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Ohne ein Wort

Ohne ein Wort

Titel: Ohne ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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nur. Und lässt ihn einfach stehen.
    Während der nächsten Reise denkt er wieder undwieder über ihre Worte nach. Das werden wir noch sehen, denkt er. Das werden wir noch sehen.
    Diesmal wird er bei seiner Rückkehr nicht von Flynn begrüßt. Als er das Garagentor öffnet, um den Plymouth unterzustellen, baumelt der Hund tot an einem Strick von der Decke.
    »Sei froh, dass es nur der Hund war«, lautet Enids einziger Kommentar.
    Sosehr sie Jeremy auch lieben mag, sie lässt nur allzu gern durchblicken, dass sein Leben auf dem Spiel steht, sollte Clayton jemals Anstalten machen, sie zu verlassen.
    Clayton Sloan ergibt sich in sein Schicksal, nimmt endlose Demütigungen und Erniedrigungen hin. Er hat sich mit ihr eingelassen, und jetzt bleibt ihm nur noch, das Beste daraus zu machen. Zuweilen kommt es ihm vor, als würde er durch sein eigenes Leben schlafwandeln.
    Er gibt sich alle Mühe, seinen Hass nicht auf den Jungen zu übertragen. Dem hat Enid eingeimpft, dass sein Vater eine minderwertige Existenz ist, ein Versager, zu nichts nütze, der nur zufällig mit ihnen unter einem Dach wohnt. Clayton aber ist klar, dass Jeremy nichts dafür kann. Er ist Enids Opfer. Genau wie er selbst.
    Oft fragt er sich, wie all das nur passieren konnte.
    Und mehr als einmal denkt Clayton daran, sich das Leben zu nehmen.
    Wieder einmal ist er spätabends unterwegs. Er kommt gerade aus Chicago, umrundet den unteren Teil des Michigansees und fährt wie üblich das kurze Stück durch Indiana. Vor sich sieht er die Pfeiler einer Brücke, undplötzlich tritt er aufs Gaspedal. Siebzig Meilen die Stunde, achtzig, neunzig. Der Plymouth beginnt zu schwimmen. Den Sicherheitsgurt hat er abgeschnallt, um ganz sicherzugehen. Kies und Staub wirbeln hinter ihm auf, als er mit hundert Sachen über den Seitenstreifen fegt, doch dann verlässt ihn der Mut. In letzter Sekunde reißt er das Steuer herum und lenkt den Wagen auf die Straße zurück.
    Ein andermal, ein paar Meilen westlich von Battle Creek, ist er ebenfalls drauf und dran, seinem Leben ein Ende zu setzen, aber erneut lassen ihn in letzter Sekunde seine Nerven im Stich. Diesmal verliert er jedoch die Kontrolle über den Wagen, der über beide Highwayspuren schleudert; er entgeht knapp dem Zusammenstoß mit einem Sattelschlepper, bevor er im hohen Gras des Mittelstreifens zum Stehen kommt.
    Jeremy ist der Grund, warum er jedes Mal in letzter Sekunde davor zurückscheut, ein für alle Mal Schluss zu machen. Der Gedanke, ihn allein zurückzulassen, ist ihm ein Gräuel. Allein mit Enid. Das kann er seinem Sohn nicht antun.
    Eines Tages kommt er durch Milford, auf der Suche nach neuen Kunden.
    Er geht in den nächsten Drogeriemarkt, um sich einen Schokoriegel zu kaufen. An der Kasse steht eine junge Frau. Auf dem Namensschildchen an ihrem Kittel steht »Patricia«.
    Sie hat rötliches Haar. Sie ist wunderschön.
    Und wirkt überaus anziehend.
    Es muss an ihren Augen liegen. Dem warmen, freundlichen Blick. Seit Jahren verfolgen ihn nun Enidsdunkle Augen, und ihm wird geradezu schwindlig von der Sanftmut, die Patricias Blick ausstrahlt.
    So lange hat er noch nie gebraucht, um einen Schokoriegel zu kaufen. Er macht Smalltalk über das Wetter, spricht davon, dass er erst vor ein paar Tagen in Chicago war und die meiste Zeit unterwegs ist. Und dann sagt er noch etwas, es rutscht ihm einfach so heraus: »Hätten Sie Lust, mit mir zu Mittag zu essen?«
    Patricia lächelt und erwidert, dass er sie in einer halben Stunde abholen kann. Dann hat sie Mittagspause.
    Während dieser halben Stunde läuft er durch Milford, fragt sich immer wieder, ob er noch ganz bei Trost ist. Er ist schließlich verheiratet. Er hat eine Frau, einen Sohn, ein Haus, einen Job.
    Aber all das macht ihn nicht glücklich. So hat er sich sein Leben nicht vorgestellt.
    Bei einem Thunfischsandwich im Coffeeshop um die Ecke erzählt Patricia, dass sie normalerweise nicht mit Männern essen geht, die sie gerade erst kennengelernt hat. Aber er habe etwas an sich, was sie neugierig macht.
    »Und das wäre?«, fragt er.
    »Irgendwie ist es, als könnte ich in Sie hineinsehen«, erwidert sie. »Ich hatte gleich so ein Gefühl, was Sie angeht.«
    Du lieber Gott. Ist es so offensichtlich? Hat ihr eine innere Stimme gesagt, dass er verheiratet ist? Kann sie Gedanken lesen? Obwohl er doch vorhin Handschuhe getragen und seinen Ehering inzwischen abgenommen und in die Tasche gesteckt hat?
    »Was für ein Gefühl?«, fragt er.
    »Dass Sie auf der

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