Ohne ein Wort
dann mal her mit dem Kram.«
Wir riefen Grace wieder nach oben, damit sie teilhaben konnte, wie Tess unsere Geschenke – Gartenhandschuhe, ein grünroter Seidenschal und eine Packung Kekse – auspackte. Tess gab lauter »Ohs« und »Ahs« von sich, während sie die Sachen in Augenschein nahm und Grace verkündete, dass sie die Kekse selbst gebacken hatte. Anschließend verzog sich Grace wieder in den Keller, während Tess sich in den Sessel zurücksinken ließ.
»O nein«, sagte sie. »Ich habe ganz vergessen, Eiscreme für Grace zu kaufen.«
»Halb so wild«, sagte Cynthia. »Wir wollten dich sowieso zum Dinner ausführen. Hast du Lust, mit uns ins Knickerbocker’s zu gehen? Die Potato Skins dort sind einfach umwerfend.«
»Ich weiß nicht«, sagte Tess. »Ich bin irgendwie nicht in der Stimmung. Warum essen wir nicht hier zu Abend? Ich habe alles da. Aber ich muss unbedingt noch Eiscreme besorgen.«
»Lass mich das machen«, sagte ich. Im nahe gelegenen Derby würde ich bestimmt einen geöffneten Laden oder Supermarkt finden.
»Es müsste noch mehr eingekauft werden«, sagte Tess. »Cynthia, vielleicht ist es doch besser, wenn du fährst. Nachher bringt er noch die falschen Sachen mit.«
»Das traue ich ihm zu«, sagte Cynthia.
»Außerdem könnte Terry mir in der Zwischenzeithelfen, ein paar Dinge von der Garage in den Keller zu bringen.«
»Klar«, sagte ich. Tess schrieb einen kurzen Einkaufszettel und reichte ihn Cynthia, die daraufhin meinte, sie sei in einer halben Stunde zurück. Während Cynthia zur Tür marschierte, ging ich in die Küche und warf einen Blick auf die Pinnwand, an der ein Foto von Grace hing, das ich in Disneyworld geknipst hatte. Ich öffnete das Gefrierfach des Kühlschranks, um mir ein paar Eiswürfel für ein Glas Wasser zu nehmen.
Ganz vorn stand eine große Plastikbox mit Schokoladeneis. Ich nahm sie heraus und öffnete den Deckel. Die Packung war noch fast ganz voll. Offenbar wurde Tess langsam vergesslich.
»He, Tess«, rief ich. »Hier ist doch Eiscreme.«
»Was du nicht sagst«, erwiderte sie aus dem Wohnzimmer.
Ich schloss das Gefrierfach und gesellte mich wieder zu Tess. »Was ist los?«, fragte ich.
»Ich war die Woche beim Arzt«, sagte Tess.
»Ja? Um dich mal wieder durchchecken zu lassen?«
»Ich werde sterben, Terry.«
»Was? Wovon redest du?«
»Keine Sorge, ich gebe ja nicht sofort den Löffel ab. Ich habe noch ein halbes, vielleicht sogar ein ganzes Jahr. Genau lässt es sich nicht sagen. Manche Leute halten ziemlich lange durch, aber ich will nicht, dass es sich ewig hinzieht. Ganz ehrlich, am liebsten hätte ich, dass es irgendwann von einem Tag auf den anderen vorbei ist.«
»Jetzt sag doch erst mal, was du überhaupt hast.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Spielt das eine Rolle? Die Untersuchungen sind noch nicht ganz abgeschlossen, aber wahrscheinlich bestätigen die restlichen Tests sowieso nur das, was sie bereits herausgefunden haben. Nun ja, jedenfalls ist das Ende abzusehen. Und ich wollte erst mal mit dir reden, statt Cynthia damit zu belasten. Sie ist schon gestresst genug, glaube ich.«
»Vor allem, weil wir gestern einen anonymen Anruf erhalten haben«, sagte ich. »Das hat sie ziemlich mitgenommen.«
Tess schloss einen Moment lang die Augen und schüttelte den Kopf. »Diese Spinner. Kaum sehen sie jemanden im Fernsehen, greifen sie auch schon zum Telefonbuch.«
»Ja, so erkläre ich’s mir auch.«
»Nun ja, natürlich sollte es Cynthia auch erfahren. Aber alles zu seiner Zeit.«
Wir hörten Schritte auf der Treppe. Grace kam aus dem Keller, das schwere Buch in Händen. »Wusstet ihr das?«, fragte sie. »Obwohl der Mond aussieht, als hätten auf ihm viel mehr Asteroiden eingeschlagen als auf der Erde, ist die Erde wahrscheinlich von genauso vielen Asteroiden getroffen worden. Aber die Atmosphäre der Erde formt die Erdoberfläche wieder neu, während es auf dem Mond keinen Wind und keine Pflanzen gibt. Und deshalb sieht es auf dem Mond so unwirtlich aus.«
»Gar nicht so schlecht, das Buch, was?«, sagte Tess.
Grace nickte. »Ich habe Hunger.«
»Deine Mom ist gerade zum Einkaufen gefahren«, sagte ich.
»Wie? Sie ist weg?«
Ich nickte. »Sie kommt ja gleich wieder. Im Kühlschrank ist Schokoladeneis, wenn du magst.«
»Nimm die ganze Box mit nach unten«, sagte Tess. »Und einen Löffel.«
»Wirklich?«, fragte Grace. Tess’ Aufforderung verstieß gegen jede ihr bekannte Etikette.
»Ist erlaubt«, sagte ich.
Sie
Weitere Kostenlose Bücher