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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Hab was, was du brauchst. Komm ma rein hier.«
    Er humpelt in den Laden und der Stuhl schaukelt allein weiter. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Eine zentimeterdicke Staubschicht liegt auf den Oberflächen. Die Wände sind mit Schubkästen und Kisten vollgestellt, die nicht zueinander passen. Über jedem einzelnen Behältnis ist ein Schild angebracht, auf dem steht NEU oder GEBRAUCHT oder, noch geheimnisvoller, NOTWENDIG.   Der alte Mann schlurft an den Sachen vorbei, schaut sich die Aufschriften genau an und sucht etwas. Gelegentlich murmelt er vor sich hin – »hmmm« oder »neinnein« oder einmal ein verärgertes »Nein, das isses auch nich«.
    Die Sonne bricht hinter den Wolken hervor. Durch das Fenster dringen Strahlen in den dunklen Gang und beleuchten die wirbelnden Staubpartikelchen. In diesem zauberhaften Licht glitzern sie so, als ob sie aufwärtsschweben und sich zusammentun, um ihre eigene klitzekleine Milchstraßezu erschaffen. Der Staub bewegt sich so, als hätte er eine Absicht – ein Ziel, auf das er zustrebt.
    »Da hammers ja«, sagt der alte Mann. Er steht vor einem Kasten karteikartengroßer Schubladen mit winzigen Griffen. Auf dem Schild darüber steht NOTWENDIG.   Seine knorrigen Finger streifen von Lade zu Lade, bis er schließlich die eine findet, die er sucht.
    »Umm-
hmm
.
Ummm
-hmmm«, murmelt er, öffnet die Schublade und späht hinein. Er zieht eine lange angerostete Schraube hervor. »Das Zeugs taucht immer irgendwie auf, wenn du’s brauchst«, sagt er in seiner langsamen, schleppenden Art. Er humpelt zur Ladentheke rüber, nimmt einen Putzlumpen und gibt ein bisschen Schmierfett aufs Schraubengewinde. »Haste schon ma was vonner Zauberschraube gehört?«
    Ich verkneife mir ein Lachen. »Nein. Nein, Sir.«
    »Jeeenuuun, du siehst grad eine. Das kleine Ding hat das Zeug dazu, ’n Leben zu verändern.« Er hält die Schraube ins Licht, um sie zu untersuchen. »Ganz gut beinander.«
    Das Ding sieht aus wie eine Einladung zum Wundstarrkrampf. Todsicher hat es nichts Magisches an sich.
    »Streck ma die Hand aus, Junge«, sagt er.
    Oh, verdammt, wie bin ich nur in diese Scheiße geraten? Werde ich blutend auf einer Trage enden, während freundliche Krankenschwestern die Köpfe schütteln und gackern? »Oh ja, das war Pops der Pfähler. Wir wissen alles über ihn.« Ist der Alte einer dieser kranken Typen mit einem Keller voller eingezogener Zwischendecken und in Gurkengläsern eingelegter menschlicher Organe? Seine Brillengläser lassen die Augen riesig erscheinen, wie die eines Urzeitinsekts.
    »Warum?«
    »Wennde die Hand nich ausstreckst, wirste es nich rausfindn.«Er klingt nicht ärgerlich oder ungeduldig, einfach nur sachlich.
    Langsam strecke ich meine Hand aus und öffne sie.
    »Und jezz mach die Augen zuuu«, sagt er und zieht die Worte lang.
    Meine Hand schnellt zurück. »Augen zu? Warum?«
    »Funktioniert nich, wennde se nich zumachst. So isses nu ma.«
    Genau. Es wäre für dich viel einfacher,
diese Schraube in meinen Schädel zu bohren
, wenn ich auch noch die Augen schließen würde. Meine Füße legen den Rückwärtsgang ein. »Das war wirklich sehr nett von Ihnen, aber ich sollte jetzt wohl losfahren   …«
    Pops schüttelt den Kopf. »Wennde den Leuten nich ’n büschen vertraust, Junge, wie willstn je hinkomm, wode hinmusst?«
    »Hören Sie, Mister, ist nicht bös gemeint, aber ich kenn Sie nicht   …«
    »Ohne Scheiß, Junge. Auch ich kenn dich nich.« Er reibt mit dem Lappen noch mal über die Schraube. »Drum nennt man’s Vertrauen. Also, biste jezz dabei oder nich?«
    Ich sollte einfach rausgehen, in den Wagen steigen und zurück auf die Straße fahren, anstatt mit einem alten Knacker in einem heruntergekommenen Eisenwarenladen über den Sinn von Vertrauen zu debattieren. Aber dann denke ich an das Federsymbol auf dem Wegweiser. Ich gehe wieder auf den Mann zu, strecke noch einmal den Arm aus, schließe die Augen, und Pops legt mir die Schraube behutsam in die offene Hand. Dann schließt er seine Hand um meine. Seine Haut fühlt sich ledrig und warm an. Er murmelt etwas vor sich hin – ich weiß nicht, was. Das Gemurmel hört auf.
    »Das ist ein notwendiges Teilchen deines Schicksals. Jetzt liegt es in deiner Hand. Geh sorgsam damit um, mein Sohn. Kannst die Augen wieder aufmachn.«
    Ich tue, was er sagt. Der alte Mann ist verschwunden und in meiner Hand liegt eine alte Schraube. Sie glänzt nicht, sie glitzert nicht und macht auch keinen

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