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Ohne Beweis (German Edition)

Ohne Beweis (German Edition)

Titel: Ohne Beweis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Mehnert
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dieser Position sah ihn dann auch Carmen, die plötzlich hinter ihrer Schwester auftauchte.  
    „Kamil!“, rief Carmen entsetzt und stürzte an ihrer Schwester und Nora vorbei, um den Verletzten vom Schoß der Unbekannten zu zerren. Schluchzend strich sie ihm die nassen Strähnen aus dem Gesicht und küsste ihn auf die Stirn. 
    „Carmen!“, kreischten Carolin und Nora im Chor und begriffen nun gar nichts mehr. Wo kam Carmen denn so urplötzlich her? War sie auch in diesem Raum eingesperrt gewesen? Und wer war diese andere Frau?  
    Nora hatte sich als erste wieder im Griff.  
    „Guten Tag, Frau … ? Wie geht es Ihnen? Alles in Ordnung?“, fragte sie wieder mal Nora-typisch. 
    „Ich bin Sabine Hohenstein und mir geht es gut. Danke.“ 
    Bei der Nennung ihres Namens riss Kamil verwundert die Augen auf, doch Frau Hohenstein zuckte nur entschuldigend mit den Achseln. Kamil ließ es dabei bewenden, ihm war inzwischen alles egal.  
    „Wo ist Johann?“, fragte Frau Hohenstein bang, obwohl sie sich angesichts dieses plötzlichen Menschenauflaufs nicht denken konnte, dass sie noch in Gefahr schwebte.  
    „Der ist tot“, antwortete Nora nur sachlich und in den Augen der anderen sogar eiskalt. „Wie wurde Kamil so schwer verletzt?“ 
    „Der Hund hat ihn angefallen und die Wunde hat sich trotz meiner Behandlung mit dem Most entzündet. Es tut mir leid, dass ich ihn nicht besser verarzten konnte“. 
    „Aber Frau Hohenstein! Sie haben Ihr Möglichstes getan. Da bin ich mir ganz sicher. Schauen Sie, da kommt schon der Notarzt. Jetzt wird alles gut“, sagte Carolin einfühlsam und half der immer noch zitternden Frau auf die Beine.  
    Joska, der gerade von den Sanitätern behandelt wurde, spitzte bei dem Namen Hohenstein sofort die Ohren. Unwirsch schubste er die Ärztin zur Seite und zog sich mühsam auf die Beine. Da er nur ein Bein belasten konnte, hüpfte er auf einem Bein in Richtung Gewölbekeller, doch plötzlich kam von hinten ein Arm um seine Hüfte und er wurde gestützt. Als er erschrocken aufblickte, sah er in katzenhafte grüne Augen und sofort gab das gesunde Bein auch noch nach. Seine Chefin fing ihn dennoch gekonnt auf und stellte ihn wieder auf die Füße.  
    „Sie haben unsere vermisste Frau Hohenstein also gefunden, lieber Joska!“, rief sie betont überschwänglich, doch er konnte ihren mahnenden Unterton trotz des heulenden Windes heraushören. „Das nenne ich Pflichtbewusstsein, sogar in der Freizeit noch nach Vermissten zu suchen. Alle Achtung! Vielleicht sollten Sie in Zukunft Ihre geschätzten Kollegen einweihen, nicht dass das nächste Messer in Ihrer Kehle stecken bleibt! Das mit Lienz hat sich dann ja wohl auch erledigt“, fügte sie noch eher zu sich selbst hinzu und kramte auch sofort ihr Handy hervor, um Rainer Riegele zu verständigen. Ob der wohl inzwischen mit der Observation oder Befragung der Frau aus Lienz begonnen hatte? Der würde sich bestimmt mächtig ärgern, weil er ganz umsonst die weite Fahrt gemacht hatte. Sollte der junge Rentner halt in der schönen Lienzer Gegend ein bisschen Urlaub machen. 
    Doch Joska fiel keine passende Antwort ein und so schwieg er lieber. Hüpfend erreichte er mit Unterstützung seiner Chefin den Eingang zum Gewölbekeller, wo Frau Hohenstein soeben von Carolin gestützt herauskam. Ja, das war die vermisste Sabine Hohenstein, daran gab es nicht den geringsten Zweifel. Aber wie war sie in die Fänge von Bauer Johann geraten? Fragend schaute er Nora in die Augen, doch diese sagte nur leise: 
    „Ich komme morgen auf`s Präsidium und werde dort meine Aussage machen. Ich weiß allerdings nur, warum Herr Rodzinsky hier auf dem Mühlenhof war, nicht, warum der Bauer ihn festgesetzt hat.“ 
    „Da kann ich vielleicht helfen“, mischte sich Frau Hohenstein ein. „Aber ich würde mein Wissen auch lieber auf dem Präsidium preisgeben. Es ist nämlich nicht für seine Ohren bestimmt“, sagte sie und deutete auf Kamil. Dabei hielt sie eine Holzkiste fest umklammert, als handele es sich um einen kostbaren Schatz.  
    Vielleicht war er das auch? 
    Als Carmen die Holzkiste im Arm der Frau erkannte, sagte sie: „Ich komme auch mit auf`s Präsidium. Ich habe dazu auch etwas beizusteuern.“ 
    „Ach wirklich?“, sagte ihre Schwester Carolin schnippisch. Sie hatte eine solche Wut auf ihre Schwester, weil diese sie so im Ungewissen gelassen, ihr schlaflose Nächte und angstvolle Tage beschert hatte. Schuldbewusst senkte Carmen dann auch

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