch, und die Leute halten dich für verrückt. Ich ignoriere meinen eigenen hervorragenden Rat. »Ich bin schon seit Stunden auf!

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