Ohne Beweis (German Edition)
geht?“
„Klar geht das, aber ich würde es dir gerne schenken, denn ein persönlicheres Geschenk kann ich mir gar nicht vorstellen. Bist du heute Abend zu Hause bei uns, wenn wir heimkommen? Wartest du auf mich? Ach ja … und erschreck nicht – wir haben einen Gast für ein paar Tage in unserem Gästezimmer einquartiert. Momentan ist er nicht da, aber heute Abend kommt er sicher wieder zum Schlafen zurück“, sagte Nora und hoffte inständig, dass das auch so war und Kamil nichts angestellt hatte.
„Klar. Ich bin da und warte wie immer sehnsüchtig auf dich. Ich wünsch euch eine gute Fahrt und dass nicht so viel Ferienrückreiseverkehr auf der A8 ist.“
„Danke, Schatz. Du könntest Mama ja ein bisschen beim Kochen helfen. Sie macht uns doch nach jedem Messeaufenthalt ihre tollen Spaghetti. Seit wir auf unserem Hof wohnen, sogar von eigenen eingekochten Tomaten, das ist dann noch leckerer als sonst. Ich freu mich! Tschüssi!“, rief Nora noch schnell in den Hörer, da ihr Vater ihr schon wieder ein Zeichen gegeben hatte, dass man sie vorne am Verkaufsstand benötigte. Doch obwohl sie sich redlich Mühe gab, bei der Sache zu bleiben, schweiften ihre Gedanken immer wieder ab und hin zu dieser vermissten Frau. Wer sie wohl war? Hoffentlich konnte Joska dazu beitragen, dass sie bald lebend und wohlauf gefunden wurde. Bestimmt hatte Joska Recht, dass dieser Mann nicht Carmens Bruder sein konnte, weil der Nachname nicht passte. Aber heutzutage konnte man da nicht so sicher sein. Es gab genug Männer, die den Namen ihrer Frau annahmen und so nagte immer noch ein letzter Zweifel an Nora. In ihrer nächsten Pause rief sie, da es ihr einfach keine Ruhe ließ, bei Carolin an.
„Habt ihr eigentlich einen Bruder?“, fragte Nora rundheraus.
„Warum willst du das wissen?“, hakte Carolin nach und das machte Nora sofort stutzig. Wenn sie einen hatte, dann konnte sie das doch einfach sagen. Doch Nora wollte den Grund nicht sofort nennen und wiederholte ihre Frage.
„Ich will es einfach nur wissen. Muss ich dafür einen Grund haben?“
„Eigentlich schon, finde ich. Aber was soll`s“, sagte Carolin resigniert, denn sie wusste um die Hartnäckigkeit, mit der Nora ihre „Befragungen“ durchführte. „Wir haben einen Bruder, aber schon lange keinen Kontakt mehr zu ihm. Den Grund werde ich dir aber nicht auch noch auf die Nase binden. Das ist Familiensache!“
„Danke Carolin. Das reicht mir schon fast. Nur eines noch: Heißt er immer noch Lechner, oder hat er einen anderen Namen angenommen?“
„Er hieß noch nie Lechner, da wir zwei verschiedene Väter haben.“
„Nun lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen!“, schimpfte Nora, die sofort aufgesprungen war. Jetzt wurde es interessant und aufgeregt tigerte die junge Ermittlerin auf und ab. „Wie heißt er denn nun?“
„Rudolph“, sagte Carolin nur und freute sich diebisch, dieses neugierige Geschöpf noch ein bisschen zappeln zu lassen.
„Carolin!“, rief Nora nur und diese lachte schallend.
„Ist ja gut, Nora. Er heißt Whiteman, denn sein Vater war ein amerikanischer Soldat, mit dem unsere Mutter eine kurze, aber heftige Affäre hatte, bevor er wieder zurück nach Amerika gegangen ist. Mein Vater hat Rudolph dann adoptiert. Bist du nun zufrieden?“
„Nein. Noch nicht ganz. Wenn du sagst, dass du keinen Kontakt mehr zu ihm hast, könnte er doch inzwischen geheiratet und zum Beispiel den Namen Riegele angenommen haben!“
„Könnte er – sicher. Aber würdest du das tun, wenn du so einen wohlklingenden und besonderen Namen hättest? Was ist schon Riegele gegen Whiteman?“, kicherte Carolin, wohl wissend, dass das nichts heißen musste. Mit Sicherheit konnte sie es nicht sagen und das dachte wohl auch Nora, denn sie sagte, sie würde Joska darauf ansetzen, das herauszufinden.
„Dann soll er das mal machen. Aber was hat mein Bruder denn verbrochen?“, fragte Carolin nun doch.
„Joska ermittelt im Falle einer verschwundenen Frau. Heute ist ein Mann aufgetaucht, der eine komische SMS von seiner Schwester bekommen hat und da Carmen doch auch verschwunden ist, haben wir uns gedacht, dieser Mann könnte ja auch nach Carmen suchen. Aber wenn ich jetzt genauer darüber nachdenke, passt das alles nicht wirklich zusammen. Du hast sicher Recht und Carmen geht es gut. Ich werde das jetzt endlich akzeptieren – ich versprech`s!“, murmelte Nora und Carolin war versucht, ihr zu glauben.
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