Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ohne ein Wort

Ohne ein Wort

Titel: Ohne ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
Vom Netzwerk:
Suche nach etwas sind. Fahren Sie deshalb durchs halbe Land?«
    »Das ist bloß mein Beruf«, sagt er.
    Patricia lächelt. »Hmm, vielleicht gibt es ja doch einen Grund, warum Sie ausgerechnet hier in Milford gelandet sind. Vielleicht hat Sie das Schicksal hierhergeführt, damit Sie etwas Bestimmtes finden. Na ja, nicht unbedingt mich. Es könnte auch etwas ganz anderes sein.«
    Aber sie ist es. Da ist er sich ganz sicher.
    Er sagt, er hieße Clayton Bigge. Ganz spontan, noch ehe er sich richtig bewusst ist, was er da überhaupt tut. Vielleicht schwebt ihm zu diesem Zeitpunkt nur eine Affäre vor, und mit einem falschen Namen kann man sich gegebenenfalls eine Menge Ärger ersparen.
    Während der nächsten Monate macht er jedes Mal einen Abstecher nach Milford, wenn seine Reisen ihn in die Nähe führen.
    Patricia betet ihn an. Sie gibt ihm das Gefühl, etwas wert zu sein.
    Auf dem Rückweg überlegt er, was er nur tun soll.
    Und er hat Glück. Seine Firma strukturiert die Reisegebiete neu. Wenn er will, kann er das Gebiet zwischen Hartford und Buffalo haben, muss nicht mehr nach Chicago. Und mit einem Mal liegt Youngstown am einen, Milford am anderen Ende seiner Route.
    Dann ist da natürlich noch die Geldfrage.
    Aber Clayton verdient gut. Und er verschweigt Enid bereits seit längerem, wie es mit seinen Einkünften aussieht und wie viel Geld er mittlerweile gespart hat. Ihr ist es sowieso nie genug. Immer setzt sie ihn herab, und davon abgesehen wirft sie sein Geld mitbeiden Händen zum Fenster hinaus. Insofern ist es nur legitim, den einen oder anderen Dollar auf die Seite zu schaffen.
    Es könnte reichen, denkt er. Es ist gerade genug für einen zweiten Haushalt.
    Eine wunderbare Vorstellung, wenigstens das halbe Leben in Glück und Harmonie verbringen zu können.
    Patricia willigt ein, als er um ihre Hand anhält. Mit ihren Eltern kommt er bestens aus, nur mit ihrer Schwester Tess wird er nicht warm. Es ist, als würde sie ahnen, dass mit ihm etwas nicht stimmt, ohne den Finger in die Wunde legen zu können. Er spürt, dass sie ihm nicht über den Weg traut, und lässt in ihrer Gegenwart doppelte Vorsicht walten. Außerdem weiß er, dass Tess ihre Schwester mehr als nur einmal vor ihm gewarnt hat, doch Patricia liebt ihn, liebt ihn von ganzem Herzen, und nimmt ihn jedes Mal in Schutz.
    Als sie sich Eheringe kaufen, sucht er mit Patricia einen Ring aus, der genauso aussieht wie sein bisheriger. Hinterher tauscht er den Ring um und erhält sein Geld zurück. Damals ist alles viel einfacher als vor dem Anschlag auf das World Trade Center: Unter falschem Namen beantragt er eine Reihe von Papieren – vom Ersatzführerschein bis zum Bibliotheksausweis –, mit denen er schließlich das Standesamt hereinlegt.
    Er fühlt sich nicht wohl dabei, Patricia derart zu täuschen, doch dafür ist er ihr ein guter Ehemann – zumindest wenn er zu Hause ist.
    Sie schenkt ihm zwei Kinder. Zuerst einen Jungen, den sie Todd nennen, und zwei Jahre später ein Mädchen namens Cynthia.
    Er bringt ein wahrhaft erstaunliches Jonglierkunststück zustande.
    Eine Familie in Connecticut. Eine Familie oben in New York State. Zwischen denen Clayton hin und her pendelt.
    Ist er Clayton Bigge, kreisen seine Gedanken um die nächste Rückkehr nach Youngstown. Ist er Clayton Sloan, geht ihm seine Familie in Milford nicht aus dem Kopf.
    Das entschieden einfachere Leben führt er als Clayton Sloan – kein Wunder, schließlich ist es ja auch sein richtiger Name. Falls er sich irgendwo ausweisen muss, kein Problem; er besitzt einen gültigen Ausweis und Führerschein.
    In Milford jedoch, als Clayton Bigge, ist er gezwungen, stets auf der Hut zu sein. Sklavisch achtet er darauf, keine Geschwindigkeitsbegrenzung zu übertreten, immer Münzen für Parkuhren dabeizuhaben; penibel vermeidet er alles, was der Polizei einen Grund liefern könnte, sein Kennzeichen zu überprüfen. Fährt er nach Connecticut, hält er stets an einem unbeobachteten Ort und wechselt die orangegelben New-York-State-Nummernschilder gegen die blauen für Connecticut aus, die er von einem anderen Wagen abgeschraubt hat. Stets muss er darauf achten, von wo er Ferngespräche führt, stets aufpassen, nicht versehentlich seine Adresse in Milford anzugeben, wenn er sein Leben als Clayton Sloan führt.
    Immer bezahlt er in bar, nie mit Schecks oder Kreditkarte. Bloß keine schriftlichen Spuren hinterlassen.
    Sein ganzes Leben ist ein Trugbild. Seine erste Eheberuht auf einer Lüge,

Weitere Kostenlose Bücher