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Ohne ein Wort

Ohne ein Wort

Titel: Ohne ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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einkaufen.«
    Patricia wirft einen Blick auf den Zettel. »Offenbar essen die genauso gern Weetabix wie du.«
    Er lächelt. »Tja, irgendwie habe ich schon immer gewusst, dass die Millionen Packungen nicht für mich allein hergestellt werden.«
    Und so passiert es auch, dass Clayton eines Tages einen Zeitungsausschnitt in die falsche Schublade legt – ein Bild, auf dem Jeremy mit seiner Basketballmannschaft zu sehen ist. Er hat es ausgeschnitten, weil er seinen Sohn immer noch liebt, egal wie sehr Enid ihn vor Jeremy herabsetzt. Er sieht sein Ebenbild in ihm; der Junge ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten, so wie Todd auch. Unglaublich, die Ähnlichkeit der beiden Jungen. Jeremy zu hassen hieße Todd zu hassen, und das würde er niemals fertigbringen.
    Als Clayton Bigge am Ende eines langen Tages nach einer strapaziösen Autofahrt in Milford ankommt,räumt er den Inhalt seiner Jackentaschen in seine Nachttischschublade, darunter auch den Zeitungsausschnitt mit dem Foto von Jeremy und seinem Team. Er hat ihn aufbewahrt, weil er stolz auf seinen Jungen ist, egal wie sehr Jeremy ihn verachtet.
    Er merkt nicht, dass er das Foto in die falsche Schublade geräumt hat. Im falschen Haus, im falschen Ort, im falschen Staat.
    Ein ähnlicher Fehler unterläuft ihm schließlich auch in Youngstown. Versehentlich hat er eine Telefonrechnung aus Milford mitgenommen. Die an Patricia adressiert ist. Er erfährt erst später, dass Enid sie gefunden hat.
    Und sofort Verdacht schöpft.
    Doch Enid stellt ihn nicht unmittelbar zur Rede. Sie wartet in Ruhe ab, ob sich weitere Anzeichen dafür finden, dass ihr Mann sie betrügt. Sie sammelt Beweise, um ihn lückenlos zu überführen.
    Als sie genug zusammengetragen hat, beschließt sie, selbst einen kleinen Trip zu unternehmen, sobald ihr Mann Youngstown wieder verlässt. Und dann fährt sie eines Tages ebenfalls nach Milford; eine Nachbarin kümmert sich solange um Jeremy.

    »Damals saß Enid natürlich noch nicht im Rollstuhl«, sagte Clayton, während er einen weiteren Schluck aus der Wasserflasche nahm. »Und damit wären wir bei dem Abend angelangt, an dem es geschah.«

FÜNFUNDVIERZIG
    Den ersten Teil der Geschichte kannte ich von Cynthia. Wie sie einfach ignoriert hatte, wann sie zu Hause sein sollte. Dass sie ihren Eltern erzählt hatte, sie sei bei ihrer Freundin Pam. Wie Clayton losgezogen war, um sie zu suchen, und sie schließlich aus Vince Flemings Wagen gezerrt hatte.
    »Cynthia war stinkwütend«, sagte Clayton. »Sie hat uns angeschrien, sie wünschte, wir wären tot. Dann ist sie auf ihr Zimmer gestürmt, und danach haben wir keinen Piep mehr von ihr gehört. Sie war betrunken, keine Ahnung, was sie alles in sich hineingekippt hatte. Wahrscheinlich ist sie sofort eingeschlafen. Sie hätte sich nie mit einem Burschen wie Vince einlassen dürfen. Sein Vater war ein stadtbekannter Krimineller.«
    »Ich weiß«, sagte ich, den Blick auf die nächtliche Straße gerichtet.
    »Nun ja, der Haussegen hing jedenfalls ziemlich schief. Manchmal war Todd schadenfroh, wenn seine Schwester Ärger bekam, aber nicht an jenem Abend. Er hatte irgendeine Hausaufgabe mal wieder auf die letzte Minute verschoben und brauchte dazu unbedingt ein bestimmtes Zeichenpapier. Es war bereits ziemlich spät, und wir wussten nicht, wo wir um diese Uhrzeit noch Zeichenpapier herkriegen sollten, aber dann fiel Patriciaein, dass der 24 -Stunden-Drogeriemarkt im Ort genau dieses Papier verkaufte.«
    Er hustete und trank noch einen Schluck. Allmählich wurde er heiser.
    »Bevor sie losgefahren sind, hat Patricia sich noch kurz an den Küchentisch gesetzt.« Er warf mir einen Seitenblick zu. Ich klopfte gegen meine Jacke, spürte den Umschlag unter meiner Handfläche. »Nachdem sie weg waren, musste ich mich erst mal setzen. Ich war komplett mit den Nerven runter. Mir graute schon vor der nächsten Fahrt nach Youngstown. Ich wurde jedes Mal regelrecht depressiv, wenn ich nur an Enid dachte.«
    Er blickte aus dem Fenster, während wir einen Truck überholten.
    »Schließlich begann ich auf die Uhr zu sehen. Inzwischen war es bereits eine gute Stunde her, seit Patricia und Todd losgefahren waren, und so weit entfernt war der Drogeriemarkt nun auch wieder nicht. Und plötzlich klingelte das Telefon.«
    Clayton holte tief Luft.
    »Enid war dran. Sie rief von einer Telefonzelle aus an. Sie sagte bloß: ›Dreimal darfst du raten, wer hier spricht.‹«
    »O Gott«, sagte ich.
    »In gewisser Weise hatte ich

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