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Ohne Chef ist auch keine Loesung

Titel: Ohne Chef ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kitz , Manuel Tusch
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Büro. Ich dachte, nun könnte ich mir mein Lob abholen.
    Aber was passierte stattdessen? Verärgert war er! Es gab einen Schreibfehler auf einer der zahlreichen Textseiten. Auf der
     Seite mit den Kundenreferenzen hatte ich bei dem Unternehmensnamen eines Kunden einen Bindestrich vergessen. Einen Bindestrich!
     Der Chef schnaubte. Wie wir uns mit so was blamieren würden, wenn wir nicht mal wüssten, wie man X-Y schreibt! Das solle ich
     sofort korrigieren und mich gefälligst in Zukunft vorher vergewissern, wie sich die Namen unserer Kunden schrieben …
    Ziemlich bedröppelt ging ich in mein Büro zurück. Nach einem solchen unverschämten Angriff sinkt die Motivation auf null.
    Und zwar für eine ganze Weile.«
     
    Die Mitarbeiterin war eingeschnappt – und auf den ersten Blick kann das jeder gut verstehen. Was für eine Lappalie, so ein
     Bindestrich! Muss man daraus als Chef so eine Staatsaktion machen? |128| Wir baten die Mitarbeiterin, sich für eine Minute in die Lage ihres Chefs, des Abteilungsleiters, zu versetzen und folgende
     Frage zu beantworten. Und das bitten wir Sie, liebe Leserin, lieber Leser, jetzt auch:
     
    Frage:
Wie hätten Sie in dieser Situation als Chef reagiert?
Ich hätte mich um den fehlenden Bindestrich nicht geschert, die Seite fehlerhaft gelassen und gewartet, bis der Kunde sich
     empört bei meinem eigenen Chef beschwert und der dann mir den Marsch bläst.
Der Fehler muss raus, das ist klar. Aber ich hätte meine Mitarbeiterin nicht kränken wollen und den Fehler daher still und
     heimlich selbst korrigiert.
Ich hätte der Mitarbeiterin gesagt: »Bindestrich hin oder her, das ist nicht schlimm. Unseren Kunden ist es egal, ob wir wissen,
     wie sich ihre Namen schreiben. Machen Sie es beim nächsten Mal ruhig auch wieder nach Gutdünken.«
Irgendwie anders.
    Hand aufs Herz: Keine der Optionen 1 bis 3 ist wirklich praktikabel, oder? Wenn der Chef einen Fehler in der Arbeit seiner
     Mitarbeiter entdeckt, die er – nach oben und nach außen – wiederum selbst verantwortet, dann hat er ein legitimes Interesse
     daran, dass dieser Fehler beseitigt wird. Das gilt für kleine Fehler ebenso wie für große. Denn zum einen ist ein Fehler ein
     Fehler, und niemand soll gezwungen werden, selbst – gegenüber seinem eigenen Chef, gegenüber den Kunden – sehenden Auges Fehler
     zu präsentieren. Zum anderen sind manchmal auch kleine Fehler groß, wie das Beispiel zeigt. Der eigene Name gilt Menschen
     wie Unternehmen als ein Heiligtum. Fehlt hier ein Bindestrich, ist der |129| Kunde ganz schnell beleidigt und auf und davon. Auch ein »kleiner Zahlendreher« hat schon so manches Unternehmen ins Unglück
     gestürzt, ebenso eine »kurze Verspätung«.
    Und der Chef hat nicht nur ein legitimes Interesse daran, dass der Fehler beseitigt wird, sondern auch daran, dass er sich
     möglichst nicht wiederholt. Das setzt zwangsläufig voraus, dass er den betreffenden Mitarbeiter auf den Fehler hinweist und
     ihn nicht nur still und heimlich hinter seinem Rücken selbst bereinigt. Ganz abgesehen davon, dass der Chef nicht mehr zu
     viel anderem käme, wenn er die Tage damit verbringen müsste, jeden Fehler eines Mitarbeiters eigenhändig auszubügeln. Wer
     es als Zumutung empfindet, auf einen Fehler aufmerksam gemacht zu werden, sollte sich die Alternativen aus dem Kasten oben
     an seine Büropinnwand hängen.
    Was ist aber trotzdem schiefgelaufen in unserem Fall? Wie immer macht der Ton die Musik. Es ist völlig in Ordnung, wenn der
     Chef seinen Mitarbeiter auf einen fehlenden Bindestrich hinweist und ihn bittet, den Fehler zu korrigieren. Wenn der Mitarbeiter
     aber ansonsten mit viel Engagement eine großartige Leistung erbracht hat und der Chef hierüber kein Wort verliert – dann stimmt
     das Verhältnis einfach nicht. Vielen Chefs fällt es verdammt schwer, ihren Leuten ein Lob für eine Leistung auszusprechen,
     mit der sie zufrieden sind, solange es noch irgendetwas anderes gibt, mit dem sie nicht hundertprozentig zufrieden sind. Unter
     diesen Voraussetzungen wird man aber niemals jemanden loben können! Denn kein Mensch kann alles gleichzeitig perfekt machen.
     Dabei lässt sich das doch fein säuberlich trennen: »A haben Sie toll gemacht, bei B müssen wir noch etwas verbessern.«
    Liebe Chefs, wenn Sie die Durchwahl Ihrer Leute nur kennen, wenn etwas schiefläuft, dann dürfen Sie sich nicht wundern, |130| wenn Ihre Mitarbeiter Sie bald gar nicht mehr kennen. Wenn Sie aber Gutes wie

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