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Oh, Mandy

Oh, Mandy

Titel: Oh, Mandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peggy Moreland
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überlegte, ob das wohl etwas mit ihm zu tun haben könnte. Glaubte Mandy etwa, er würde den Jungen entführen oder so etwas? Er schüttelte den Kopf. Er wollte Mandy nichts wegnehmen, und bestimmt nicht die Liebe ihres Sohnes. Er wollte einfach nur seinen Sohn kennen lernen und ihm sagen, dass er sein Vater sei.
    In der Hoffnung, jetzt noch etwas mehr Zeit mit ihm zu verbringen, zog Jesse ein Tuch aus der Tasche und wischte sich über den Nacken. „Ganz schön heiß heute.”
    Jaime blinzelte in die Sonne. „Ja, das stimmt. Ich wünschte, ich könnte jetzt unten am Bach ein wenig angeln.”
    Jesse nickte zustimmend. „Ein paar nette kleine Fische am Angelhaken wären nicht schlecht.”
    Jaime betrachtete ihn erstaunt. „Gehen Sie auch gern angeln?”
    „Na klar. Du bist nicht der einzige Junge, der im Nachbarteich … wildert. Als Teenager bin ich immer auf die Double-Cross-Heart-Ranch geschlichen und habe in dem alten Teich geangelt, der auf diesem flachen Stück Land liegt. Weißt du, welchen ich meine?”
    „Ja! Da gibt es ein paar entwurzelte Bäume, unter denen sich die Fische immer verstecken.
    Wollen wir dorthin angeln gehen?” fragte Jaime und fiel fast vom Zaun in seinem Eifer, diese Einladung auszusprechen.
    Obwohl es genau das war, worauf Jesse aus gewesen war, erwiderte er unsicher: „Ich weiß nicht. Was glaubst du, wird deine Mutter dazu sagen, dass du dich mitten am Tag davonmachst?”
    „Ich wette, dass sie nichts dagegen hat, wenn Sie mitgehen!” Jaime kletterte schon vom Zaun. „Kommen Sie, wir fragen sie.”
    Jesse versuchte seine Freude darüber, den Nachmittag womöglich mit seinem Sohn zu verbringen, zu verbergen und folgte ihm zum Haus. Aber an der Hintertür zögerte er, weil er sich nicht sicher war, ob Mandys Einladung sich auch auf das Haus erstreckte.
    „Kommen Sie!” ermunterte Jaime ihn. „Mum arbeitet wahrscheinlich in ihrem Büro.”
    Jesse zog den Hut vom Kopf und folgte Jaime durch die Küche und einen langen Flur entlang. Vor der offenen Tür zum Büro blieb er stehen und spürte, dass sich ihm die Nackenhaare sträubten.
    Jaime bezeichnete dies zwar als das Büro seiner Mutter, aber überall waren noch Zeichen von Lucas McCloud zu erkennen. Hinter dem schweren Schreibtisch saß nun Mandy und schaute Jesse misstrauisch an.
    Bevor sie ihn angreifen konnte, erklärte er: „Jaime hat mich eingeladen, mit ihm angeln zu gehen, aber ich habe ihm gesagt, dass wir erst dich fragen müssen.”
    Langsam erhob Mandy sich aus dem Lederstuhl und umklammerte den Stift in ihrer Hand wie eine Waffe, mit der sie sich verteidigen wollte. „Ich verstehe.” Sie schaute zu ihrem Sohn.
    „Hast du deine Pflichten erledigt?”
    „Ja, Ma’am”, sagte er stolz.
    „Was ist mit dem Mülleimer in der Küche? Ist der leer?”
    Jaime ließ die Schultern hängen. „Nein. Den hab ich vergessen.”
    „Du sollst alle deine Aufgaben erledigen, bevor du spielen kannst.”
    „Oh, Mum”, jammerte er. „Kann das nicht bis nachher warten?”
    „Du kennst die Regeln”, erinnerte sie ihn streng.
    Jaime schaute zu Jesse. Anscheinend wusste der Junge, dass es sinnlos war, mit seiner Mutter zu streiten. „Warten Sie einen Moment? Ich bin sofort wieder da.” Er rannte davon und ließ Jesse mit dem Hut in der Hand vor dem Schreibtisch stehen.
    „Gilt das auch für mich?”
    Mandy sah Jesse fragend an. „Was?”
    „Muss ich auch erst meine Aufgabe erledigen?”
    Mandy runzelte die Stirn, sank wieder auf den Stuhl und beugte sich über ihre Arbeit.
    „Meine Regeln gelten nur für meinen Sohn.”

    Jesse kam einen Schritt näher und spähte in das Haushaltsbuch, das auf dem Schreibtisch lag. „Soweit ich gehört habe, gelten diese Regeln auch für die Männer, die auf der Double-Cross-Heart-Ranch arbeiten.”
    Mandy fuhr mit ihren Eintragungen fort und meinte, ohne aufzuschauen: „Ja, obwohl ich vermute, dass ein paar von ihnen nur sehr ungern Befehle von einer Frau entgegennehmen.”
    Dass seine Gegenwart sie nervös machte, war offensichtlich und verleitete Jesse dazu, Mandy noch ein wenig mehr zu reizen. Er setzte sich auf die Schreibtischkante. „Woran arbeitest du?”
    „Nicht, dass es dich etwas angeht”, entgegnete sie, „aber ich notiere die Geburten der neuen Fohlen.”
    Grinsend beugte Jesse sich weiter vor und musste fast lachen, als er bemerkte, dass Mandy den Stift krampfhaft umklammerte. „Sieht so aus, als wenn deine Stuten dieses Jahr eine Menge Fohlen geworfen hätten”,

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