Oh, Mandy
Im Bett. Ich wollte allein mit dir reden.”
Er stemmte die Hände in die Hüften. „Dann fang an.”
Mandy schaute sich unruhig um, so als fürchtete sie, dass ein Geist aus der Vergangenheit auftauchen würde und nach ihr schnappen könnte.
„Macht es dich nervös, hier mit mir allein zu sein?” fragte Jesse.
„Nein”, log sie. „Obwohl ich mich gewundert habe, warum du dir ausgerechnet diesen Ort für unser Treffen ausgesucht hast.”
Jesse schob seinen schwarzen Stetson noch weiter aus der Stirn. Mondlicht erhellte sein Gesicht, auf dem ein spöttisches Lächeln erschien. „Aber hier hat doch alles begonnen, Mandy. Hier wurde Jaime gezeugt. Ich finde, dies ist der ideale Platz, um über seine Zukunft zu reden.”
Er nickte zur Mitte des kleinen Tals, und Mandy schaute hinter sich. Im Mondlicht wirkte das grüne Gras, das dort wuchs, wie eine silberne Flüche.
„Genau dort ist es geschehen”, murmelte Jesse in einem Ton, der wie ein Streicheln klang.
„Ich hatte eine Decke ausgebreitet und wartete auf dich, während du in der Dunkelheit aus dem Haus deines Vaters geschlichen bist, um deinen mexikanischen Liebhaber zu treffen.”
Tränen traten Mandy in die Augen, und sie ballte die Hände zu Fäusten, um zu verhindern, dass sie anfing zu weinen. Bitte, Jesse, flehte sie innerlich, bitte hör auf.
Aber Jesse war noch nicht fertig. Mandy hatte ihn tief verletzt, als sie sich für ihren Vater und nicht für ihn entschieden hatte, und er wollte, dass sie den gleichen Schmerz empfand, den er damals empfunden hatte. Er trat vor sie wickelte sich eine Locke, die ihr ins Gesicht gefallen war, um den Finger und hob sie hoch. Und dann glitt er mit den Lippen über ihren Hals.
Ein Schauer fuhr Mandy den Rücken entlang, aber sie presste die Augen zusammen und versuchte, gar nichts zu fühlen. Das lange unterdrückte Verlangen durchströmte dennoch ihren ganzen Körper.
Mit beiden Händen packte Jesse sie um die Schultern und drückte sie leicht, während sein heißer Atem über ihre Haut glitt. „Jedes Mal kamst du dort zwischen den Bäumen herausgelaufen, total atemlos, mit glänzenden Augen, und bist mir um den Hals gefallen.
Erinnerst du dich daran, Mandy? Erinnerst du dich an die Liebesschwüre, die du mir zugeflüstert hast? Erinnerst du dich an all die Versprechen, die du mir gegeben hast?”
„Ja”, flüsterte sie. Die Erinnerungen hatten ihr viele Jahre lang den Schlaf geraubt. „Ja, ich erinnere mich.”
„Es waren alles Lügen, nicht wahr, Mandy?” sagte er leise und grub seine Finger fast schmerzhaft in ihren Schultern. „Nichts als Lügen. So wie die Lügen, die du meinem Sohn erzählt hast.”
Mandy befreite sich aus seinem Griff. Sie wollte nichts mehr davon hören. „Was willst du von mir?” rief sie.
„Meinen Sohn.”
„Du kannst ihn nicht bekommen.”
„Ich will ihn dir ja nicht wegnehmen - wenn es nicht sein muss. Ich möchte ja nur teilhaben an seinem Leben, und das kann ich mit deiner Hilfe erreichen, aber auch ohne sie.”
Diese eindeutige Drohung ernüchterte Mandy und erinnerte sie daran, wie wichtig es war, Jesse davon zu überzeugen, diese Frage in ihrem Sinn zu lösen. „Ich weiß”, sagte sie, bemüht um einen ruhigen Tonfall. „Und ich habe auch darüber nachgedacht, dass wir Jaime sagen müssen, dass du sein Vater bist. Du hast Recht”, erklärte sie hastig, bevor er sie unterbrechen konnte. „Du hast ein Anrecht darauf, an seinem Leben teilzunehmen.”
„Wo liegt denn dann das Problem?”
Mandy senkte den Kopf, weil es ihr schwer fiel, Jesses durchdringendem Blick zu begegnen. „Es ist nur so … ich weiß nicht, wie Jaime diese Neuigkeit aufnehmen wird.” Sie hob den Kopf und schaute Jesse flehentlich an. „Kannst du dir denn nicht vorstellen, was für ein Schock das für ihn sein wird?”
„Nicht schlimmer als der Schock, den es mir versetzt hat, dass ich einen Sohn habe.”
„Ja.” Mandy begriff erst jetzt, was für ein Schlag das für Jesse gewesen sein musste. „Aber Jaime glaubt, sein Vater sei tot. Stell dir vor, wie schwierig es für ihn sein wird, wenn du ihm plötzlich mitteilst, du wärst sein Vater. Hast du daran gedacht, welche Auswirkungen das auf einen Jungen seines Alters haben kann?”
„Ich habe dem Jungen diese Lügen nicht erzählt. Das warst du.”
Mandy hob herausfordernd das Kinn. „Ja, aber was hatte ich denn für eine Wahl, als er anfing, Fragen zu stellen? Du warst nicht hier, und ich hatte nicht die
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