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Ohne Beweis (German Edition)

Ohne Beweis (German Edition)

Titel: Ohne Beweis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Mehnert
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16 
     
    Joska Kiss schaffte es an diesem Sonntagabend allerdings doch nicht, pünktlich Feierabend zu machen, denn der Bruder der vermissten Frau, deren Namen sie ja inzwischen kannten, hatte die Kripo auf eine Spur gelockt. Er wusste von Freunden, die noch aus der gemeinsamen Zeit der Geschwister stammten und mit denen er nach wie vor Kontakt hatte, dass seine Schwester sich auf der Internet-Plattform „Couch-Surving“ herumtrieb und wohl auch schon ein paar Bekanntschaften darüber gemacht hatte.  
    „Wusste diese Sabine Hohenstein denn nicht, dass solche Plattformen gefährlich sein können? Wie kann man sich darauf einlassen, bei wildfremden Menschen zu übernachten!“, ereiferte sich seine Chefin, Frau Magdalena Müller-Harnisch. Gemeinsam mit Assistentin Lola Amati und Kollege Sascha Clemens saß das Sonderkommando zum ersten Mal zusammen.  
    „Sollten wir unserem Sonderkommando nicht erst mal einen Namen geben?“, fragte Herr Clemens, der, obwohl schon über dreißig, noch im letzten Ausbildungsjahr steckte. Als Studierter und ständiger Besserwisser ging er inzwischen nicht nur Joska Kiss gehörig auf die Nerven.  
    „Sie lesen wohl zu viele Krimis“, knurrte die Leiterin der Ermittlung und ihre katzenhaften grünen Augen wurden noch einen Ton dunkler. „Aber wenn Sie unbedingt wollen, dann nennen wir diese Kommission doch einfach Couch-Surving. Aber nun weiter – wie kommen wir an Informationen, mit welchen Leuten sie sich online getroffen und mit welchen sie persönlich Kontakt hatte? Wir haben doch leider weder PC noch Handy von der vermissten Person.“ 
    „Vielleicht kann ihr Provider oder der Betreiber der Couch-Surving-Seite uns weiterhelfen?“, fragte Lola, die sich freute, endlich mal aktiv an einem Fall mitarbeiten zu dürfen. Doch bevor sie eine Antwort erhielt, kam ein anderer Mitarbeiter ohne anzuklopfen herein.  
    „Hier sind die Infos zu diesem Herrn Rainer Riegele, dem Bruder von Frau Hohenstein, die Ihr haben wolltet. Der war sozusagen ein Kollege.“ Damit knallte er einen Computerausdruck auf den Tisch und verschwand wieder.  
    Frau Müller-Harnisch warf einen Blick auf den kurzen Text und strich sich eine verirrte schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihr sonst so streng nach hinten gekämmter Dutt befand sich deutlich in Auflösung. Sie erklärte daraufhin ihren Mitarbeitern, dass Herr Riegele ein ehemaliger Privatdetektiv war – ein ziemlich erfolgreicher sogar. Obwohl Lola mit ihren achtundzwanzig Jahren noch recht jung war, konnte sie sich dennoch an einen Fall erinnern, bei dem dieser Riegele maßgeblich zur Aufklärung eines Falles beigetragen hatte.  
    „Der wird ganz sicher nicht die Hände in den Schoß legen. Wir müssen damit rechnen, dass er auf eigene Faust recherchieren und uns eventuell in die Quere kommen wird. Vielleicht können wir ihn dazu bringen, mit uns zusammen zu arbeiten“, meinte die Chefin mehr zu sich selbst und Joska griff die Frage von Lola wieder auf. 
    „Ich werde mich um den Provider kümmern und du kannst dich mal mit der Couch-Surving-Seite beschäftigen, Lola. Das ist doch auch in Ihrem Sinne, Chefin?“, fragte Joska geflissentlich, denn selbstverständlich oblag es seiner hübschen Vorgesetzten, die Arbeiten einzuteilen.  
    „Gute Idee, Joska. Es gefällt mir, wenn meine Leute mitdenken. Dennoch brauchen wir zuerst einen gerichtlichen Beschluss, damit der Provider Frau Hohensteins Daten auch herausrückt. Ich kümmere mich darum und auch um diesen Riegele und Sie, Herr Clemens, dürfen in Ihrem geliebten Archiv nach Artikeln über Herrn Riegele und über das Couch-Surving suchen“, verfügte Frau Müller-Harnisch, denn damit würde Sascha Clemens eine Weile beschäftigt sein. Er wäre in seinem Element und würde sie hoffentlich ein paar Stunden nicht nerven.  
    Sascha war mit einem kindlich glücklichen Lächeln, als hätte er gerade ein Kinder-Überraschungs-Ei geöffnet, verschwunden und so schickte die Leiterin der „Soko Couch-Surving“ auch ihre restlichen Mitarbeiter an die Arbeit. Sie selbst wollte noch auf Clemens Recherchen warten, bevor sie sich selbst mit dem Privatdetektiv befasste und außerdem hatte sie noch ein paar wichtige Sachen in einem anderen Fall zu erledigen. Joska war trotz der späten Stunde und seinem Versprechen, bei Nora zu Hause auf sie zu warten, hochmotiviert. Dies war sein erster Vermisstenfall als junger Kommissar und den wollte er nicht verbocken. Nora würde das sicher verstehen,

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