Ohne Chef ist auch keine Loesung
sicher von A nach B bringt, ist
alles andere als selbstverständlich.
All diese Menschen haben das gleiche Bedürfnis nach Anerkennung wie Sie. All diese Menschen arbeiten für Sie vielleicht genauso
gut wie Sie für Ihren Chef– aber Sie nehmen diese Menschen oft genug noch nicht einmal richtig als Menschen wahr. Wie hieß
noch gleich der Kassierer an der Supermarktkasse? Sein Name stand auf einem Schild.
All diese Menschen gehen am Abend nach Hause und sagen sich:
»Niemand weiß meine Arbeit zu schätzen.«
|120| Was Mitarbeiter tun können
Das ist kein Vorwurf an Sie. Im Gegenteil. Wir möchten Ihnen zeigen, dass es gar nicht anders geht: Es gibt auf der Welt derzeit
mehr als 6,6 Milliarden Menschen. Jeder von uns ist einzigartig, ein Individuum. Keiner von uns ist Massenware. Aber trotzdem
sind wir insgesamt eben doch eine ganz schön große Masse, die sich jeden Tag erneut in Bewegung setzt und privat und beruflich
weitgehend Routinetätigkeiten erledigt. Der Alltag ist größtenteils ein Massengeschäft, im Job wie im Privatleben. Er funktioniert
in weiten Teilen überhaupt nur, weil er als Massengeschäft organisiert ist. Dass im Alltag jeder dieser 6,6 Milliarden Menschen
die Anerkennung, Wahrnehmung, Rückkopplung und Wertschätzung erhält, die er eigentlich als Individuum verdient hat – das ist
leider ganz und gar nicht praktikabel. Wir haben jeden Tag beruflich und privat mit so vielen Menschen zu tun, dass wir standardisierte
Umgangs- und Handlungsformen entwickelt haben. Aber: Damit müssen auch wir selbst leben! Egal, was und wo wir arbeiten – wir
werden immer einer unter vielen sein, Teil eines Alltags, der nun einmal ein Massengeschäft ist und auch so organisiert wird,
um überhaupt zu funktionieren. Wir werden Aufmerksamkeit immer mit anderen teilen müssen.
Es ist bitter, nur einer unter vielen zu sein. Als kleinen Trost dürfen wir Ihnen sagen, dass alle Menschen an diesem Problem
zu knabbern haben – völlig egal, wo sie in der Hierarchie stehen, wie erfolgreich oder bekannt sie sind. Die
Frankfurter Allgemeine
Zeitung
berichtete in einer Sonderausgabe zur Buchmesse 2008 unter dem Titel »Der peinlichste Auftritt« über einen Menschen, der nachts
im Hotel Frankfurter Hof seinen Kopf in eine ihm fremde Redaktionsrunde gesteckt und sich beklagt habe: »Von Ihrer Zeitung
wird man ja gar nicht wahrgenommen.« Es habe |121| sich dabei um einen bekannten Kabarettisten und Autor gehandelt. Sein Buch stand zu dem Zeitpunkt seit vielen Wochen ganz
vorne auf den Bestsellerlisten, er tritt im Fernsehen und vor Tausenden von Menschen auf. Er hat viel erreicht, bekommt im
Vergleich zu den meisten anderen Menschen ein Vielfaches an Anerkennung – und war doch zutiefst gekränkt darüber, dass
eine
Zeitung offenbar noch nichts über ihn berichtet hatte. Das ist zutiefst menschlich – und zeigt uns, dass wir mit unserem Empfindungen
nicht allein sind.
Zu guter Letzt wollen wir noch einen kurzen Blick auf den letzten Absatz werfen, den Herr Rentes Chef ihm in seinem Brief
in den Ruhestand geschrieben hat. Er schreibt dort, dass auch er gern einmal gelobt würde. Viele Mitarbeiter vergessen oft:
Ihrem Chef geht es nicht anders als ihnen selbst. Der ist nämlich in den meisten Fällen auch nur ein normaler Mitarbeiter,
der seinerseits wieder einen Chef über sich hat und mit ganz ähnlichen Problemen kämpft wie Sie selbst.
Aber noch viel wichtiger ist: Er ist auch nur ein Mensch und hat grundsätzlich die gleichen Bedürfnisse wie wir alle. Dazu
gehört das Bedürfnis nach Anerkennung ebenso wie bei allen Menschen. Dass Sie jeden Monat Ihr volles Gehalt überwiesen bekommen,
manchmal noch ein besonderes Weihnachtsgeld oder andere Leistungen – das mögen Sie als selbstverständlich betrachten. Ist
es aber nicht. Es gibt viele Fälle, in denen Mitarbeiter – aus ganz unterschiedlichen Gründen – leider nicht ihr volles Gehalt
auf dem Konto vorfinden, geschweige denn ein Weihnachtsgeld oder Ähnliches. Weil es dem Unternehmen schlecht geht, zum Beispiel.
Dass Ihr Chef Ihnen gegenüber regelmäßig eine einwandfreie Leistung erbringt – seine Leistung an Sie besteht ja in erster
Linie im Gehalt –, ist also genauso wenig selbstverständlich wie der Umstand, dass Sie Ihre Arbeit regelmäßig ordentlich erledigen. |122| Wenn Sie für Ihre Leistung einen Dank erwarten, dann dürfen Sie auch für die empfangene Leistung ruhig einmal einen
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