Ohne Chef ist auch keine Loesung
aufbessert.
Ene mene mu, gerecht bist du!
Was in der Arbeitswelt im Argen liegt, lässt sich immer wieder auf diese einfache Aussage bringen: Ich werde ungerecht behandelt!
Diese Ungerechtigkeit kann viele Gesichter haben:
»Da schufte ich mich Tag für Tag ab, und mein Chef demütigt mich mit einem Hungerlohn. Was auf meinem Konto landet, steht
in keinem Verhältnis zu dem, was ich leiste. Und verglichen mit dem, was meine Kollegen bekommen, ist es sowieso ein ständiger
Schlag ins Gesicht. Einen Großteil meines Lebens frisst die Arbeit auf – aber was dabei herauskommt, reicht hinten und vorne
nicht, um jemals auf einen grünen Zweig zu kommen. Arbeiten, sparen, arbeiten, sparen – das ist alles, was mir bleibt. Und
sich ärgern.
Nichts erkennt der Chef an: Bis in die Abendstunden sitze ich an Entwürfen, Vorlagen, Berichten, damit der Chef am nächsten
Morgen nicht aufgeschmissen ist – wenn
er
ausgeruht zum Vorstandsmeeting ins Büro schlendert. Er glänzt mit meiner Vorarbeit und heimst meine Lorbeeren ein. Irgendwann
gegen Abend lässt er sich endlich dazu herab, mich kurz anzurufen – um mich zu loben? Wo denke ich hin! Cholerisch schnauzt
er in die Muschel, dass meine Präsentationsvorlage einen Zahlendreher enthielt. Das habe ihn ganz schön unter Druck gebracht
beim Vorstand. |19| Es wäre ihm recht, wenn ich die Bedeutung des Worts ›Sorgfalt‹ am Wochenende mal in einem Fremdwörterlexikon nachschlagen
könnte …
Immer merkt der Chef, wenn ich etwas falsch mache – manchmal auch, wenn es gar nicht so ist. Wenn ich die Zahlen noch mal
nachprüfe, stelle ich fest: Sie waren völlig richtig. Aber der Chef hat ja immer Recht. Mit sich reden lässt er nicht. Wieder
einmal habe ich viel und gut gearbeitet – und gehe doch geknickt nach Hause, weil er mich mal wieder kurz vor Feierabend niedergemacht
hat. So vermiest er einem sogar die wenigen Stunden Privatleben, die man noch hat.
Weil
ich
im Gegensatz zu meinem Chef die
richtigen
Zahlen produziere, könnte ich viel mehr. Aber mein Chef kommt nicht auf den Gedanken, mir mehr Verantwortung zu geben. Meine
wahren Fähigkeiten interessieren ihn nicht.
Ich
interessiere ihn nicht. Ich bin für ihn ein Kostenfaktor mit Personalnummer, und ein undankbarer noch dazu.
Mein Chef stößt mich ständig vor den Kopf – wenn es Lob, Gehaltserhöhungen oder Beförderungsposten zu verteilen gibt, übergeht
er mich konsequent. Der Chef respektiert nicht, dass ich auch noch ein Mensch bin, dass ich Interessen außerhalb der Arbeit
habe, ein Privatleben.
Es ist zum Heulen.«
Kommt Ihnen das bekannt vor?
Es ist ein Sammelsurium aus Geschichten, die uns frustrierte Arbeitnehmer immer wieder und wieder erzählen und schicken.
Aber wissen Sie was? Auch Ihrem Chef wird zum Thema Ungerechtigkeit so einiges einfallen. Lesen Sie, was wir aus dem Kummerkasten
für Chefs gefischt haben:
»Da zahle ich meinen Leuten Monat für Monat gutes Geld, ein dreizehntes, oft sogar ein vierzehntes Monatsgehalt. Die sollen
mal schauen, was sie woanders bekämen! Aber immer ist es ihnen zu wenig, und wenn sie mal eine Stunde länger bleiben sollen,
weil ein wichtiger Auftrag noch nicht fertig ist, dann murren sie.
Für meine Mitarbeiter ist der monatliche Gehaltsscheck eine Selbstverständlichkeit – nie hat sich jemand bei mir dafür bedankt,
dass ich sein |20| Gehalt angewiesen habe. Aber wenn ich umgekehrt nicht jeden Handgriff meiner Mitarbeiter einzeln ausführlich lobe, am besten
im großen Teammeeting vor allen, dann gelte ich als undankbar und ungerecht. Wenn die Buchhaltung das Gehalt aus Versehen
einen einzigen Tag zu spät überweist, dann ist der Teufel los – wenn ich meine Abteilung darauf hinweise, dass die Arbeit
pünktlich um neun und nicht jeden Tag erst um zwanzig nach neun beginnt, dann gelte ich als kleinkariert.
Wenn ich einen Mitarbeiter ermahne, weil er im Büro durchgehend sein privates E-Mail-Account geöffnet und am Abend zwar den
privaten Posteingang, nicht aber seinen dienstlichen geleert hat: Dann versteht dieser Mitarbeiter die Welt nicht mehr!
Und wenn ich abends jemanden dabei aufhalte, wie er mit einem Stapel Kopierpapier für den heimischen Drucker aus dem Büro
schlendert, dann schaut der mich an, als würde ich von ihm verlangen, dass er sich auszieht und seine Kleider hier lässt.
Wenn ich erwarte, dass es auch meinen Mitarbeitern nicht völlig egal ist, ob wir die
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