Ohne Chef ist auch keine Loesung
normale Alltagsarbeit gar nichts mehr wert? Ohne Durchbruch, ohne
Leuchtturm? Wenn wir alle nur noch Leuchttürme errichten, weil nur noch die Leuchttürme etwas gelten – dann baut keiner mehr
ein normales Haus. Und dann werden auch die Leuchttürme plötzlich überflüssig, so allein, wie sie vor sich hin leuchten. Doch
die Personalentwicklung hat praktisch nur die sogenannten »High Potentials« im Blick – die ganz normalen Mitarbeiter werden
intern häufig sogar abfällig als »B-Player« bezeichnet, wie Christoph Hus in seinem Artikel »Wertvoller Durchschnitt« in der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung
zu Recht kritisiert.
Aber wie wäre es, liebe Chefs, wenn alle Ihre Leute plötzlich die Arbeit am Alltagsgeschäft einstellen und sich nur um gut
klingende |27| neue Projekte und Durchbruchziele kümmern würden? Jeder Betrieb würde von einer Minute auf die nächste zugrunde gehen!
Diese ganz normale Arbeit, ohne Leuchtturm und ohne Durchbruch, das ist der wahre Wert, den die Menschen Ihrem Betrieb Ihnen
Tag für Tag geben. Das ist der Lebensatem eines jeden Unternehmens. Wenn diese Arbeit nichts mehr zählt, wenn nur noch die
Frage gilt »Was hast du in diesem Jahr Neues, Außergewöhnliches, Zusätzliches gemacht?« – dann reißt sich jedes Unternehmen
damit sein eigenes Herz aus dem Leib. Wer die Alltagsarbeit gut macht, hat dafür auch gutes Alltagsgeld verdient.
Das heißt nicht, dass nicht auch »Breakthrough Targets« in einer Zielvereinbarung vorkommen können. Aber, liebe Chefs, dafür
müssen Sie dann Ihrem Mitarbeiter auch finanziell den Durchbruch bringen. Denn dass er Ihnen den ständigen Durchbruch und
dauernden Leuchtturm verschafft und Sie ihm dafür bloß ein alltagstaugliches Gehalt zahlen – diese Rechnung geht nicht auf.
Zum dritten Punkt – Vergleichbarkeit mit dem Gehalt der Kollegen – gibt es interessante Studienergebnisse: Die Unternehmensberatung
Deloitte fragte Beschäftigte nach den Dingen, die ihnen am meisten Zufriedenheit am Arbeitsplatz bescheren. Die Befragten
konnten verschiedene Kriterien auf einer Skala von eins bis fünf bewerten. Spitzenreiter war die »abwechslungsreiche Teamarbeit«
mit einem Wert von 4,30. Ganz knapp, mit 4,24 Punkten, landete auf Platz 2: »Faire Vergütung im Vergleich zu den Kollegen«
– noch vor einer positiven Gesamtfinanzsituation des Unternehmens und damit nicht weniger als einem sicheren Arbeitsplatz.
Das will schon etwas heißen in Zeiten, in denen die Angst, entlassen zu werden, zu einer Massenangst geworden ist!
Doch wie gehen viele Chefs damit um? Nun, nach wie vor |28| verbieten es viele Arbeitsverträge, überhaupt ein Sterbenswörtchen über sein Gehalt zu verlieren. Die Gehaltsliste liegt wie
Kronjuwelen im Tresor.
Was passiert dann? Stellen Sie sich vor, lieber Chef, Sie und Ihr Zwillingsbruder bekommen Ihr erstes Taschengeld – und er
sagt Ihnen: »Ich darf dir nicht verraten, wie viel ich bekomme. Hat Papa mir verboten.« Was würden Sie denken? Dass da alles
mit rechten Dingen zugeht? Natürlich nicht! Und natürlich denken das Ihre Mitarbeiter auch nicht.
Was, in aller Welt, ist am Gehalt so unglaublich geheim – wenn es gerecht ist? Ist nicht der einzige wirkliche Grund für die
Geheimniskrämerei, dass sich viele Gehälter tatsächlich nicht gegenüber Kollegen rechtfertigen lassen?
Wenn Sie sich etwas dabei gedacht haben, lieber Chef, dass Sie Frau Montag mehr bezahlen als Herrn Dienstag, dann sollten
Sie auch in der Lage sein, diese Gedanken zu erläutern. Und wenn Sie sich nichts dabei gedacht haben – dann sollten Sie in
der Lage sein, Ihr Gehaltsgefüge gerecht zu machen. Es gibt viele Kriterien, an denen man Gehaltsunterschiede festmachen kann:
Ausbildung, Zusatzqualifikationen, Berufserfahrung, Arbeitszeiten, Abteilungsergebnisse, Abwerbeangebote. Die Auswahl an objektiven,
durchaus vermittelbaren Unterscheidungskriterien ist groß. Über sie zu sprechen ist keine Schande, sondern klug.
Auch ein faires Gehalt schmerzt immer
Zufrieden, liebe Arbeitnehmer?
Die Sache funktioniert aber nur, wenn Sie auch mitspielen. Ein Chef sagte uns einmal: »Wenn ich die Gehälter offenlegen würde,
würden sich alle nur am höchsten Gehalt im Betrieb messen. Jeder |29| ordnet sich subjektiv immer ganz oben ein, keiner kann glauben, dass ein anderer allen Ernstes besser sein und mehr verdienen
sollte als er selbst.«
Studien legen in der Tat nahe, dass das oft so ist: So
Weitere Kostenlose Bücher