Ohne Beweis (German Edition)
wollte sie Johann doch aushorchen und ihn durch Unmengen von Alkohol „gefügig“ machen. Beinahe wäre es noch zu einem Streit gekommen, denn Johann, ganz Herr der alten Schule, war unter keinen Umständen gewillt, sich von einer Frau aushalten zu lassen. Damit die Situation nicht außer Kontrolle geriet, ließ sie ihn dann bezahlen, doch wegen der vielen Cocktails reichte sein Geld nicht. Carolin konnte durch wilde Gesten hinter Johanns Rücken dem Wirt klar machen, dass sie den Rest übernehmen würde und so bekam Johann das Ganze nicht mit. Joska hinter der Theke wischte sich den Schweiß von der Stirn. Was war das nur für ein idiotischer Plan? Wenn das nur alles gutging!
Er huschte dann auch geräuschlos hinter den beiden her und quetschte sich auf den Rücksitz, wie vorhergesagt unbemerkt von Johann. Als sie fast schon aus Salach hinaus waren, trat Carolin plötzlich heftig auf die Bremse.
„Wir haben deinen Hund vergessen, Johann!“, kreischte sie hysterisch und als Johann nichts sagte, rüttelte sie ihn wieder wach. „Deinen Hund, Johann! Der liegt wahrscheinlich noch immer schnarchend unterm Tisch! Hoffentlich hat der Wirt nicht schon abgeschlossen!“
Carolin trat aufs Gaspedal, denn sie war bereits an der letzten Ausfahrt in Salach vorbei und musste nun zum Umdrehen bis nach Krummwälden zum Kreisel fahren. Joska wurde hin und her geschleudert und klammerte sich an den Rücksitzen fest. Hoffentlich waren seine Kollegen heute nicht gerade hier unterwegs. Carolin erwischte den Wirt dann gerade noch, als er in seinen Wagen steigen wollte.
„Der Hund!“, rief Carolin schon von weitem. „ Wo ist der alte Schäferhund, den wir dabei hatten?“
„Noch im Lokal. Ich wollte ihn mitnehmen, aber der hat mich zähnefletschend angeknurrt, da hab ich ihn halt liegen lassen. Was hätte ich denn tun sollen? Ich kenne Sie ja nicht und wusste nicht, an wen ich mich so spät noch hätte wenden sollen. Die Polizei zu rufen erschien mir dann doch etwas lächerlich!“ Mit diesen Worten schloss er auf und Carolin konnte den verschlafenen Hund überreden, mit ihr zu kommen. Ein Glück, dass er sie wenigstens ein bisschen kannte. Johann wäre, zumindest momentan, zu nichts zu gebrauchen gewesen. Auch Joska atmete hörbar aus. Was würde als nächstes passieren?
Wieder zurück auf dem Hof hatte Carolin alle Mühe, den lallenden und schwankenden Johann die Stufen hinauf in sein Haus zu bringen. Doch die frische Luft hatte ihn wieder etwas aufgeweckt und so drängte er sich an die arme Carolin, die sich kaum erwehren konnte. Dennoch hatte sie immer noch Noras Bitte im Hinterkopf, sie möge Johann doch irgendwie den Kellerschlüssel entlocken. So bugsierte sie den Bauern in seinen alten Ohrensessel und säuselte dabei:
„So, mein liebster Johann. Wie wäre es jetzt noch mit einem netten Gläschen Most? So als Absacker sozusagen? Soll ich uns welchen holen? Wo ist denn der Schlüssel?“
Dabei legte sie ihm die Füße hoch und legte eine Decke auf seine Beine. Doch Johann stieß die Decke plötzlich unwirsch zur Seite und sagte laut und eindringlich:
„Ich gehe! Du bleibst hier!“ Und etwas freundlicher fügte er noch hinzu: „Du bist doch schließlich mein Gast!“
„Aber Johann“, rief Carolin ehrlich entsetzt. „Du hast doch einen Schwips. Lass mich doch gehen, nicht dass du mir noch die Treppe hinunterstürzt!“ Sie meinte es wirklich ehrlich, doch Johann hatte sich schon in die Höhe gestemmt und stieß Carolin grob zur Seite, sodass nun sie in dem Sessel zum Sitzen kam. Der eisige Blick, den Johann ihr zuwarf, ließ Carolin erstarren und jegliche Gegenwehr im Keim ersticken. Joska, der hinter der Wohnzimmertüre seinen Posten bezogen hatte, gab Carolin ein Zeichen, dass sie Johann gehen lassen sollte und der junge Polizist fühlte sich endlich wieder als solcher und schlich dem Verdächtigen nach. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis dieser die steilen Stiegen nach unten gemeistert hatte, doch draußen an der frischen Luft ging es ihm wieder etwas besser und er wankte auf den Gewölbekeller zu. Dabei nestelte er an einem Schlüsselbund herum. Kein Wunder also, dass Nora den Kellerschlüssel nicht hatte finden können. Johann hatte ihn die ganze Zeit in seiner Hosentasche gehabt. Plötzlich sah Joska Nora im Schatten neben der Türe zum Gewölbekeller stehen. Johann hatte die Hofbeleuchtung eingeschaltet, dieses erhellte aber nicht jeden Winkel. So fühlte sich Nora in ihrem
Weitere Kostenlose Bücher