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Oh, Mandy

Oh, Mandy

Titel: Oh, Mandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peggy Moreland
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Nachdem er die Wagentür hinter sich zugeschlagen hatte, stand er da und wartete, bis die Cowboys widerwillig zur Seite traten, um ihn durchzulassen. Als er Mandy dann folgte, spürte er ihre bohrenden Blicke im Rücken.
    Im Stall entspannte er sich ein wenig. „Offenbar hast du deinen Männern nicht gesagt, dass ich komme.”
    Mandy blieb stehen und drehte sich zu ihm herum. „Ich war mir ja selbst nicht einmal sicher, ob du überhaupt kommst.”
    Jesse gefiel die Gleichmütigkeit, mit der sie ihn anschaute, gar nicht. Mit ihrer Jeans, dem weichen Baumwollhemd und dem Pferdeschwanz sah sie aus wie siebzehn und ähnelte sehr dem unschuldigen Mädchen, in das er sich damals verliebt hatte. Er war versucht, ihr das Band aus den Haaren zu ziehen, mit beiden Händen in diesen langen, rotbraunen Locken zu greifen und Mandy zu küssen, bis sie ihre Gleichmut verlor und dahinschmolz.

    Stattdessen verzog er verächtlich den Mund und schaute weg.
    „Als wenn ich eine Wahl gehabt hätte.” Er hob ein Stück Seil vom Boden auf und zog es durch seine Hände. „Wo ist Jaime?”
    „Irgendwo hier”, meinte sie vage. „Er wird schon auftauchen.”
    „Und in der Zwischenzeit?”
    Mandy deutete ans andere Ende des langen Ganges. „Kannst du den Hengst, zureiten.”
    Jesse ging mit ihr zu der Box, in der ein schwarzer Hengst stand. Seine Ohren waren gespitzt, und er rollte mit seinen dunklen, gefährlich blickenden Augen, als Mandy und er näher kamen. „Wie heißt er?”
    „Judas”, antwortete Mandy, und ihre Stimme klang stolz.
    „Judas?” wiederholte Jesse verwirrt. „Ist das nicht ein etwas merkwürdiger Name für einen Hengst?”
    Lächelnd schaute Mandy zu dem Hengst. „Sein Name passt ausgezeichnet zu ihm.” Noch immer lächelnd drehte sie sich zu Jesse herum, doch er bemerkte, dass das Lächeln nicht bis zu ihren Augen drang. „Und ich kann dir nur empfehlen, seinen Namen ernst zu nehmen”, warnte sie ihn. „Bessere Männer als du haben bereits gelernt, dass es klüger ist, ihm nicht den Rücken zuzuwenden.”
    Jesse saß auf dem Zaun der Pferdekoppel, ein Lasso auf den Knien. Der schwarze Hengst lief schnaubend und wiehernd zwischen den Zäunen hin und her. Jesse wusste, dass er mit diesem Pferd so einiges zu tun haben würde. Bisher hatte er es nicht geschafft, sich ihm auch nur bis auf zehn Schritte zu nähern.
    „Hey! Was machen Sie hier?”
    Jesse schaute hinter sich und sah Jaime aufgebracht heranlaufen. Er musste grinsen. „Deine Mum hat mich angeheuert, damit ich diesen Hengst für sie zureite.”
    Jaime blieb abrupt stehen. „Ehrlich?” rief er überrascht und grinste dann ebenfalls, woraus Jesse erkannte, dass Mandy Recht gehabt hatte, als sie annahm, dass Jaime seine Anwesenheit auf der Double-Cross-Heart-Ranch nicht in Frage stellen würde. „Hey, das ist ja cool!” stellte Jaime fest und kletterte auf den Zaun, um sich neben Jesse zu setzen. „Haben Sie ihn schon geritten?” wollte er aufgeregt wissen.
    Jesse lachte. „Nein. Ich nehme ihn erst einmal in Augenschein. “
    Jaime legte den Kopf zur Seite. „Was heißt das?”
    Jesse deutete auf den Hengst. „Ich beobachtete ihn, um zu sehen, wie er sich aufführt.
    Bevor man ein Pferd besteigt, sollte man wissen, wie es reagiert.”
    Jaime nickte verständnisvoll. „Gabe meint, das wäre ein Witwenmacher und dass Mum ihn lieber erschießen lassen sollte, bevor er noch jemanden umbringt.”
    Jesse starrte Jaime überrascht an. „Ach, ja? Wirklich? Und was hat deine Mutter daraufhin gesagt?”
    Jaime grinste verlegen. „Ich weiß nicht. Sie hat mich beim Lauschen erwischt, und ich musste verschwinden, damit ich nicht noch mehr hören konnte.”
    Lachend streckte Jesse die Hand aus und fuhr Jaime durchs Haar. „Es ist nicht besonders höflich, einer Unterhaltung zuzuhören, die nicht für deine Ohren bestimmt ist.”
    Jaime schaute auf seine Stiefel und trat mit dem Absatz gegen den Zaun. „Ja, das hat Mum auch gesagt.”
    „Deine Mutter hat Recht. Sie haben meistens Recht, weißt du.”
    Jaime verdrehte die Augen. „Ja, aber sie können auch ganz schön nerven”, murmelte er.
    Jesse hatte das Gefühl, dass er Mandy und Mütter im Allgemeinen verteidigen müsste, überlegte es sich dann aber. Schließlich war er hier, um Jaimes Vertrauen zu gewinnen und nicht um Mandys Partei zu ergreifen. „Sie hält dich ganz schön kurz, stimmt’s?”
    Jaime seufzte. „Das kann man wohl behaupten. Vor allem in letzter Zeit.”

    Jesse

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