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Ohne ein Wort

Ohne ein Wort

Titel: Ohne ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Basketballmannschaft sowie der eine oder andere alte Artikel übers Angeln, Claytons großer Leidenschaft. Von Cynthia wusste ich, dass ihr Vater immer nach Ankündigungen von Angelwettbewerben und Berichten über besonders ergiebige Fischgründe Ausschau gehalten hatte – abgelegene Seen, in denen so viele Fische schwammen, dass sie einem förmlich ins Boot sprangen.
    Ich fand etwa ein Dutzend solcher Zeitungsausschnitte, die Cynthia aus Schreibtisch- und Nachttischschubladen zusammengekramt hatte, ehe das Haus derFamilie Bigge verkauft worden war. Ich fragte mich, wie lange sie den wertlosen Krempel noch aufbewahren wollte, während ich die vergilbten Zeitungsausschnitte vorsichtig auseinanderfaltete, um das brüchige Papier nicht zu zerreißen.
    Und dann fiel mir etwas ins Auge.
    Der Ausschnitt stammte aus dem Hartford Courant . Es handelte sich um einen Artikel über Fliegenfischen am Housatonic River. Wer auch immer ihn ausgeschnitten hatte – höchstwahrscheinlich Clayton selbst –, war mit äußerster Sorgfalt vorgegangen, hatte die Schere fein säuberlich an den Ecken entlanggeführt. Alles andere, was sich auf der Seite befunden hatte, war akkurat weggeschnitten worden.
    Fast alles. Denn unter der letzten Spalte des Artikels befand sich noch eine Kurznachricht, die mit Fliegenfischen überhaupt nichts zu tun hatte.
    Die Nachricht war nur wenige Zeilen lang:

    Die Polizei hat immer noch keine Spur im Fall der aus Sharon stammenden Connie Gormley, 27 , die am Samstagmorgen in einem Graben am Highway 7 tot aufgefunden wurde. Die Ermittler vermuten, dass Gormley, eine alleinstehende Frau, die bei Dunkin’ Donuts in Torrington beschäftigt war, von einem vorbeifahrenden Wagen erfasst wurde, als sie nahe der Cornwall Bridge zu Fuß auf dem Highway unterwegs war. Der Fahrer des Wagens schleifte Gormleys Leiche anscheinend in den Graben, um eine sofortige Entdeckung zu verhindern, ehe er anschließend Unfallflucht beging.

    Warum, fragte ich mich, waren alle anderen Artikel und Anzeigen sorgfältig mit der Schere entfernt worden – nur dieser eine nicht?
    Ganz oben stand das Datum: 15 . Oktober 1981 .
    Und während ich noch überlegte, klopfte es plötzlich an der Haustür. Ich legte den Zeitungsausschnitt beiseite, stand auf und ging zur Tür.
    Es war Keisha Ceylon. Die Hellseherin. Die Frau, der wir unlängst im Fernsehstudio gegenübergesessen hatten, die Frau, deren parapsychologische Fähigkeiten urplötzlich versiegt waren, als sich herausgestellt hatte, dass dabei keine fette Kohle für sie herausspringen würde.
    »Mr Archer?«, sagte sie. Auch diesmal sah sie ganz und gar nach Geschäftsfrau aus – keine bunten Tücher, keine großen Kreolen-Ohrringe.
    Ich musterte sie misstrauisch und nickte.
    »Mein Name ist Keisha Ceylon. Erinnern Sie sich an mich?«
    »Und ob«, sagte ich.
    »Nun ja, zuallererst möchte ich mich für den bedauerlichen Vorfall beim Sender entschuldigen. Ich hatte eine feste Zusage, was mein Honorar betraf, sonst wäre es nicht zu diesen Unstimmigkeiten gekommen. Aber natürlich hätte ich Ihre Frau nicht damit behelligen dürfen.«
    Ich schwieg.
    »Wie auch immer«, versuchte sie die Gesprächslücke zu füllen, »Tatsache ist, dass ich Ihrer Frau auch weiterhin gern helfen würde. Und sie will doch sicher nach wie vor erfahren, was mit ihrer Familie geschehen ist.«
    Ich gab immer noch keinen Ton von mir.
    »Darf ich hereinkommen?«, fragte sie.
    Eigentlich wollte ich ihr die Tür vor der Nase zuknallen, aber plötzlich erinnerte ich mich daran, was Cynthia vor unserem ersten Treff mit der Hellseherin gesagt hatte – vielleicht wusste sie ja wirklich etwas, was uns weiterhelfen würde, selbst wenn die Chance nur eins zu einer Million stand.
    Ja, Keisha Ceylon hatte uns schon einmal bitter enttäuscht, aber immerhin wagte sie es, uns ein zweites Mal unter die Augen zu treten. Vielleicht hatte sie eine zweite Chance verdient.
    Nach kurzem Zögern öffnete ich die Tür, um sie einzulassen. Ich führte sie ins Wohnzimmer und wies auf das Sofa, wo am Tag zuvor Abagnall gesessen hatte. Dann setzte ich mich ihr gegenüber und schlug die Beine übereinander.
    »Wahrscheinlich sind Sie skeptisch«, sagte sie. »Dennoch gibt es mysteriöse Kräfte, die Einfluss auf unser Leben nehmen, und nur wenige besitzen die Gabe, sich diese Kräfte zunutze machen zu können.«
    »Hmm«, sagte ich.
    »Wenn ich eine Botschaft erhalte, die einem Menschen in Not helfen könnte, fühle ich mich

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