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Oh, Mandy

Oh, Mandy

Titel: Oh, Mandy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peggy Moreland
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höher”, meinte er. „Außerdem musst du es von dir weiter weghalten, bevor du es drehst und hochziehst.”
    Jaime biss sich auf die Unterlippe und versuchte es erneut, und schaffte es diesmal, ohne seinen Kopf zu treffen. Er drehte sich um und grinste. „Meinst du so?”
    Jesse lachte und klopfte ihm auf den Rücken. „Genau so. Bist du bereit, den Stier einzufangen?” fragte er und deutete auf den Heuballen.

    Jaime schluckte nervös. „Ja, ich denke schon.” Er nahm das Seil wieder richtig in die Hände, schwang es über seinen Kopf, so wie Jesse es ihm gesagt hatte und ließ es dann durch die Luft sausen. Das Lasso flog davon und landete mehr als zwei Meter vor dem Heuballen.
    Das Ende des Seils schlug zwei Meter dahinter auf.
    Jesse warf den Kopf zurück und lachte. „Ich glaube, ich habe vergessen zu erwähnen, dass du das Ende des Lassos festhalten musst.”
    Jaime drehte sich herum und grinste verlegen. „Scheint mir auch so.”
    Jesse rollte das Seil geschickt wieder auf und gab es Jaime. „Willst du es noch einmal versuchen?”
    „Ja, sicher.”
    Jesse machte einen Schritt zurück, während Jaime das Lasso richtig in die Hand nahm.
    „Hast du Kinder?”
    Die Frage kam aus heiterem Himmel und nahm Jesse den Atem. Unbewusst griff er nach der Schachtel den Zigaretten in seiner Brusttasche und schüttelte mit zitternden Fingern eine heraus.
    „Warum fragst du?” wollte er wissen, während er sein Feuerzeug suchte.
    „Nur so.” Jaime wandte sich um, als er das Schnappen des Feuerzeugs hörte. Er grinste.
    „Mum meint, diese Dinger hemmen das Wachstum.”
    Als er bemerkte, was er getan hatte, riss Jesse sich die Zigarette aus dem Mund, warf sie zu Boden und trat sie aus. „Sie hat Recht”, murmelte er. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er ein gutes Vorbild für seinen Sohn abgeben musste. „Es ist eine schlechte Angewohnheit.”
    Jaime konzentrierte sich wieder auf das Lasso. „Ja, das sagt Mum auch.” Er hob das Seil und drehte es einige Male über seinem Kopf. „Allerdings behauptet sie das von allem, was Spaß macht.” Er ließ das Lasso fliegen und traf den Stierkopf, bevor das Seil zu Boden fiel.
    Frustriert ließ er die Schultern hängen.
    „Das war doch schon ganz nah am Ziel”, sagte Jesse aufmunternd.
    Mandy schaute aus ihrem Bürofenster und stöhnte. Wollte Jesse denn überhaupt nicht mehr verschwinden? Nach einem Blick auf ihre Armbanduhr wusste sie, dass sie es nicht länger vor sich herschieben konnte hinauszugehen.
    In einem letzten Versuch, Jesse nicht gegenübertreten zu müssen, blieb sie an der Hintertür stehen und rief: „Jaime!”
    Sie wartete vergeblich auf seine Antwort und schalt sich dann ob ihrer eigenen Feigheit.
    Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihren Sohn persönlich hereinzuholen.
    Mandy straffte die Schultern und ging hinüber zur Scheune, wo sie ihren Sohn und Jesse den ganzen Nachmittag beim Lassowerfen gesehen hatte. Sie wusste, eigentlich sollte sie froh darüber sein, dass Jesse so geduldig mit Jaime übte, aber sie konnte es nicht. Da Judas weg war, hatte sie gehofft, ein paar Tage Zeit zu haben, bevor sie Jesse wieder sehen würde. Ihre letzte Begegnung hatte sie allzu sehr aus dem Gleichgewicht gebracht.
    „Jaime!” rief sie noch einmal, als sie nahe genug war, um gehört zu werden.
    Er wandte den Kopf zu ihr herum. „Hier, Mum! Komm und sieh mal, wie ich den Stier mit dem Lasso fangen kann.”
    Mandy hätte es lieber gesehen hätte, wenn er zu ihr gekommen wäre. Aber sie wollte ihm nicht das Vergnügen nehmen, ihr zu zeigen, was er gelernt hatte. Seufzend ging sie weiter.
    „Schau mal, Mum.” Gekonnt wirbelte Jaime das Lasso und ließ es direkt über dem Stierkopf niedersausen.
    „Klasse gemacht, mein Sohn”, sagte sie und klatschte. „Doch jetzt wird es Zeit, dass du hereinkommst.”
    „Aber, Mum …”, begann er.

    „Kein Aber, Jaime. Ich gehe heute Abend aus, und Sam hat versprochen, auf dich aufzupassen. Leider ist sie noch unterwegs, also muss ich dich zu ihr bringen. Du kannst bei ihr bleiben, bis sie mit der Arbeit fertig ist.”
    Zu jedem anderen Zeitpunkt wäre Jaime froh gewesen, seine Tante Sam bei einer Visite begleiten zu dürfen, aber im Moment fand er Lassowerfen mit Jesse viel interessanter. „Ach, Mum, kann ich nicht allein bleiben? Ich brauche keinen Babysitter.”
    „Nein, denn dann würde ich mir nur Sorgen machen.” Sie bedeutete ihm ungeduldig, ihr zu folgen. „Nun komm schon. Ich bin sowieso schon

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